Der Jahresabschluss zum 31. Dezember 2023 der Windpark Waal UG & Co. Infrastruktur KG gibt aus Anlegersicht ein durchwachsenes Bild ab: Einerseits wurde die Liquiditätsposition deutlich verbessert und das Anlagevermögen bleibt weitgehend erhalten. Andererseits stagnieren Ertragskennzahlen, und die Bilanz weist eine sehr hohe Fremdfinanzierung auf – insbesondere durch Gesellschafter. Für Anleger ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Risiken, die im Folgenden bewertet werden.
Ertragslage: Keine Ergebnisverwendung ausgewiesen, Jahresergebnis bleibt unklar
Im Abschluss fehlen Angaben zum Bilanzgewinn oder Jahresüberschuss – ein Punkt, der aus Anlegersicht zu kritisieren ist. Da die Position „Bilanzgewinn“ bei Null bleibt und keine Veränderungen des Eigenkapitals durch Ergebnisverwendung erkennbar sind, bleibt offen, ob die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2023 überhaupt einen Gewinn erwirtschaftet hat. Diese Intransparenz ist für Anleger problematisch, denn eine fundierte Einschätzung zur Rentabilität ist ohne Einblick in die Gewinn- und Verlustrechnung kaum möglich.
Eigenkapital: Rückgang trotz gestiegener Bilanzsumme
Das Eigenkapital ging von rund 162.000 Euro auf etwa 144.000 Euro zurück – also ein Rückgang von rund 11 Prozent. Die Eigenkapitalquote fällt damit von knapp 40 Prozent auf etwa 14 Prozent, da sich die Bilanzsumme mehr als verdoppelt hat (von 407.000 Euro auf über 1 Mio. Euro). Dieses Missverhältnis deutet darauf hin, dass der Anstieg auf der Aktivseite fast ausschließlich durch Fremdkapital finanziert wurde. Das schwächt die Risikotragfähigkeit der Gesellschaft deutlich.
Vermögenslage: Starke Ausweitung des Umlaufvermögens
Das Anlagevermögen ist leicht rückläufig, was auf reguläre Abschreibungen hindeutet. Es beträgt am Jahresende rund 140.000 Euro und stellt damit nur noch einen kleinen Teil der Gesamtbilanz dar. Dagegen hat sich das Umlaufvermögen – insbesondere durch einen sprunghaften Anstieg der Forderungen und der liquiden Mittel – deutlich erhöht:
Forderungen stiegen auf über 806.000 Euro (Vorjahr: 245.000 Euro),
der Kassenbestand stieg auf rund 87.000 Euro (Vorjahr: 4.600 Euro).
Die Ursache für diesen Zuwachs bleibt unklar. Für Anleger stellt sich die Frage, ob es sich hierbei um projektbezogene Einmalposten, Zuschüsse, Forderungen gegenüber Projektpartnern oder Einnahmen aus Einspeisung handelt. Ohne nähere Erläuterungen zur Art der Forderungen bleibt ein wesentliches Risikopotenzial bestehen – insbesondere bei eventuellen Ausfallrisiken.
Finanzlage: Hoher Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten – starke Abhängigkeit von Gesellschaftern
Die Verbindlichkeiten stiegen von rund 242.000 Euro auf über 886.000 Euro – fast eine Vervierfachung. Auffällig dabei:
Sämtliche Verbindlichkeiten sind kurzfristig fällig (Restlaufzeit bis zu einem Jahr).
Rund 766.000 Euro dieser Verbindlichkeiten entfallen auf Gesellschafter.
Diese Zahlen deuten auf eine hohe Abhängigkeit von Gesellschafterdarlehen und damit auf eine interne Finanzierungssituation, bei der externe Gläubiger wenig beteiligt sind. Zwar kann das Flexibilität bedeuten, es birgt aber auch Risiken für externe Kapitalgeber, da Gesellschafter bei Problemen vorrangig agieren können – insbesondere bei fehlendem Gewinn und niedrigem Eigenkapital.
Organisationsstruktur und Betriebsführung
Die Gesellschaft verfügt über kein eigenes Personal. Die operative Führung obliegt der WindStrom Süd GmbH, ebenfalls mit Sitz in Kaufering. Die Komplementärin ist mit einem gezeichneten Kapital von 26.400 Euro ausgestattet. Die zentrale Verantwortung liegt bei einem Geschäftsführer. Für Anleger bedeutet dies: Die Verwaltung ist schlank und effizient, birgt aber auch Abhängigkeiten von einzelnen Personen und Dienstleistern. Technische oder kaufmännische Details zum Betrieb der Windkraftanlagen fehlen im Abschluss vollständig.
Fazit aus Anlegersicht
Die Windpark Waal UG & Co. Infrastruktur KG weist eine sehr starke Ausweitung ihrer Bilanzsumme auf – jedoch ohne erkennbaren Ertragsfortschritt. Die Eigenkapitalquote ist deutlich gesunken, die Liquidität wurde zwar verbessert, basiert aber maßgeblich auf kurzfristigen Gesellschafterverbindlichkeiten. Die Ertragslage bleibt intransparent, und ohne veröffentlichten Jahresüberschuss lässt sich die Rentabilität nur schwer beurteilen.
Bewertung: vorsichtig neutral mit erhöhtem Beobachtungsbedarf
Die Gesellschaft verfügt über kurzfristige Zahlungsfähigkeit, ist jedoch stark fremdfinanziert und stark auf Gesellschafter gestützt. Anleger sollten insbesondere auf die Klärung der Ergebnisentwicklung, die Qualität der Forderungen und die Rückzahlungsmodalitäten der Gesellschafterverbindlichkeiten achten. Künftige Offenlegungen sollten transparenter und strukturierter erfolgen, um Vertrauen bei Kapitalgebern zu stärken.