In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine herrscht Angst, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Doch viele Ukrainer*innen weigern sich zu fliehen – nicht aus Zustimmung, sondern aus Überzeugung, dass das Böse nicht siegen darf. Eine Aktivistin der friedlichen Widerstandsgruppe Zla Mavka berichtet gegenüber CNN, wie sie täglich in Angst lebt: Schon ein falscher Kommentar, ein Lied auf dem Handy oder das Fehlen russischer Dokumente kann zur Verhaftung führen.
Auch der 22-jährige Stepan wurde 2022 mit seinen Eltern verhaftet, gefoltert und ohne Anklage festgehalten. Nach seiner Freilassung lebte er in ständiger Angst, bis er kürzlich mit Hilfe einer Spezialeinheit fliehen konnte.
Die Situation wird verschärft durch neue Maßnahmen Moskaus: Einwohner*innen der besetzten Gebiete müssen bis September russische Staatsbürgerschaften annehmen – wer sich weigert, wird zur „ausländischen Person“ erklärt und darf nur noch begrenzt dort bleiben. Ohne russische Papiere gibt es keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Arbeit oder Eigentum. Für Männer bringt der Pass zudem die Gefahr der Zwangsrekrutierung in die russische Armee mit sich.
Die „Russifizierung“ schreitet voran: Ukrainische Sprache, Kultur und Identität werden systematisch unterdrückt. In vielen Städten erinnern das Leben und die Propaganda an die Sowjetunion. Trotzdem leisten Gruppen wie Zla Mavka Widerstand – durch das Verbreiten ukrainischer Literatur und das Feiern nationaler Feiertage.
Viele Menschen hoffen weiterhin auf eine Befreiung durch Kiew und seine westlichen Verbündeten. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass ein möglicher Friedensplan unter US-Präsident Donald Trump die Besatzung zementieren könnte. Seine Äußerungen, wonach es „unwahrscheinlich“ sei, dass die Ukraine all ihr Territorium zurückerhält, lösen unter den Betroffenen Angst aus.
Die Flucht aus den besetzten Gebieten ist extrem riskant. Russische Truppen führen an allen Ausgängen sogenannte „Filtrationsprozesse“ durch, bei denen selbst kleine Verdachtsmomente – etwa ein Kommentar auf Social Media – zu Verhaftungen führen können. Zudem ist der Weg über Russland und Europa lang, teuer und gefährlich.
Trotz allem bleibt der Wille zum Widerstand stark. Wie eine der Aktivistinnen sagt: „Selbst wenn unsere Städte offiziell zu Russland erklärt werden – der Widerstand wird nicht aufhören.“