Start Allgemein Spendensammler sind unterwegs, aber wo spende ich richtig?

Spendensammler sind unterwegs, aber wo spende ich richtig?

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Ob für Notleidende in Krisengebieten oder für kulturelle Anliegen, ob für Tier- oder Umweltschutz: Alle Jahre wieder wird in den Wochen vor Weihnachten zu Spenden aufgerufen. Und nach wie vor klingeln Sammler an der Haustür.

Deutschland zählt mehr als 600.000 Vereine und rund 21.000 rechtsfähige Stiftungen. Sie alle profitieren von der Bereitschaft, das eigene Säckel für Menschen in Not, für die Versorgung von Tieren und auch für kulturelle Belange zu öffnen: 2014 wurden nach Angaben des Deutschen Instituts für soziale Fragen (DZI) 6,4 Milliarden Euro gespendet; im Jahr zuvor waren es 6,3 Milliarden.

Wer helfen möchte, der tut gut daran, seine Gaben nicht allzu leichtgläubig zu verteilen. Denn längst nicht jede Organisation, die verspricht, mit Euro und Cent Gutes zu bewirken, ist so seriös wie sie sich gibt. Zwar beobachtet der Spendenrat, dass Sammlungen an Haustüren, in Straßen und auf Plätzen an Bedeutung verlieren und auch der persönlich adressierte Brief zu Gunsten regelmäßiger Spenden an Gewicht verliert. Gleichwohl werden in den Wochen vor Weihnachten alle Varianten des Spendensammelns weiterhin praktiziert.

Briefe ans Gefühl

Wie Lebkuchen, Nüsse und Glühwein gehören sie zur Adventszeit: fast tägliche Spendenaufrufe in den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält im folgenden Jahr garantiert erneut Post. Zudem bedienen sich auch Spendenorganisationen kommerzieller Adresshändler. Sie beziehen Anschriften etwa aus Telefonbüchern, durch Preisausschreiben oder von Versandhändlern. Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der bestellten Ware lassen sich unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern. Wer über diesen Weg um eine Spende gebeten wird, der sollte sich bei Zweifeln an der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen, die Organisation genauer anzuschauen. Aufschlussreich ist immer ein Blick in den Jahresbericht, den seriöse Organisationen auf Anfrage zusenden.

Vorsicht ist stets geboten, wenn die Werbepost – statt Daten und Fakten zu bieten – allein auf Gefühle zielt. So warnt etwa das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin: „Plakative, stark emotionalisierende Texte und Mitleid erregende oder sogar die Menschenwürde verletzende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung“. Als positiv bewertet das DZI hingegen „klare, aussagekräftige Informationen und authentische Fotos mit einem erkennbar eindeutigen Bezug“ zu den jeweiligen Vorhaben.

Mit der Büchse unterwegs

Nur noch in den drei Bundesländern Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Spendensammlungen behördlich angemeldet und genehmigt werden. Und allein in Rheinland-Pfalz kümmert sich die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als Landesbehörde um öffentliche Spendensammlungen. In allen übrigen Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, sich eine Satzung zu geben und auf Sammeltour zu gehen. Während früher eine Sammelbüchse verplombt sein musste, gibt es nun oft keine Regelung, um Münzen und Scheine vor zweckentfremdetem Zugriff zu sichern. 

Gerade die Kollekte kann dazu verführen, rasch und unbedacht zu spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu erregen. Doch wie bei der Briefpost gilt auch für die Sammlung mit der Büchse: Womöglich sind es gestellte Aufnahmen. Deshalb ist es ratsam, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige Organisation zu informieren. Wer seriös agiert, der kann in einem Geschäftsbericht darlegen, wofür das Geld aus Spenden oder Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird – und freut sich über eine wohl überlegte Spende per Überweisung. Ist ein Verein oder eine Organisation als gemeinnützig anerkannt, ist dies ein Indiz für deren Lauterkeit. Karitativ anerkannte Spenden können zudem steuerlich abgesetzt werden.

Spendenwerber im Internet

Eine eigene Homepage ist kein Garant für die Seriosität einer Organisation. Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig einen vertrauenswürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind. Wer Zweifel hegt, bittet um Informationen (Jahresbericht, Prospekte) und schaut, was andere Quellen im Netz über die jeweilige Organisation und ihre Aktivitäten äußern.

Vorsicht bei Fördermitgliedschaften

Viele unseriöse Gruppen werben sogleich feste Mitglieder. Meist sind die Beiträge sehr hoch, und geboten wird kaum etwas. Zudem bindet man sich in der Regel für einen längeren Zeitraum. Denn im Unterschied zu sonstigen Haustürgeschäften lässt sich die Verpflichtung zumeist nicht innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Oft fließt auch nur ein kleiner Teil der Beträge in Hilfsprojekte. Den weit größeren Teil der Spendengelder verschlucken meist Werbung und Verwaltung.

Wegweiser durch den Spendendschungel

DZI-SpendensiegelDas Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an förderungswürdige Organisationen ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen sich damit 232 überwiegend soziale Organisationen schmücken. Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die sich selbst beim DZI melden und die Kosten für die Prüfung zahlen. Vor allem kleinere Organisationen sparen sich das. Wenn ein Verein also in der DZI-Liste fehlt, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er unseriös ist. Trägt ein Spendenaufruf den DZI-Sternenkranz, ist hingegen garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und außerdem nachprüfbar ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird.

Quelle VZ/NRW

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