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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der Windpark Neufeld Kattrepel GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

Tumisu (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der Windpark Neufeld Kattrepel GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 zeigt eine insgesamt positive Entwicklung, sowohl hinsichtlich der Ertragslage als auch der Vermögensstruktur. Dennoch gibt es Aspekte, die Anleger aus einer kritischen Perspektive betrachten sollten, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Verschuldung und die Abhängigkeit von externen Rahmenbedingungen.
1. Ertragslage

a) Überdurchschnittliches Ergebnis dank Entschädigungen:

Das Unternehmen erzielte ein Ergebnis nach Steuern von 1.113.633,38 EUR, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (217.212,21 EUR) darstellt.
Ein wesentlicher Teil dieses Ergebnisses ist jedoch auf eine Entschädigung des Anlagenherstellers in Höhe von 758.000 EUR zurückzuführen. Ohne diese einmalige Zahlung wäre das Ergebnis deutlich niedriger ausgefallen. Für Anleger ist dies ein Hinweis darauf, dass der operative Gewinn möglicherweise nicht nachhaltig auf diesem Niveau gehalten werden kann.

b) Bessere Stromproduktion als erwartet:

Der Windpark erzielte eine Stromproduktion von 36.836.983 kWh, was 1,7 % über dem prognostizierten Sollwert lag. Dies zeigt eine positive Entwicklung der technischen Leistung der Anlagen und kann als gutes Zeichen für zukünftige Erträge gewertet werden.

c) Unerwartet hohe Abschreibungen und Betriebskosten:

Die Abschreibungen stiegen von 233.206,50 EUR im Vorjahr auf 1.241.173,30 EUR im Berichtsjahr. Dies deutet auf eine intensive Nutzung der Anlagen oder auf neue Aktivierungen hin, die schnell abgeschrieben werden.
Auch die betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich von 346.187,51 EUR auf 626.098,57 EUR, was auf steigende Wartungs- und Betriebskosten hinweist. Dies könnte die zukünftige Rentabilität belasten, wenn die Kosten weiter steigen.

2. Vermögens- und Finanzlage

a) Rückgang der Bilanzsumme trotz positiver Ertragslage:

Die Bilanzsumme sank von 26.234.463,27 EUR auf 23.623.241,29 EUR, trotz des gestiegenen Ergebnisses. Dies ist größtenteils auf den Rückgang des Umlaufvermögens zurückzuführen, das von 7.243.167,22 EUR auf 5.064.631,02 EUR schrumpfte.

b) Hohe Abhängigkeit von Fremdfinanzierung:

Die Verbindlichkeiten betragen 20.876.723,17 EUR, was fast 88 % der Bilanzsumme entspricht. Die Eigenkapitalquote liegt bei nur 2,91 % – eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (2,28 %), aber weiterhin auf einem kritisch niedrigen Niveau.
Die langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen 17.900.000,01 EUR, mit einer Laufzeit bis 2038. Zwar ist die Rückführung der Darlehen planmäßig, aber das hohe Maß an Verschuldung bleibt ein erhebliches Risiko für Anleger, insbesondere wenn Zinsänderungen nach Ablauf der KfW-Festzinsbindung im Jahr 2032 eintreten.

c) Neue stille Gesellschafter als Kapitalquelle:

Im vierten Quartal 2023 wurden 176 neue Kommanditisten mit Einlagen von insgesamt 1.550.000 EUR aufgenommen. Diese Einlagen stärken zwar die Kapitalbasis, könnten aber auch zu künftigen Gewinnbeteiligungen führen, die den Ertrag für bestehende Anleger schmälern.

3. Risikofaktoren und externe Abhängigkeiten

a) Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen:

Das Unternehmen ist stark abhängig von den Fördermechanismen des EEG. Änderungen in der Tarifstruktur oder der Vergütung könnten die Einnahmesituation negativ beeinflussen.
Der aktuelle Vergütungssatz von 6,67 Cent/kWh wird über Direktvermarktung erzielt. In drei Monaten des Berichtsjahres lagen die Monatsmarktwerte unter diesem Satz, was zeigt, dass der Markt volatil bleibt.

b) Zinsrisiko trotz Absicherung:

Das Unternehmen hat einen Zinsswap abgeschlossen, um das Zinsrisiko zu begrenzen. Der aktuelle Marktwert dieses Zinsswaps beträgt -77.691,66 EUR, was ein potenzielles Risiko bei der Auflösung des Swaps darstellt.
Steigende Zinsen könnten die Refinanzierungskosten erhöhen, insbesondere nach Ablauf der Zinsbindungsfrist.

c) Betriebsrisiken und technische Abhängigkeiten:

Die Verfügbarkeit der Anlagen lag bei 91,11 %, was unter der garantierten Verfügbarkeit von 98 % liegt. Dies deutet auf technische Probleme oder ungeplante Stillstände hin, die sich negativ auf die Ertragslage auswirken könnten.

4. Chancen und Wachstumsperspektiven

a) Potenzial für höhere Erträge:

Die Gesellschaft hat im Jahr 2023 bereits das erwartete Windenergie-Potenzial übertroffen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten die Erträge weiterhin über den Prognosen liegen.

b) Stabilität durch EEG-Förderung:

Die Förderung durch das EEG bietet eine gewisse Planungssicherheit, da die Vergütung auch bei Marktschwankungen abgesichert ist. Dies reduziert das Risiko von Einnahmeverlusten.

c) Politische Unterstützung für Erneuerbare Energien:

Die politische Zielsetzung, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 80 % zu erhöhen, könnte langfristig für stabile Rahmenbedingungen sorgen und den Windpark wettbewerbsfähiger machen.

5. Fazit aus Anlegersicht

Risiken:

Hohes Verschuldungsniveau: Die hohe Fremdfinanzierungsquote bleibt ein zentrales Risiko, insbesondere bei möglichen Zinsänderungen nach 2032.

Abhängigkeit von Einmalzahlungen: Das überdurchschnittliche Ergebnis 2023 basiert zu einem großen Teil auf einer Einmalentschädigung. Ohne solche Sonderzahlungen könnte der operative Gewinn niedriger ausfallen.

Politische und regulatorische Abhängigkeit: Änderungen im EEG oder unerwartete politische Entscheidungen könnten die Einnahmen des Unternehmens beeinflussen.

Technische Risiken: Die niedrigere Verfügbarkeit der Anlagen deutet auf technische Herausforderungen hin, die sich langfristig auf die Ertragslage auswirken könnten.

Chancen:

Überdurchschnittliche Stromproduktion: Die Produktion lag über den Prognosen, was für zukünftige Jahre positives Potenzial bietet.

Solide Kapitalerhöhung: Die Aufnahme von neuen Kommanditisten stärkt die Kapitalbasis und bietet Spielraum für weitere Investitionen.

Stabile EEG-Förderung: Die Fördermechanismen des EEG bieten eine gewisse Sicherheit in einem ansonsten volatilen Marktumfeld.

Politische Unterstützung für Windenergie: Der politische Wille, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen, könnte langfristig zu besseren Rahmenbedingungen für Windparks führen.

Empfehlung:

Für bestehende Anleger ist das Ergebnis 2023 ein positives Signal, insbesondere die gesteigerte Stromproduktion und die Einwerbung neuer Kommanditisten. Die starke Verschuldung und die Abhängigkeit von EEG-Förderungen sollten jedoch im Auge behalten werden.

Für neue Investoren bietet das Unternehmen Wachstumspotenzial, aber die hohe Verschuldung und die Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen machen eine vorsichtige Analyse notwendig. Eine Investition könnte sich lohnen, wenn die operativen Gewinne auch ohne Sondereffekte aufrechterhalten werden können.

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