Start Verbraucherschutz Haben oder planen Sie ein Start-up? Anschubhilfe mit dem HTGF

Haben oder planen Sie ein Start-up? Anschubhilfe mit dem HTGF

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Sie haben ein gutes Geschäftsmodell, es auf dem Papier fertig ausgearbeitet und suchen nun Geldgeber, die bereit sind, Ihre Idee zu finanzieren? Neben dem Crowdfunding auf diversen Plattformen gibt es seit 2005 den in Bonn ansässigen Hightech-Gründerfonds (HTGF), der eine Anschubhilfe von bis zu zwei Millionen Euro für Start-Ups bereitstellt.

Der Fonds, dem neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, die KfW-Bankengruppe, zahlreiche Wirtschaftsunternehmen wie beispielsweise BASF, Daimler, Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom, RWE Innogy, Carl Zeiss und SAP angehören, verfügt über ein Volumen von rund 576 Millionen Euro, wobei der Großteil auf den Bund und die KfW fällt.

„Bis Ende 2016 gab es 43 echte und 108 Papiermillionäre“, sagt der Leiter Alexander von Frankenberg. Die einen haben ihre Unternehmen erfolgreich versilbert, die anderen kommen auf siebenstellige Bewertungen für ihre Beteiligungen. Für den HTGF und die Geldgeber, die nach der Startphase das Wachstum mitfinanziert haben, hat nun die Erntezeit begonnen.

Seit der Gründung des Hightech-Gründerfonds wurden unzählige Geschäftspläne begutachtet und daraus etwa 460 zur Anschubfinanzierung ausgewählt. Nicht immer läuft es geradeaus. Trotz der Vorprüfungen und Begleitung der Start-ups floppt ein großer Teil, welcher mittlerweile wieder vom Markt verschwunden ist. Andere haben dem HTGF ein Vielfaches seines Einsatzes „zurückgebracht“. Einer dieser Leuchttürme war die von Vodafone übernommene RadioOpt, ein in Dresden ansässiger Spezialist für Netzwerkanalysen. Der Rücklauf lag bei dem Sechsfachen des Investments. Als weiteres Beispiel kann die Münchener Magazino fungieren, deren Anteile von Siemens übernommen worden sind und dem HTGF zu einem guten Schnitt verholfen haben.

Die Sicherheit der Privatinvestoren besteht in der Zahl der Investitionen. Fast 70 seiner „Ziehkinder“ hat der HTGF an andere Eigentümer übergeben, bei vielen geförderten Unternehmen ist der richtige Zeitpunkt für einen Exit aber noch nicht gekommen. Viele waren aus dem ersten, im Jahr 2005 aufgelegten Fonds finanziert worden, von dem sich noch etwa 100 Unternehmen im Portfolio befinden. Den investierten 248 Millionen Euro stehen Anfang 2017 Rückflüsse von 84 Millionen Euro gegenüber, was die beiden Geschäftsführer zuversichtlich stimmt: Der HTGF I wird nicht mit Verlust abschließen – meinen die Herren.

Sofern die Geschäftsideen als förderungswürdig eingestuft und die notwendigen Kriterien eingehalten werden, kann der HGTF bis zu 600.000 Euro Startkapital in der „Seedphase“ und weitere 1,4 Millionen für Anschlussfinanzierungen bereitstellen. Weil das selten ausreicht, werden für die Wachstumsinvestitionen weitere Geldgeber benötigt. 2016 hat der Fonds die Rekordsumme von mehr als 350 Millionen Euro von Dritten eingeworben, mehr als doppelt so viel wie 2015. Stark gestiegen ist hierbei das Engagement vermögender Privatpersonen.

Diese sind früher oft selber Unternehmer oder langjährige Geschäftsführer gewesen. Sie stehen den Jungunternehmen als Business Angels mit Rat und Tat zur Seite. Ausländische Wagniskapitalfonds (Venture Capital, VC), haben hier ihre Chancen entdeckt und im Jahr 2016 ihren Einsatz mehr als verdoppelt. Deutsches Wagniskapital bleibt trotz der Niedrigzinsphase Mangelware. Beleben könnte sich das Angebot durch steuerliche Regeln für die Nutzung der Verlustvorträge von Start-ups. Der von der KfW erhobene Index für das Geschäftsklima wird unterstützt. Der ist nötig. Gemessen an der Wirtschaftskraft sei der VC-Markt in den Vereinigten Staaten so groß, so dass Deutschland positive Impulse brauchen könnte. Bisher sind keine durchgreifenden Fallstricke zu erkennen. Investoren sollten ihre Investition in diesen Fonds als grau ansehen, aber hell beleuchten.

Der HTGF arbeitet mit modifiziertem Finanzierungskonzepten mit dem 2011 aufgelegten zweiten Fonds. Er umfasst 300 Millionen Euro; 44 Millionen Euro hat die private Wirtschaft investiert. Beteiligt sind 18 Unternehmen wie BASF, Bayer, Daimler, Deutsche Post, Telekom, Evonik und RWE Innogy. Die Konstruktion hat Nachteile: Wegen des Übergewichts des Staates gelten EU-Beihilfevorschriften, welche die Finanzierungsmöglichkeiten einengen. Der Ende 2017 aufzulegende dritte Fonds hat erneut ein Zielvolumen von 300 Millionen Euro. Für diesen wird aber ein Unternehmensanteil von 30 Prozent angestrebt, wodurch nach den Maßstäben des Beihilferechts größere Freiheiten möglich sind.

Das Finanzierungslimit kann auf bis zu 3 Millionen Euro je Start-up angehoben werden. Auch in ältere Unternehmen kann investiert werden. Die erweiterten Vergabemöglichkeiten zielen auf kapitalintensive Vorhaben in der Chemie, der Umwelt und dem Maschinenbau ab. Vieler solcher Unternehmen klopfen nicht an, wenn die Finanzierungsmöglichkeiten des HTGF für sie nicht ausreichen. Mit einem Anteil von rund 40 Prozent stehen geförderte Unternehmen mit Software-Entwicklung im Vordergrund.

In der Wirtschaft besteht Interesse an dem neuen Fonds. Zusagen von 60 Millionen Euro seien absehbar. Klassische Mittelständler wollen im Durchschnitt etwa 3 Millionen Euro einbringen. Diese Privatinvestoren sind am Markt meist unerfahren und haben bisher in heute negativ besetzte Geldkonten investiert. Um den Fonds in der Wirtschaft zu vernetzen, sollen bis zu 30 Unternehmen beteiligt werden. Mit dieser strategischen Investition bekommen Investoren direkten Zugang und frühe Einblicke in Hightech-Start-ups, die ihre eigenen Innovationen voranbringen könnten. Es gibt Geldgeber, die in dieser Wachstumsphase mit größeren Beträgen einsteigen. Privatanleger sollten durch frühes Engagement den Markt als spannende Innovation im Bereich der erneuerbaren Energien ansehen. Risiken sollten dennoch beachtet werden. Zweckgebundenes Kapital mit zeitlichem Zielbedarf sollte hier trotz der Perspektiven nicht angelegt werden.

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