Der Jahresabschluss der AgRo & WEA Windpark Lengerich I GmbH & Co. KG zum 31. Dezember 2023 zeigt ein wachstumsorientiertes Windparkunternehmen mit solider Kapitalbasis, spürbarem Investitionsausbau und einem weiterhin robusten Eigenkapitalanteil. Aus Anlegersicht sind sowohl positive Entwicklungen als auch strukturelle Belastungen erkennbar, die bei der Beurteilung einer Beteiligung berücksichtigt werden sollten.
Erweiterung der Vermögensbasis – starker Anstieg bei den Finanzanlagen
Die Bilanzsumme ist leicht gestiegen – von 5,29 Mio. Euro im Vorjahr auf rund 5,37 Mio. Euro. Auffällig ist dabei vor allem der massive Anstieg der Finanzanlagen von rund 312.000 Euro auf über 2,07 Mio. Euro. Diese Entwicklung deutet auf eine strategische Beteiligung oder Kapitalverlagerung innerhalb des Unternehmens- oder Projektverbunds hin. Eine genauere Aufschlüsselung fehlt allerdings, was aus Anlegersicht Transparenz vermissen lässt.
Die Sachanlagen sind gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig – möglicherweise aufgrund von planmäßigen Abschreibungen oder Strukturveränderungen innerhalb des Anlagenportfolios. Insgesamt bleibt das Anlagevermögen mit über 4,3 Mio. Euro das tragende Element der Bilanz.
Solides Eigenkapital – positive Entwicklung setzt sich fort
Das Eigenkapital wurde gegenüber dem Vorjahr um über 500.000 Euro gestärkt und liegt nun bei rund 3,56 Mio. Euro. Damit beträgt die Eigenkapitalquote ca. 66 % – ein solider Wert, der die finanzielle Stabilität der Gesellschaft untermauert. Allerdings bleibt auch im Jahr 2023 ein Bilanzgewinn unberücksichtigt oder wurde vollständig thesauriert. Eine Ausschüttung an Anleger hat damit offenbar nicht stattgefunden.
Deutlicher Rückgang der kurzfristigen Verbindlichkeiten – Fremdkapital strukturell tragfähig
Die Verbindlichkeiten sind von rund 1,63 Mio. Euro im Vorjahr auf ca. 1,13 Mio. Euro gesunken. Besonders positiv ist, dass der kurzfristige Anteil (Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit unter einem Jahr) auf unter 33.000 Euro gesenkt wurde. Gleichzeitig entfallen über 1,1 Mio. Euro auf mittel- bis langfristige Bankverbindlichkeiten, die vollständig besichert sind – etwa durch Sicherungsübereignungen, Abtretungen von Rechten sowie Dienstbarkeiten. Diese Sicherheiten sind aus Anlegersicht üblich, verringern aber bei wirtschaftlichen Störungen die Flexibilität.
Langfristige Vertragsverpflichtungen – kalkulierbar, aber bindend
Neben den bilanzierten Verbindlichkeiten bestehen erhebliche außerbilanzielle Verpflichtungen aus Pacht-, Betriebsführungs- und Wartungsverträgen. Diese Verträge – insbesondere die Wartung mit einem Volumen von fast 185.000 Euro jährlich für weitere drei Jahre – binden die Gesellschaft an feste Ausgabenstrukturen, die unabhängig vom Windaufkommen bedient werden müssen.
Zusätzlich fallen jährlich rund 69.000 Euro aus Mindestpachten und Betriebsführungsverträgen an. Diese Belastungen sind zwar branchenüblich und kalkulierbar, aber vor allem bei geringem Stromertrag ein Risiko für die Ertragslage. Aus Anlegersicht sollten daher mögliche Schwankungen der Stromproduktion, Windverhältnisse und Strompreise in die Risikobewertung einfließen.
Hohe Investitionstätigkeit – operative Details fehlen
Trotz der dynamischen Entwicklung fehlen Angaben zu Umsätzen, Stromerträgen oder Ergebnisgrößen. Das erschwert die Einschätzung der Rentabilität der Gesellschaft. Auch die hohe Zunahme an Finanzanlagen wirft Fragen auf: Was genau wurde erworben oder finanziert? Wird damit eine neue Projektgesellschaft unterstützt, oder handelt es sich um eine Form interner Kapitalverlagerung?
Fazit aus Anlegersicht
Die AgRo & WEA Windpark Lengerich I GmbH & Co. KG zeigt sich bilanziell gut aufgestellt: hohe Eigenkapitalquote, strukturierte langfristige Finanzierung, solide Investitionen. Gleichzeitig bestehen langfristige Zahlungsverpflichtungen, die im laufenden Betrieb zuverlässig gedeckt werden müssen. Die hohe Kapitalbindung in Finanzanlagen sowie das Fehlen von Ergebniskennzahlen erschweren allerdings eine vollumfängliche Bewertung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
Anleger sollten die Entwicklung der Stromerträge, mögliche Ausschüttungsperspektiven und vor allem die wirtschaftlichen Hintergründe der Finanzanlagen kritisch beobachten. Das Investitionsprofil erscheint grundsätzlich interessant, aber nur bei ausreichender operativer Substanz und transparenter Kommunikation dauerhaft attraktiv.