Die Zahl der Betrugsfälle im Online-Banking nimmt zu, und der IT-Branchenverband Bitkom fordert Banken auf, ihre Sicherheitssysteme zu verstärken. Ein alarmierendes Beispiel ist der Fall des Münchners Ulf Weise, der feststellte, dass Unbekannte sein Online-Konto bei der Postbank geleert hatten. Ulf Weise erklärte gegenüber dem Politikmagazin „Kontrovers“, dass Beträge in Höhe von über 4.500 Euro auf Konten in Belgien und Spanien überwiesen wurden, ohne seine Autorisierung. Obwohl er die Postbank zur Sperrung seines Kontos aufforderte, weigerte sich die Bank, den Schaden zu erstatten.
Die Rechtsanwältin Nuriye Yildirim, die Ulf Weise vertritt, bestätigt, dass Banken oft versuchen, sich durch die Behauptung grober Fahrlässigkeit des Kunden bei Betrugsschäden herauszureden. Auch im Fall von Ulf Weise konnte außergerichtlich keine Einigung erzielt werden, und die Postbank wird vor Gericht verklagt.
Die Umfrage von Bitkom zeigt, dass 13 Prozent der befragten Internetnutzerinnen und -nutzer von Online-Banking-Betrug oder Missbrauch von Kontodaten betroffen sind. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst appelliert daher an Banken, bessere Sicherheitssysteme für das Online-Banking bereitzustellen. Ein digitaler Schlüssel wie der Passkey, anstelle von Benutzername, Passwort und anderen herkömmlichen Zugangsdaten, könnte eine Lösung sein.
Rechtsanwältin Yildirim betont die Wichtigkeit einer Polizeianzeige nach einem Betrugsfall und rät Geschädigten, nicht auf den Ausgang eines Ermittlungsverfahrens zu warten. In der Regel bestehen Ansprüche gegen die Bank bei betrügerischen Abbuchungen, die Bankkunden zivilrechtlich verfolgen können. Eine schnelle Reaktion ist dabei entscheidend, da binnen 13 Monaten nach den Abbuchungen Widerspruch eingelegt werden muss.
Ulf Weise konnte sein Geld von der Postbank zurückerhalten, doch Banken könnten sich dies mittels höherer Gebühren bei allen Kunden zurückholen. Bitkoms Forderung nach mehr Sicherheit, wie dem Passkey, könnte daher langfristig der effektivere Weg sein.