Start Allgemein Wirecard-Prozess: EY entdeckte schon 2016 fragwürdige Geschäfte

Wirecard-Prozess: EY entdeckte schon 2016 fragwürdige Geschäfte

12
Clker-Free-Vector-Images (CC0), Pixabay

Im laufenden Wirecard-Prozess sind neue Beweise aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass die dubiosen Geschäftspraktiken des Unternehmens bereits lange vor seinem spektakulären Zusammenbruch hätten aufgedeckt werden können. Sonderermittler der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) stießen bereits 2016 auf fragwürdige Transaktionen, die das Fundament des Unternehmens ins Wanken bringen hätten können.

Im Zeugenstand berichtete ein Mitarbeiter von EY von beunruhigenden Entdeckungen. „Wir haben einen Krankenwagenfahrer in Dubai gefunden, der sechs Millionen Dollar unbesichert bekommen hat,“ sagte der EY-Mitarbeiter. Diese Aussage lässt tief blicken: Wirecard vergab offenbar Millionenkredite ohne jegliche Sicherheiten, ein Vorgehen, das in der Finanzwelt höchst ungewöhnlich und riskant ist.

Frühwarnsignale ignoriert?

Die Enthüllungen werfen die Frage auf, warum diese Unregelmäßigkeiten nicht früher aufgegriffen und untersucht wurden. Bereits 2016, vier Jahre vor dem endgültigen Zusammenbruch von Wirecard, gab es Hinweise darauf, dass die Geschäftspraktiken des Unternehmens nicht den üblichen Standards entsprachen. Trotz dieser Alarmsignale konnte Wirecard weiterhin agieren, als sei alles in bester Ordnung.

Millionen ohne Sicherheiten

Der Fall des Krankenwagenfahrers aus Dubai, der sechs Millionen Dollar unbesichert erhielt, ist nur ein Beispiel von vielen. Es stellt sich die Frage, wie viele solcher riskanten Kredite von Wirecard vergeben wurden und ob diese Praktiken systematisch betrieben wurden. Die Vergabe von unbesicherten Krediten in Millionenhöhe deutet auf eine ernsthafte Verletzung der Sorgfaltspflichten hin, die für Banken und Finanzinstitute gelten.

Konsequenzen für EY

Für EY selbst könnte dieser Prozess erhebliche Konsequenzen haben. Als langjähriger Wirtschaftsprüfer von Wirecard steht das Unternehmen nun unter Druck, seine Rolle bei der Überprüfung und Zertifizierung der Geschäftspraktiken von Wirecard zu erklären. Die Enthüllungen im Prozess werfen ein scharfes Licht auf mögliche Versäumnisse und Mängel in der Prüfung und Aufsicht.

Ein Drama in mehreren Akten

Der Wirecard-Skandal, der als einer der größten Finanzskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte gilt, ist damit um ein weiteres Kapitel reicher. Die Enthüllungen aus dem Prozess verstärken den Eindruck, dass der Zusammenbruch des Unternehmens hätte verhindert werden können, wenn frühzeitig und konsequent auf die Warnsignale reagiert worden wäre.

Während der Prozess weitergeht, hoffen viele Beobachter auf eine umfassende Aufklärung und darauf, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Der Fall Wirecard bleibt eine Mahnung an die Finanzwelt, dass Transparenz und Sorgfalt unerlässlich sind, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein