Interviewer: Guten Tag, Frau Bontschev. Wir freuen uns, dass Sie heute hier sind, um über die Risiken von Crowdfunding zu sprechen. Ein aktuelles Beispiel ist die Plattform Bergfürst. Können Sie uns erläutern, worum es in diesem Fall geht?
Kerstin Bontschev: Natürlich. Der Fall Bergfürst dreht sich um ein Crowdfunding-Projekt, bei dem der Chef der Plattform, Guido Sandler, über seine Firma GSV finanziell in das Projekt „Courtyard Hotel Laxenburg“ involviert war. Die Anleger wurden über diesen Interessenkonflikt nicht informiert, was zu einer problematischen Risikoverteilung zwischen der Crowd und Sandlers Firma führte.
Interviewer: Wie genau wurde das Crowdfunding für dieses Projekt durchgeführt?
Kerstin Bontschev: Die Anleger konnten ab Ende 2018 in das Projekt investieren und sollten 6,5 Prozent Zinsen pro Jahr erhalten. Doch was die Anleger nicht wussten: Sandler hatte über seine Firma GSV bereits einen Kredit mit 12,5 Prozent Zinsen an das Projekt vergeben. Als Sicherheiten dienten unter anderem Hypotheken, die jedoch nie im Grundbuch eingetragen wurden.
Interviewer: Welche Auswirkungen hatte dies auf die Anleger?
Kerstin Bontschev: Die Anleger trugen letztlich ein höheres Risiko bei geringeren Renditechancen. Als das Projekt scheiterte, verloren sie einen Teil ihres investierten Kapitals. Die Kommunikation und Transparenz seitens der Plattform und des Projektträgers ließen zu wünschen übrig, was die Situation für die Anleger verschlimmerte.
Interviewer: Was können Anleger aus solchen Fällen lernen?
Kerstin Bontschev: Anleger sollten stets die Hintergründe von Crowdfunding-Projekten genau prüfen und sich über mögliche Interessenkonflikte informieren. Wichtig ist auch, das Risiko zu verstehen und nur so viel zu investieren, wie man bereit ist, im schlimmsten Fall zu verlieren.
Interviewer: Was können Anleger tun, wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befinden?
Kerstin Bontschev: Anleger sollten sich rechtlich beraten lassen, um mögliche Ansprüche geltend zu machen. Zwar sind die Kosten für einen Rechtsstreit oft hoch, aber in einigen Fällen können Anleger dennoch erfolgreich sein. Wichtig ist, frühzeitig zu handeln und sich nicht von der Komplexität der Situation abschrecken zu lassen.
Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre Einsichten und Ratschläge. Ihre Expertise hilft Anlegern, die Risiken von Crowdfunding besser zu verstehen und zu navigieren.
Kerstin Bontschev: Es war mir ein Vergnügen. Ich hoffe, dass meine Ausführungen Anlegern helfen, informierte Entscheidungen zu treffen. Danke für das Gespräch.