Es war einmal ein Start-up, das so richtig durchstarten wollte – und dann leider gegen die Wand fuhr. Die Firma Adcada aus Bentwisch, einst hochgelobt und mit glänzenden Versprechungen unterwegs, hat es nun auf die wohl glamouröseste Bühne geschafft: die Anklagebank des Landgerichts Rostock.
Dort müssen sich nun der Gründer Benjamin K., sein Vater Heiko K. sowie Unternehmensanwalt Thomas A. wegen des eher unschönen Vorwurfs des millionenschweren Betrugs verantworten. Ja, richtig gelesen – nicht wegen innovativer Geschäftsideen oder herausragender Finanztaktik, sondern weil sie angeblich Anlegergelder so kreativ verwendet haben, dass die Staatsanwaltschaft jetzt mit der Kunst der Anklageschrift kontert.
Eine Firma, die fliegt – aber leider nicht erfolgreich
Zwischen 2018 und 2021 soll Adcada mit großen Versprechen Investoren angelockt haben. Immobilien, Finanzprodukte, Onlinehandel – die Bandbreite der Geschäftsfelder war beeindruckend. Das Problem? Laut Staatsanwaltschaft fehlte eine klitzekleine Kleinigkeit: die notwendige Erlaubnis der Finanzaufsicht. Aber wer braucht schon behördliche Genehmigungen, wenn man Visionen hat?
Leider führte diese kreative Buchführung nicht zu blühenden Landschaften, sondern zu einem Minus von mehreren Millionen Euro – und schließlich zur Insolvenz. Schon 2020 meldete das Unternehmen finanzielle Turbulenzen an, aber das hinderte die Verantwortlichen laut Anklage nicht daran, weiter in die eigene Tasche zu wirtschaften.
Vom Luxusleben zum Landgericht
Besonders spannend: Während das Unternehmen tief in den roten Zahlen steckte, sollen Gelder auf private Konten umgeleitet worden sein. Und nicht etwa für den Geschäftsbetrieb, sondern – Überraschung – für ganz persönliche Annehmlichkeiten. Autos, Häuser, vielleicht ein schickes Abendessen? Die Details werden sicher noch ans Licht kommen.
Benjamin K. sieht sich dennoch missverstanden und weist jede Schuld von sich. Die Corona-Pandemie sei schuld, sagt er – dass das Unternehmen schon vorher kräftig ins Minus rutschte, scheint ein kleines Detail zu sein, das man lieber ausblendet.
Schutzmasken, die nie kamen – oder doch?
Ein weiteres Highlight: Die Angeklagten stehen auch wegen Betrugs mit Schutzmasken vor Gericht. Angeblich wurde viel versprochen, aber nicht geliefert. Laut Staatsanwaltschaft wusste das Unternehmen genau, dass es nicht zahlungsfähig war – trotzdem wurde munter weiter verkauft. Ein toller Trick, wenn man es sich leisten kann!
Anwalt Robert Feist, der Benjamin K. vertritt, sieht die Lage natürlich anders. Seiner Meinung nach sei die Anklage ein wenig zu „angriffslustig“ formuliert. Schließlich sei Benjamin K. „nur“ Geschäftsführer gewesen – und es wäre ja wohl nicht sein Job, herauszufinden, ob das ganze Geschäftsmodell vielleicht ein Kartenhaus ist.
Und die Moral von der Geschichte?
Nun, die kommenden Monate werden zeigen, ob das Rostocker Landgericht die Argumente der Verteidigung so charmant findet wie sie selbst. Eins steht fest: Es wird ein langer, anstrengender Prozess – mit hoffentlich weniger kreativer Buchführung als in den Adcada-Bilanzen.