Interview mit Thomas Bremer
In der kommenden Woche werden die ersten Daten für den Anlegerbeirat freigegeben. Damit wird es erstmals möglich sein, die wirtschaftliche Schieflage der betroffenen Gesellschaften genau zu analysieren. Doch was bedeutet das für die Anleger? Und wie geht es weiter, wenn es tatsächlich zur Insolvenz kommt? Wir haben mit Thomas Bremer, Experte für Wirtschafts- und Finanzfragen, gesprochen.
Herr Bremer, was bedeutet die Freigabe der ersten Daten für den Anlegerbeirat?
Thomas Bremer: Das ist ein wichtiger Schritt, weil der Expertenkreis dann endlich prüfen kann, woran die finanzielle Krise liegt und ob es noch eine Lösung gibt. Bislang gab es viele Spekulationen, aber mit den jetzt freigegebenen Daten kann erstmals eine fundierte Analyse erfolgen.
Gibt es überhaupt noch eine Chance, die Insolvenz abzuwenden?
Bremer: Ehrlich gesagt, halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Die aktuellen Entwicklungen deuten stark darauf hin, dass mindestens eine der Gesellschaften Insolvenz anmelden wird. Das bedeutet, dass der Anlegerbeirat in einen Gläubigerausschuss umgewandelt werden könnte – allerdings nur, wenn der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter zustimmt.
Welche Rolle spielt der Insolvenzverwalter in diesem Prozess?
Bremer: Eine sehr zentrale. Sobald das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet ist, hat der Insolvenzverwalter alleiniges Zugriffsrecht auf sämtliche Unterlagen. Die Geschäftsführung der betroffenen Unternehmen verliert dann jegliche Entscheidungsbefugnis. Der Insolvenzverwalter wird sich erst einmal mehrere Wochen Zeit nehmen, um sich einen Überblick zu verschaffen, die Bücher zu prüfen und einen Bericht zu erstellen. Dieser Bericht geht dann ans Gericht und den Gläubigerausschuss, darf aber nicht öffentlich gemacht werden.
Wie geht es für die Anleger weiter?
Bremer: Mit der Insolvenz beginnt die eigentliche Arbeit der Interessengemeinschaft. Wir haben aus ähnlichen Verfahren gelernt, worauf es zu achten gilt, welche Rechte Anleger haben und wie wir ihnen helfen können. Wichtig ist, dass Anleger nicht in Panik verfallen, sondern strategisch vorgehen.
Was ist Ihre Prognose für die nächsten Wochen?
Bremer: Die nächsten Wochen werden entscheidend und sehr dynamisch. Sobald der Insolvenzverwalter die Unterlagen gesichtet hat, wird sich zeigen, welche Möglichkeiten es für die Anleger gibt. Ich rechne mit intensiven Diskussionen und möglicherweise harten Entscheidungen.
Ein abschließender Rat für betroffene Anleger?
Bremer: Ruhe bewahren, keine übereilten Entscheidungen treffen und sich gut informieren. Wir als Interessengemeinschaft werden genau darauf achten, dass die Interessen der Anleger gewahrt bleiben. Wer betroffen ist, sollte sich jetzt mit uns vernetzen, um gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bremer!