Journalist: Herr Bremer, Sie haben sich den aktuellen Jahresabschluss der WKA Priesholz Beteiligungs GmbH & Co. KG angesehen. Wie bewerten Sie die wirtschaftliche Lage des Unternehmens?
Thomas Bremer: Insgesamt steht die Gesellschaft solide da, aber es gibt einige Entwicklungen, die Anleger beachten sollten. Positiv ist, dass das Unternehmen eine hohe Anlagenintensität aufweist – das bedeutet, dass ein Großteil der Vermögenswerte in langfristigen Sachanlagen wie der Windkraftanlage gebunden ist. Auch die Verbindlichkeiten sind rückläufig, was auf eine kontinuierliche Tilgung der Bankdarlehen hinweist.
Allerdings fällt auf, dass sich der Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr drastisch verringert hat – von 558.640 Euro im Jahr 2022 auf 168.462 Euro im Jahr 2023. Das ist ein Rückgang von fast 70 %, was durchaus ein Warnsignal sein kann.
Journalist: Woran liegt dieser massive Gewinneinbruch?
Thomas Bremer: Die Hauptursache ist der starke Rückgang der Umsatzerlöse. 2022 lagen diese noch bei über 1 Million Euro, 2023 nur noch bei rund 563.000 Euro. Das bedeutet, dass die Einnahmen aus dem Stromverkauf fast halbiert wurden.
Das ist besorgniserregend, denn die Fixkosten – wie die jährlichen Abschreibungen von rund 215.000 Euro oder die Betriebsführungs- und Wartungskosten – bleiben konstant. Ein deutlicher Umsatzrückgang schlägt sich deshalb sofort auf den Gewinn nieder.
Journalist: Ist das ein strukturelles Problem oder eine einmalige Schwankung?
Thomas Bremer: Das ist die große Frage. Grundsätzlich ist das Unternehmen stark vom Windaufkommen und den Marktpreisen für Strom abhängig. Es könnte also sein, dass das Jahr 2023 einfach wetterbedingt schlechter lief.
Aber es gibt noch einen anderen Punkt: Das Ertragspooling mit anderen Windkraftanlagen. Die WKA Priesholz Beteiligungs GmbH & Co. KG teilt sich die Einnahmen mit vier weiteren Windkraftanlagen im Verhältnis 1:5. Das bedeutet, dass nicht nur die eigene Erzeugung zählt, sondern auch die Performance der anderen Anlagen. Falls diese weniger produziert haben oder ungünstige Verträge bestehen, könnte das ebenfalls die Einnahmen drücken.
Journalist: Wie steht es um die finanzielle Stabilität der Gesellschaft?
Thomas Bremer: Grundsätzlich stabil, aber mit schwindenden Reserven. Das Eigenkapital liegt bei rund 701.000 Euro, was noch eine solide Basis ist, aber deutlich gesunken ist – im Vorjahr waren es noch 936.000 Euro.
Die langfristigen Bankverbindlichkeiten wurden weiter abgebaut und liegen jetzt bei 1,94 Millionen Euro, davon müssen aber allein 228.000 Euro innerhalb eines Jahres getilgt werden. Die liquiden Mittel belaufen sich auf rund 304.000 Euro, was knapp genug ist, um kurzfristige Verpflichtungen zu decken.
Journalist: Gibt es Risiken, die Anleger besonders im Auge behalten sollten?
Thomas Bremer: Ja, einige. Erstens die Volatilität der Stromerlöse, die offenbar sehr stark schwanken können. Zweitens besteht ein technisches Risiko, falls es zu Ausfällen oder Reparaturen an der Windkraftanlage kommt – das Unternehmen hat aber eine Verfügbarkeitsgarantie mit Enercon, die das Risiko etwas abfedert.
Ein weiteres Risiko sind mögliche Netzabschaltungen durch den Netzbetreiber. Zwar gibt es im EEG eine Regelung, dass solche Abschaltungen entschädigt werden, aber die Auszahlung kann sich verzögern, was sich auf die Liquidität auswirken kann.
Journalist: Welche Chancen sehen Sie für das Unternehmen in den nächsten Jahren?
Thomas Bremer: Es gibt durchaus positive Faktoren. Der politische Rückenwind für erneuerbare Energien bleibt stark – die Bundesregierung setzt verstärkt auf den Ausbau der Windkraft. Das könnte langfristig die Marktpreise für grünen Strom stabilisieren oder sogar steigern.
Zudem gibt es die Möglichkeit, dass sich die Windverhältnisse 2024 wieder verbessern. Das Unternehmen selbst rechnet mit einem leicht höheren Gewinn als 2023, was zumindest vorsichtigen Optimismus zeigt.
Journalist: Ihr Fazit – ist die WKA Priesholz Beteiligungs GmbH & Co. KG eine solide Anlage?
Thomas Bremer: Für risikoaffine Anleger ja, für sicherheitsbewusste eher nicht.
Die Gesellschaft hat eine gute Substanz, ein solides Geschäftsmodell und eine gewisse Planbarkeit durch das EEG. Allerdings sind die stark schwankenden Einnahmen ein Problem. Die hohen Fixkosten machen das Unternehmen verwundbar für schlechte Jahre, und das geringe Eigenkapital lässt wenig Spielraum für Krisenzeiten.
Anleger sollten genau beobachten, ob sich die Einnahmesituation 2024 stabilisiert – falls nicht, könnte sich das langfristig negativ auswirken.
Journalist: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!