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Klimawandel beschleunigt: Arktis könnte bis 2027 erstmals eisfrei sein

garyankurd (CC0), Pixabay

Das Eis in der Arktis schmilzt schneller als jemals zuvor. Laut neuen Modellrechnungen internationaler Klimaforscher, darunter die schwedische Wissenschaftlerin Céline Heuzé von der Universität Göteborg, könnte bereits im Jahr 2027 der erste eisfreie Tag in der Arktis Realität werden. Ein kritischer Wendepunkt für das empfindliche Ökosystem der Polarregion und das globale Klimasystem.

Dramatischer Verlust seit den 1970er Jahren

Seit den 1970er Jahren schrumpft die Ausdehnung des arktischen Meereises pro Jahrzehnt um über zwölf Prozent. Im Jahr 2024 lag die minimale Eisfläche nur noch bei 4,28 Millionen Quadratkilometern – deutlich unter dem Durchschnitt von 6,85 Millionen Quadratkilometern zwischen 1979 und 1992.

Die aktuellen Berechnungen, die im renommierten Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht wurden, basieren auf tausenden Klimasimulationen. Sie zeigen, dass der erste eisfreie Tag – definiert als eine Eisfläche von weniger als einer Million Quadratkilometer – zwischen 2027 und 2043 eintreten könnte. Entscheidend dafür sind weitere Temperaturanstiege und extreme Wetterereignisse.

Rasches Schmelzen überrascht Forscher nicht

Die Prognose, dass die Arktis bereits in zwei bis drei Jahren für einen Tag praktisch eisfrei sein könnte, erstaunt Heuzé und ihr Team nicht. Vielmehr wundern sie sich, dass es bislang noch keinen solchen Tag gegeben hat. „Die Bedingungen dafür sind längst erfüllt: hohe Temperaturen, eine geschwächte Eisdecke und zunehmende Extremwetterereignisse beschleunigen den Schmelzprozess“, erklärt Heuzé.

Obwohl sich das Meereis im Winter teilweise regenerieren kann, wird die Erholungszeit mit fortschreitender Erwärmung immer kürzer. Experten warnen, dass ein erster eisfreier Tag bald zu einer eisfreien Woche, einem Monat und schließlich zum vollständigen Verschwinden des arktischen Eises führen könnte, wenn keine drastischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise ergriffen werden.

Verheerende Folgen für das Ökosystem

Der Rückgang des Eises hat gravierende Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem der Arktis. Das Meereis bildet die Grundlage der Nahrungskette: Auf ihm wachsen Algen, die kleinen Tieren als Nahrung dienen. Diese wiederum sind Nahrungsgrundlage für Robben, die von Eisbären gejagt werden. „Das Schmelzen des Eises gefährdet das gesamte arktische Ökosystem und damit auch viele Tierarten, die dort leben“, so Heuzé.

Globale Auswirkungen eines eisfreien Nordpols

Die Folgen eines eisfreien Nordpols gehen jedoch weit über die Polarregion hinaus. Ohne das reflektierende Eis absorbiert der dunklere Ozean mehr Sonnenlicht, was die Erwärmung der Arktis und des Planeten zusätzlich beschleunigt. Der steigende Meeresspiegel bedroht weltweit Küstenregionen, während das Verschwinden der Arktis als „Klimaregulator“ zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen führen könnte. Hitzewellen im Winter, Kälteperioden im Sommer und stärkere Stürme könnten weltweit zunehmen.

Handlungsbedarf: Emissionen drastisch reduzieren

Laut Heuzé ist es entscheidend, die Emissionen von Treibhausgasen drastisch zu senken, um den ersten eisfreien Tag in der Arktis hinauszuzögern. „Jeder Rückgang der Emissionen trägt dazu bei, die Eisdecke länger zu erhalten und den Klimawandel zu verlangsamen“, betont sie. Nur durch umfassende internationale Klimaschutzmaßnahmen könne das Schlimmste noch abgewendet werden.

Die Arktis steht am Scheideweg – und mit ihr die Stabilität des globalen Klimas.

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