Start Allgemein Verkaufsprospekt der Nova Sedes Wohnungsbau eG: Totalverlustrisikio trotz Billigung durch BaFin

Verkaufsprospekt der Nova Sedes Wohnungsbau eG: Totalverlustrisikio trotz Billigung durch BaFin

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geralt (CC0), Pixabay

Über dieses Unternehmen haben wir schon mehrfach kritisch berichtet (zuletzt hier). Nun hat es einen von der BaFin genehmigten Verkaufsprospekt  veröffentlicht, wie man stolz verkündete.

So stellt sich die Genossenschaft selber dar im Internet:

Die Nova Sedes Wohnungsbau e.G. ist eine moderne, innovative und bundesweit tätige Wohnungsbaugenossenschaft mit Sitz in Neustadt an der Waldnaab. Gegründet wurde die Nova Sedes Wohnungsbau e.G. bereits im Jahre 2002. Das in der Nova Sedes Wohnungsbau e.G. angesammelte Kapital darf ausschließlich wohnwirtschafltich (sic!) verwendet werden. So kauft, baut oder saniert die Nova Sedes Wohnungsbau e.G. Eigentumswohnungen, Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser oder auch Sozialimmobilien. Die hohe Mitgliederzahl der Nova Sedes Wohnungsbau e.G. und das damit verbundene Kapital ermöglichen es, die Objekte zu besseren Konditionen zu erwerben oder zu bauen, als dies einzelne Käufer oder kleinere Bauherren tun können.“

Und nun zum Prospekt: Die BaFin prüft diese ja bekanntlich nur auf formale Kriterien, so dass folgender Warnhinweis zu beherzigen ist:

Die inhaltliche Richtigkeit der Angaben in dem Prospekt ist nicht Gegenstand der Prüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen.“ D.h., formal hatte die BaFin nichts auszusetzen. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um ein sicheres Investment handelt!

Auf der Webseite findet man das öffentliche Angebot über 5 Mio. Euro Geschäftsanteile (mit Option auf 10 Mio. Euro) sowie den dazugehörigen Prospekt mit VIB. Demnach fallen 7% Agio, 7,5% „Abschlussgebühr“ und weitere „Administrationskosten“ von jährlich 24,- Euro an.

Daraus folgt bei einer Mindestzeichnungssumme von 8.400 Euro und der zwingend verlangten Ratenzahlung von monatlich 40 Euro (Einmalzeichnung ist nicht zulässig), dass die ersten 14,5 Monatsraten (588 Euro) nur für das Agio draufgehen und die Raten vom 16. bis zum 46. Monat (also fast bis zum Ende des 4. Jahres) jeweils zur Hälfte (21,-) für die Provision. Gewinnanteile werden aber erst bei voller Einzahlung der Zeichnungssumme ausgezahlt. Die volle Beteiligung über 8.400 Euro kann somit im Regelfall erst nach ca. 253 Monaten (21 Jahren!) erreicht (vgl. Angaben im Prospekt – S. 41/156 [Punkt 5.4]; S. 48/156 [Punkt 5.8.5]; S. 131/156 [Punkt 11.2.3];S. 132/156 [Punkt 11.2.4]; S. 137/156]). Im Einzelfall kann die Einzahlungsdauer verkürzt werden (z.B. durch Sonderzahlungen bzw. eventuell anfallende Gewinnanteile).

Oder haben wir vielleicht falsch gerechnet? Es gibt wohl nur die Möglichkeit, 7% auf einmal zu zahlen? Dann bezieht sich die Rechnung auf 93%…

Wir empfehlen zudem dem Anleger sich die Seiten 66/156 bzw.67/156 [Punkt 8.7.2.3. sowie 8.7.3.3] anzusehen. Neben der Vorstandvergütung von 103.200 € für vier Jahre, hat Herr Gunnar Hackl einen prognostizierten Anspruch auf  Bonuszahlungen für 4 Jahre von 342.700,00 €. 

Übrigens erhält laut den Unterlagen der Vorstandsvorsitzende Gunnar Hackl zusätzlich mittelbar Provisionen von 11,52 %, d.h. bei maximal 10,08 Mio. Emission sind das 1.161.000 Euro. Dies kassiert Herr Hackl über seine 100%-Beteiligung an der Fissl GmbH, die (als Baugesellschaft!) mit der Vermittlung der Genossenschaftsanteile beauftragt ist und für deren Geschäftsführertätigkeit er auch einen prognostiziertes Geschäftsführergehalt in Höhe von 288.000,00 € bezieht.

Das heißt zusammen erwartet Herrn Hackl einen prognostizierten Mittelzufluss ohne Einbeziehung von den vorstehenden Provisionszahlungen sowie weiteren Gewinnbeteiligungen an beteiligten Gesellschaften in Höhe von 733.900 € (15.289,583 € monatlich in 4 Jahren). … Die Bauaufträge führen wiederum teilweise Hackls zahlreiche Baufirmen aus, u.a. die BauLog GmbH und so weiter und so weiter…. Um einen ersten Einblick von den „Hacklfestspiele“ zu gewinnen, ist die Seite 72/156 Punkt 8.9.4 zu empfehlen (personelle Verflechtungen).

Also während die Anleger in bis zu ca. 253 Monaten jeweils 40 € in ungefähr 21 Jahren und somit einen Gesamtbetrag in Höhe von 8.400,00 (plus eventuelle Gewinnanteile und mit Totalverlustrisiko) ansparen, erreicht das annähernd Doppelte Herr Gunnar Hackl in einem Monat.

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