Der Jahresabschluss der Windpark Kolonistenkrug GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 vermittelt einen nüchternen Einblick in die wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp 400.000 Euro auf 2,53 Millionen Euro gesunken. Der Rückgang betrifft in erster Linie das Sachanlagevermögen und den Zahlungsmittelbestand, während das Eigenkapital unverändert niedrig bleibt.
Mit einem bilanzierten Eigenkapital von lediglich 10.000 Euro auf eine Bilanzsumme von über 2,5 Millionen Euro ergibt sich eine Eigenkapitalquote von weniger als 0,5 Prozent. Dies ist aus Anlegersicht äußerst kritisch zu beurteilen, da bereits geringe Verluste zu einer bilanziellen Überschuldung führen können. In wirtschaftlich stabilen Zeiten mag dies zu verschmerzen sein, aber bei technischen Problemen oder rückläufigen Einspeiseerlösen entsteht schnell ein erhebliches Risiko.
Das Anlagevermögen besteht überwiegend aus den Windkraftanlagen, die zum Bilanzstichtag mit 2,08 Millionen Euro bewertet wurden. Die planmäßige Abschreibung erfolgt über eine Nutzungsdauer von 16 Jahren, was marktüblich erscheint. Die Reduzierung des Anlagevermögens im Vergleich zum Vorjahr weist auf die Fortschreibung der Abschreibungen hin; Investitionen oder Zuschreibungen wurden im Berichtsjahr nicht getätigt.
Das Umlaufvermögen ist ebenfalls rückläufig – vor allem aufgrund eines deutlich gesunkenen Kassen- und Bankguthabens. Der Zahlungsmittelbestand fiel von knapp 395.000 Euro auf rund 255.000 Euro. Diese Entwicklung signalisiert eine Verminderung der Liquiditätsreserve, die insbesondere angesichts des hohen Fremdfinanzierungsgrads beobachtet werden sollte.
Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände belaufen sich auf rund 139.000 Euro, alle mit einer Restlaufzeit von unter einem Jahr. Forderungen gegenüber Gesellschaftern bestehen nicht, was die Neutralität der Bilanzpositionen unterstützt.
Die Passivseite ist nahezu vollständig durch Verbindlichkeiten geprägt. Der Verbindlichkeitsstand lag zum Bilanzstichtag bei rund 2,5 Millionen Euro, davon rund 492.000 Euro gegenüber Gesellschaftern. Dies bedeutet, dass fast 20 Prozent der Verbindlichkeiten innerhalb des Gesellschafterkreises bestehen – eine für Anleger relevante Information, da dies potenzielle Interessenkonflikte bei der Mittelverwendung implizieren kann.
Darüber hinaus enthält der Verbindlichkeitsblock langlaufende Schulden mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren in Höhe von etwa 589.000 Euro. Die Tilgungsstruktur ist damit langfristig ausgerichtet, was aus Finanzierungssicht positiv ist, gleichzeitig aber die Flexibilität einschränken kann, insbesondere bei vorzeitiger Rückzahlung oder Umschuldung.
Die Rückstellungen in Höhe von rund 26.800 Euro beinhalten auch eine Rückstellung für den Rückbau der Windkraftanlagen, die ratierlich angesammelt wird. Diese Pflicht trifft alle Windparkbetreiber und stellt sicher, dass am Ende der Betriebsdauer ausreichende Mittel für den Rückbau vorhanden sind. Im Vorjahr lagen die Rückstellungen noch bei etwa 54.500 Euro, der Rückgang sollte hinterfragt werden, da Rückbauverpflichtungen in der Regel steigen und nicht sinken.
Das Unternehmen beschäftigt keine Mitarbeiter, was bedeutet, dass der Betrieb der Windkraftanlagen vollständig über externe Dienstleister organisiert wird. Dies ist in der Branche üblich, bedeutet aber auch eine gewisse Abhängigkeit von externen Betriebsführern und Technikern.
Insgesamt zeigt der Abschluss ein sehr niedrig kapitalisiertes Unternehmen mit hoher Fremdfinanzierung und rückläufiger Substanz. Die Finanzierung erfolgt zu einem nicht unerheblichen Teil durch Gesellschafterdarlehen, was bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu Interessenkonflikten zwischen Anlegern und Gesellschaftern führen kann. Auf der positiven Seite steht, dass das Sachanlagevermögen in einem planmäßig abgeschriebenen Zustand ist und keine außergewöhnlichen Risiken aus der Bilanz hervorgehen. Die Ertragslage bleibt jedoch im Dunkeln, da keine Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen wurde. Auch Angaben zu Einnahmen, Betriebskosten oder Cashflows fehlen, was eine Einschätzung der Rentabilität unmöglich macht.
Aus Anlegersicht ist das Unternehmen derzeit nur eingeschränkt beurteilbar. Die Substanz in Form der Windkraftanlagen ist vorhanden, doch das extrem niedrige Eigenkapital, der Rückgang der Liquidität sowie der vollständige Verzicht auf eine Ergebnisdarstellung erschweren eine transparente Bewertung. Vor einer Beteiligung oder dem Erwerb von Anteilen wäre eine detaillierte Analyse der Ertragslage, der Stromabnahmeverträge und der technischen Anlagenlaufzeit notwendig. Anleger sollten zudem klären, wie mit den Gesellschafterdarlehen im Fall von Liquiditätsengpässen verfahren wird.