Start Politik Deutschland Der beste Wahlkampf fand nach der Wahl statt!

Der beste Wahlkampf fand nach der Wahl statt!

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Nun haben wir den Salat. Die AfD ist die drittstärkste Partei in Deutschland, darf sich mithin nun wirklich “Volkspartei” titulieren. In Sachsen wurde sie mit einem hauchdünnen Vorsprung sogar stärkste Partei. Und wer hat den unsäglichen Erfolg zu verantworten? Die AfD selber?

Nein, dieser zerstrittene, provokante, rechtsradikale, rassistische Haufen hat hauptsächlich Klischees bedient, ohne wirklich Lösungen zu bieten. Laut und noch nicht einmal gut gebrüllt. Von daher war die AfD genauso wenig wählbar wie manche der “etablierten” Parteien. Der Unterschied bestand vor allem darin, dass die AfD sich Sündenböcke gesucht hat und diese für Alles verantwortlich gemacht, was ihrer Meinung nach im Lande schiefläuft. Mit diesem Vorgehen hat es in Deutschland schon einmal eine Partei an die Spitze gebracht, aber wir wollen hier nicht in einen Geschichtsunterricht abgleiten (wobei dies für manche Parteigänger und -sympathisanten eventuell sinnvoll wäre).

Nein, das größte Problem lag im Umgang mit der AfD. Erneut haben Merkel und Konsorten die Partei lange Zeit ignoriert und gedacht, wahrscheinlich analog zur Piraten-Partei, dass sich das Problem von allein wieder erledigt. Selbst als die Parolen immer lauter und extremer wurden, ging man nicht auf die dahinterstehenden Probleme ein, sondern reagierte lediglich auf die plumpen Sprüche. Diese thematische, inhaltliche Ignoranz führte natürlich dazu, dass diejenigen, die sich von den Plattitüden der AfD einlullen ließen, weiterhin in ihrem Gefühl bestätigt wurden, die “etablierten” Parteien scherten sich einen Dreck um sie (Pardon für diesen etwas drastischeren Ausdruck).

Nun und noch einen großen Fehler gab es: Die Medien sind ebenfalls auf diese Plattitüden eingestiegen, haben groß darüber berichtet und damit den Eskapaden der AfD eine ihr nicht zustehende mediale Präsenz gegeben. Gleichzeitig aber wurde in relevanten politischen Gesprächsrunden die AfD oft ausgeklammert, dabei hätte man sie dort entlarven können! Somit gaben auch die Medien dem “kleinen Mann” das Gefühl, dass sich keiner für ihn (bzw. auch sie) interessiert. In der gestrigen Nachwahldiskussion in der ARD blieb dem Fernsehsender keine andere Möglichkeit, so dass man ausnahmsweise einmal Vertreter aller wichtigsten Parteien an einen Tisch gebracht und zu verschiedenen Themen befragt hatte.

Zum ersten Mal zeigte sich ein Martin Schulz – der mit seinem nervigen “Schulzzug” ja schnell “Schiffbruch” erlitten hatte – aggressiv und angriffslustig, auch der Kanzlerin gegenüber, reagierte aber gleichzeitig auch wie eine beleidigte Leberwurst: Nein, mit der koaliere ich nicht (noch einmal)! Endlich scheint die SPD nach außen hin wieder Profil zu zeigen und sich von der CDU abzugrenzen!

Jörg Meuthen von der AfD “trumpte” dagegen herum und zeigte sich uneinsichtig, den eindeutig rechten Parolen seiner Parteigenossen gegenüber, selbst als der Moderator Rainald Becker ihm entsprechende Zitate vorlas. Seitens der Linken, der Grünen und der CSU stimmte man daraufhin zu Recht ein, dass man sich zu sehr von der AfD hat punktuell provozieren lassen, ohne auf die eigentlichen Probleme einzugehen. Hoffentlich hat jeder etwas daraus gelernt! Zudem wird sich die AfD nun beweisen müssen. Ist sie wirklicher Parteiarbeit gewachsen oder versucht sie weiterhin, einfach nur mit dummen Parolen zu stören? Und nun mache ich denselben Fehler und lasse mich zu sehr über diese “Meuthe” aus…

Zusammengefasst muss man sagen: Den besten Wahlkampf haben die Parteien (aber auch die Medien) unmittelbar nach der Wahl hingelegt, als sie keine Angst mehr hatten, anzuecken. Aber da war es natürlich zu spät…! Hoffen wir, dass dieser Weckruf wieder zurück zu einer vernünftigen, geerdeten Politik die nächsten vier Jahre führt!

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