Von allen Verkehrsteilnehmern in Deutschland gibt es eine Gruppe, die sich offenbar dazu berufen fühlt, Verkehrsregeln neu zu interpretieren: die E-Scooter-Fahrer. Eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt, dass kein anderer Verkehrsteilnehmer so oft rote Ampeln ignoriert wie die selbsternannten „Straßen-Pioniere“ auf ihren Elektro-Rollern. Bundesweit fuhr rund jeder siebte E-Scooter-Fahrer bei Rot über die Ampel – in Leipzig sogar fast jeder vierte.
Leipzig als Hochburg der Rotfahrer
Die ADAC-Studie, die an vielbefahrenen Kreuzungen in verschiedenen deutschen Großstädten durchgeführt wurde, ergab erschreckende Zahlen. Während bundesweit etwa 14 Prozent der E-Scooter-Nutzer rote Ampeln als freundliche Empfehlung betrachten, schießt Leipzig mit satten 24 Prozent den Vogel ab. E-Scooter-Fahrer in der sächsischen Metropole scheinen rote Ampeln nicht als Hindernis, sondern vielmehr als „Jetzt wird’s spannend!“-Signale zu betrachten.
Aber Leipzigs Verkehrsrebellen sind nicht allein: Auch Fußgänger (6 Prozent) und Radfahrer (5 Prozent) erwiesen sich als rote Ampel-Ignoranten. Autofahrer hingegen erscheinen im Vergleich fast brav – nur ein Prozent ließ sich in der Messung zu einem Rotlichtverstoß hinreißen. Vielleicht, weil sie wissen, dass ihre Kennzeichen sie leichter identifizierbar machen? E-Scooter-Fahrer hingegen genießen eine fast anonyme Freiheit – ohne Nummernschild, dafür aber mit maximalem Einsatz für das persönliche Vorankommen.
Freie Fahrt für freie Rebellen
Was motiviert E-Scooter-Fahrer zu dieser Regel-Missachtung? Ist es der Drang nach Freiheit, das Bedürfnis, Wartezeiten zu minimieren, oder schlichtweg die Annahme, dass bei so kleinen Fahrzeugen Verkehrsregeln ohnehin optional sind? Schließlich passt man mit einem E-Scooter mühelos zwischen wartenden Autos hindurch, wendig genug, um Ampeln aus dem Blick zu verlieren, und schnell genug, um sich unerkannt in der Menge zu verlieren. Vielleicht glauben sie auch, dass ihr niedriger CO₂-Fußabdruck ihnen moralisch das Recht einräumt, rote Ampeln zu überfahren.
Der ADAC schlägt Alarm
Der ADAC zeigt sich besorgt über die Ergebnisse der Studie. Denn das Verhalten der E-Scooter-Fahrer birgt nicht nur für sie selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer enorme Gefahren. Gerade an vielbefahrenen Kreuzungen können solche Verstöße schnell zu Unfällen führen, bei denen E-Scooter-Fahrer aufgrund fehlender Schutzvorrichtungen besonders schlecht abschneiden könnten.
Ein Blick auf die übrigen Verkehrsteilnehmer
Natürlich sollten wir die Schuld nicht ausschließlich den E-Scooter-Fahrern in die Schuhe schieben. Fußgänger und Radfahrer sind ebenfalls keine Unschuldslämmer: In Leipzig überquerten sechs Prozent der Fußgänger und fünf Prozent der Radfahrer Kreuzungen bei Rot. Aber während man bei diesen Gruppen zumindest noch eine gewisse Vorsicht und Angst vor Autos vermuten kann, scheinen E-Scooter-Fahrer regelrecht auf das Risiko zu setzen.
Was tun gegen das Chaos?
Die Zahlen rufen nach mehr Aufklärung und Konsequenz im Umgang mit E-Scootern. Der ADAC fordert nicht nur stärkere Kontrollen, sondern auch gezielte Kampagnen, um das Bewusstsein für die Verkehrsregeln zu schärfen. Insbesondere sollte auch überlegt werden, ob es nicht sinnvoll wäre, E-Scooter-Fahrzeuge mit Kennzeichen auszustatten, um Verstöße besser ahnden zu können.
Fazit: Eine neue Herausforderung im Straßenverkehr
Die E-Scooter haben sich in kurzer Zeit zu einer beliebten und umweltfreundlichen Alternative im Stadtverkehr entwickelt. Doch ihre Nutzer scheinen in einigen Fällen vergessen zu haben, dass sie trotz allem Verkehrsteilnehmer mit Pflichten sind. Die Ergebnisse der ADAC-Studie werfen die Frage auf, wie mit dieser neuen Herausforderung umgegangen werden soll. Klar ist: Wenn E-Scooter-Fahrer weiterhin ungebremst durch rote Ampeln fahren, könnte aus der ökologischen Mobilitätsrevolution schnell ein Sicherheitsproblem werden.