Start Politik Deutschland Die Krankenstände in Deutschland

Die Krankenstände in Deutschland

138
Myriams-Fotos (CC0), Pixabay

Im vergangenen Jahr verzeichnete Deutschland einen Rekord an Krankenständen, was maßgeblich zur schwachen Wirtschaftsentwicklung beigetragen hat, so eine neue Studie des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA). Krankheitsbedingte Ausfälle führten zu einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von 26 Milliarden Euro, was die Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozentpunkte drückte.

Ohne die überdurchschnittlichen Ausfälle wäre die deutsche Wirtschaft laut Statistischem Bundesamt um 0,5 Prozent gewachsen, aber das Bruttoinlandsprodukt verringerte sich 2023 um 0,3 Prozent. Der hohe Krankenstand, der nicht mehr leicht durch übliche Maßnahmen wie Überstunden aufzufangen ist, erfordert laut der Studie dringende Maßnahmen, insbesondere im Gesundheitssektor und in der Prävention, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die Forscher betonen, dass bei anhaltendem hohen Krankenstand die deutsche Volkswirtschaft dauerhaft auf Arbeitskräfte von rund 350.000 Beschäftigten verzichten müsste, was in Anbetracht der demografischen Herausforderungen inakzeptabel wäre. Die Krankenversicherung verlor durch den enormen Krankenstand in den letzten beiden Jahren fünf Milliarden Euro, und es kam zu Steuermindereinnahmen von 15 Milliarden Euro.

Die Ursachen für den außergewöhnlich hohen Krankenstand sind noch nicht abschließend geklärt, aber die Unterbrechung von Infektionsketten während der Coronavirus-Pandemie könnte eine Rolle spielen. Grippewellen und vermehrte Atemwegserkrankungen im Herbst 2022 trugen ebenfalls zu den Rekordzahlen bei.

Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen stehen an zweiter Stelle der Krankschreibungsgründe, je nach Krankenkasse. Alle großen Kassen in Deutschland verzeichneten Höchststände bei den Krankenständen, darunter die Techniker Krankenkasse (TK) mit durchschnittlich 19,4 Tagen Krankheit im Jahr 2022.

TK-Chef Jens Baas erklärte, dass Erkältungskrankheiten wie grippale Infekte, Bronchitis oder Grippe mehr als ein Viertel der Fehltage ausmachten. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) vermutet einen Dominoeffekt, da häufige und lange Arbeitsausfälle eine starke Zusatzbelastung für die verbliebenen gesunden Kollegen bedeuten. In Deutschland stieg die Zahl der Krankenstandstage 2002 deutlich auf durchschnittlich 14,9 Tage, den höchsten Wert seit gut 25 Jahren. Vor 1995 lagen die Krankenstände allerdings durchschnittlich teils deutlich höher.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein