Der Jahresabschluss der Windpark Medow GmbH & Co. Erste Betriebs KG für das Geschäftsjahr 2023 macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck: Die Gesellschaft weist weiterhin ein positives Eigenkapital aus und ist finanziell stabil. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich strukturelle Schwächen, die Anleger nicht ignorieren sollten – insbesondere der drastische Rückgang der liquiden Mittel, der Substanzverlust auf der Aktivseite und die nach wie vor hohe Abhängigkeit von Gesellschafterdarlehen.
Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent gefallen – von über 4,39 Millionen Euro auf nun 3,05 Millionen Euro. Diese Entwicklung ist erheblich und signalisiert, dass das Unternehmen erhebliche Mittelabflüsse hinnehmen musste. Besonders stark betroffen ist der Kassenbestand, der sich von 2,96 Millionen Euro auf 1,62 Millionen Euro nahezu halbierte. Diese Schwächung der Liquidität wirft Fragen auf – etwa zu Ausschüttungen, Tilgungen oder betrieblichen Defiziten.
Das Anlagevermögen beträgt weiterhin nur 84.808 Euro – allesamt Sachanlagen. Für eine Betreibergesellschaft im Windenergiesektor ist das ein auffallend niedriger Wert, der darauf hindeutet, dass die eigentlichen Windkraftanlagen entweder abgeschrieben oder in anderen Gesellschaften bilanziert sind. Das operative Geschäftsmodell scheint daher nicht auf Substanz, sondern auf Verwaltungsebene zu operieren.
Das Eigenkapital liegt bei rund 352.000 Euro, was gegenüber der Bilanzsumme eine Quote von rund 11,5 Prozent bedeutet – keine schlechte Basis, aber weder Gewinnentwicklung noch Kapitalaufbau sind erkennbar. Auch 2023 wurde kein Bilanzgewinn erzielt. Anleger sollten dies im Blick behalten, da die Gesellschaft damit rein verwaltend bleibt – ohne erkennbare wirtschaftliche Dynamik.
Ein wesentlicher Teil der Schulden entfällt weiterhin auf Verbindlichkeiten gegenüber den Kommanditisten: 1,13 Millionen Euro. Zwar wurde dieser Betrag im Vergleich zum Vorjahr (2,22 Millionen Euro) fast halbiert, doch die Abhängigkeit bleibt hoch. Diese Kredite sind in der Regel nachrangig, können aber zu Interessenkonflikten führen – etwa im Fall von Ausschüttungen oder bei Restrukturierungen.
Besonders kritisch sind die nicht bilanzierten finanziellen Verpflichtungen: Pachtverträge in Höhe von 182.200 Euro jährlich, Service- und Wartungsverträge mit 368.725 Euro pro Jahr sowie Betriebsführungsverträge in Höhe von 120.000 Euro. Diese Fixkosten von über 670.000 Euro pro Jahr stellen eine dauerhafte Belastung dar – unabhängig von der Einnahmesituation. Für ein Unternehmen mit sinkender Bilanzsumme und ohne operativen Gewinn ist das ein erhebliches Risiko, insbesondere bei fallenden Strompreisen oder technischen Störungen.
Die Windpark Medow GmbH & Co. Erste Betriebs KG zeigt eine ordentliche Kapitalausstattung, aber auch klare Anzeichen für operative und strukturelle Schwächen. Der Rückgang der Liquidität, die sinkende Bilanzsumme und die hohe Fixkostenlast stehen einem statischen Eigenkapital und einem verwaltungsbasierten Geschäftsmodell gegenüber. Anleger sollten vor einer Beteiligung oder Verlängerung genau prüfen, woher die Einnahmen stammen, wie stabil die Liquiditätsplanung ist und ob die Gesellschaft langfristig in der Lage ist, ihre Fixverpflichtungen zu bedienen – insbesondere ohne Kapitalnachschüsse durch Gesellschafter.