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Märkte unter Druck: US-Dollar fällt auf Mehrmonatstief nach Zollerhöhungen

Kredite (CC0), Pixabay

Die jüngsten Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump zur Ausweitung von Importzöllen haben die globalen Finanzmärkte spürbar erschüttert und zu einer deutlichen Abwertung des US-Dollars geführt. Investoren reagieren mit Risikoaversion auf die Verschärfung protektionistischer Töne aus Washington – mit unmittelbaren Folgen für den Devisenmarkt.

Der Dollar-Index, der die Stärke des US-Dollars gegenüber einem Korb von sechs führenden Währungen misst, sank um 0,8 Prozent auf 102,9840 Punkte. Damit erreichte der Index den tiefsten Stand seit Oktober 2024 – ein deutliches Signal für das wachsende Unbehagen unter Marktteilnehmern hinsichtlich der wirtschaftlichen und geopolitischen Auswirkungen der US-Handelspolitik.

Unsicherheit nimmt zu: Anleger flüchten in sichere Häfen

Die Nervosität an den Märkten ist groß. Mit den Zollerhöhungen sendet die US-Regierung erneut ein klares Signal: Der Kurs der wirtschaftlichen Abschottung wird weiterverfolgt – selbst auf die Gefahr hin, internationale Handelspartner wie China, die EU oder Mexiko zu provozieren.

„Die Anleger wollen kein Risiko eingehen und preisen zunehmend ein schwächeres globales Wirtschaftswachstum ein“, kommentierte Kyle Rodda, Marktanalyst beim Online-Broker Capital.com. Der Rückgang des Dollars sei Ausdruck wachsender Konjunkturängste und sinkender Zuversicht in die internationale Handelsordnung.

Die Sorge vor einem umfassenden Handelskrieg ist dabei keine rein theoretische. Investoren befürchten, dass weitere Strafmaßnahmen oder Vergeltungszölle seitens anderer Staaten die globalen Lieferketten empfindlich stören und das Wirtschaftswachstum ausbremsen könnten. Besonders betroffen wären exportorientierte Branchen wie Technologie, Maschinenbau und Automobilindustrie – sowohl in den USA als auch in Europa und Asien.

Euro und andere Währungen legen zu

Von der Schwäche des US-Dollars konnten andere Währungen unmittelbar profitieren. Der Euro legte um 0,7 Prozent auf 1,0935 US-Dollar zu und erreichte damit den höchsten Stand seit mehreren Wochen. Auch klassische „sichere Häfen“ wie der Schweizer Franken und der japanische Yen verbuchten Kursgewinne. Der Markt interpretiert dies als eine Flucht in Stabilität, während der Dollar kurzfristig an Attraktivität verliert.

Einige Analysten sehen in der Dollar-Schwäche jedoch auch einen strategischen Nebeneffekt der US-Politik: Eine bewusst herbeigeführte Abwertung könne Exporte fördern und so die Handelsbilanz verbessern – auf Kosten des Vertrauens in die langfristige Stabilität der US-Währung.

Zinsfantasie schwindet – Blick richtet sich auf die Fed

Parallel zur Handelspolitik blicken die Märkte auch auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die aggressive Rhetorik aus dem Weißen Haus und die Verunsicherung auf den Märkten erhöhen den Druck auf die Fed, ihren geldpolitischen Kurs zu überdenken. Zinserhöhungen erscheinen unter den aktuellen Umständen weniger wahrscheinlich, was ebenfalls zur Verwässerung des Dollar-Niveaus beiträgt.

Zudem könnten steigende Importpreise – bedingt durch neue Zölle – die Inflation kurzfristig anheizen, was der Fed zusätzliche Komplikationen bei der geldpolitischen Steuerung bescheren dürfte.

Ausblick: Eskalation oder Entspannung?

Wie es weitergeht, hängt maßgeblich von den Reaktionen anderer Staaten sowie dem weiteren Handeln der US-Regierung ab. Beobachter rechnen mit erneuten Spannungen im Verhältnis zu China, das als Hauptziel der US-Zollerhöhungen gilt. Auch die Europäische Union dürfte sich gezwungen sehen, politische und wirtschaftliche Gegenmaßnahmen zu prüfen – inklusive möglicher Strafzölle auf US-Produkte.

Langfristig könnte sich die zunehmende Handelsspannung nicht nur auf Währungen, sondern auch auf Aktienmärkte, Rohstoffpreise und Unternehmensgewinne auswirken. In jedem Fall gilt: Die nächste Phase im globalen Wirtschaftskonflikt hat begonnen – und Anleger stellen sich bereits auf eine Phase erhöhter Unsicherheit ein.

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