Start Verbraucherschutz Rechtsanwalt Reime: Was Anleger bei verlockenden Finanzversprechen rechtlich beachten müssen

Rechtsanwalt Reime: Was Anleger bei verlockenden Finanzversprechen rechtlich beachten müssen

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Frage 1: Herr Reime, das besprochene Finanzversprechen klingt verlockend – 50.000 € anlegen und finanziell sorgenfrei leben. Welche rechtlichen Aspekte müssen bei solchen Aussagen berücksichtigt werden?

RA Reime: Solche Aussagen müssen unter mehreren rechtlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Erstens ist die Transparenz entscheidend. Die Anleger müssen über alle Risiken und Unwägbarkeiten informiert werden, damit keine irreführenden Versprechen gemacht werden. Das bedeutet, dass Begriffe wie „sorgenfrei“ oder „garantierte Rendite“ äußerst vorsichtig verwendet werden sollten. Zudem könnte die Werbung für eine Anlageform, die möglicherweise nicht für alle geeignet ist, als unlautere Werbung gewertet werden, insbesondere wenn die Risiken heruntergespielt werden.

Frage 2: In dem Text wird von der Anlage in ETFs und langfristigen Renditen gesprochen. Gibt es besondere rechtliche Vorgaben, die bei der Bewerbung solcher Finanzprodukte eingehalten werden müssen?

RA Reime: Ja, die Bewerbung von Finanzprodukten, insbesondere von ETFs und anderen Anlageformen, unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen. Laut Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) müssen Finanzdienstleister alle wesentlichen Informationen über die Anlageprodukte bereitstellen, einschließlich potenzieller Risiken. Zudem sind sie verpflichtet, die Kunden gemäß ihrer Risikobereitschaft und Anlagestrategie zu beraten. Wird ein Produkt als sicher und rentabel beworben, müssen die Anbieter sicherstellen, dass diese Aussagen den tatsächlichen Marktbedingungen entsprechen und keine wesentlichen Informationen verschweigen.

Frage 3: Der Text spricht von der „Power vom Zinseszins“ und führt verschiedene Szenarien auf. Was halten Sie aus rechtlicher Sicht von solchen Darstellungen?

RA Reime: Die Darstellung von verschiedenen Szenarien ist grundsätzlich erlaubt, solange sie realistisch und nachvollziehbar ist. Problematisch wird es, wenn die Szenarien so dargestellt werden, dass sie eine falsche Sicherheit oder unrealistische Erwartungen wecken. Wichtig ist, dass in solchen Szenarien deutlich gemacht wird, dass es sich um Annahmen handelt, die nicht garantiert werden können. Zudem muss klar sein, dass vergangene Renditen keine Garantie für zukünftige Erträge sind. Das Versäumnis, solche Hinweise zu geben, könnte als irreführende Werbung betrachtet werden.

Frage 4: Der Text erwähnt auch Steuern und Inflation. Welche Rolle spielen diese Faktoren bei der rechtlichen Bewertung solcher Finanzberatungen?

RA Reime: Steuern und Inflation sind entscheidende Faktoren, die die tatsächliche Rendite einer Anlage erheblich beeinflussen können. Aus rechtlicher Sicht ist es unerlässlich, dass diese Faktoren in der Beratung und in Werbeaussagen berücksichtigt werden. Wird beispielsweise eine Rendite von 1.600 € pro Monat in Aussicht gestellt, ohne dabei die Steuerbelastung und die Inflation zu berücksichtigen, könnte dies zu einer irreführenden Darstellung führen. Anleger könnten dadurch in die Irre geführt werden und falsche Entscheidungen treffen.

Frage 5: Was sollten Anleger tun, wenn sie das Gefühl haben, durch solche Aussagen irregeführt worden zu sein?

RA Reime: Anleger, die sich irregeführt fühlen, sollten zunächst die genauen Inhalte der Werbung und Beratung dokumentieren und sich rechtlichen Rat einholen. Es gibt die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche geltend zu machen, wenn nachgewiesen werden kann, dass durch irreführende Aussagen finanzielle Verluste entstanden sind. Zudem können sich Anleger an die zuständige Aufsichtsbehörde, wie die BaFin, wenden, die solche Fälle untersucht und bei Bedarf Sanktionen verhängt.

Frage 6: Abschließend, was wäre Ihr Rat an die Verbraucher, die über solche Anlageoptionen nachdenken?

RA Reime: Mein Rat ist, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls unabhängigen rechtlichen oder finanziellen Rat einzuholen, bevor man eine Anlageentscheidung trifft. Es ist wichtig, nicht nur den potenziellen Gewinn zu sehen, sondern auch die Risiken und die langfristigen Auswirkungen, einschließlich Steuern und Inflation, zu berücksichtigen. Und natürlich sollte man sich niemals allein auf Werbeaussagen verlassen, sondern die Details und Bedingungen der Anlage genau prüfen.

Frage 7: Gibt es spezielle rechtliche Schutzmaßnahmen, die Anleger kennen sollten?

RA Reime: Ja, Anleger sollten sich der Schutzmaßnahmen bewusst sein, die das Gesetz bietet. Dazu gehören Informationsrechte, Beratungsprotokolle bei Finanzdienstleistern und das Widerrufsrecht bei bestimmten Finanzprodukten. Darüber hinaus können Anleger bei Problemen die Ombudsstelle der jeweiligen Branche anrufen oder rechtlichen Beistand suchen, um ihre Rechte durchzusetzen.

Link: www.youtube.com/watch?v=30kE_IRsyBY

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