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„Pump and Dump: So erkennen Sie betrügerische Kursmanipulationen“ – Interview mit Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Michael Iwanow

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay

Frage: Herr Iwanow, der Begriff „Pump and Dump“ taucht immer wieder im Zusammenhang mit Börsenbetrug auf. Was genau bedeutet das?

Michael Iwanow: „Pump and Dump“ ist eine betrügerische Strategie, bei der der Kurs einer Aktie oder einer Kryptowährung künstlich in die Höhe getrieben wird – also „gepumpt“ wird – um dann plötzlich große Mengen dieser Wertpapiere mit Gewinn zu verkaufen, also „zu dumpen“. Sobald die Initiatoren ihre Anteile abgestoßen haben, fällt der Kurs rapide und ahnungslose Anleger verlieren ihr Geld.

Frage: Wie funktioniert diese Masche in der Praxis?

Iwanow: Es läuft in der Regel in mehreren Phasen ab:

  1. Die Täuschung beginnt
    Die Betrüger kaufen selbst große Mengen einer wenig bekannten Aktie oder Kryptowährung, die oft einen niedrigen Kurs und geringe Handelsvolumina hat. Dann starten sie gezielte Werbemaßnahmen – zum Beispiel über soziale Medien, Börsenforen oder sogar gekaufte Finanznachrichten.

  2. Der Hype wird aufgebaut
    In dieser Phase wird die Aktie oder die Kryptowährung als „Geheimtipp“ beworben. Es heißt, dass Insider davon profitieren, dass bald eine große Ankündigung kommt oder dass es eine bahnbrechende Innovation gibt. Die Betrüger verbreiten gezielt Falschinformationen und schüren FOMO (die „Fear of Missing Out“ – also die Angst, eine einmalige Gelegenheit zu verpassen).

  3. Neue Anleger steigen ein
    Viele Privatanleger lassen sich von den Versprechungen und den steigenden Kursen mitreißen. Sie kaufen ein – oft aus der Angst heraus, sonst etwas zu verpassen. Der Kurs steigt weiter, scheinbar bestätigt sich der „Tipp“.

  4. Der plötzliche Absturz
    Irgendwann verkaufen die Initiatoren ihre Anteile mit hohem Gewinn. Da sie große Mengen halten, führt der Verkauf zu einem drastischen Kurssturz. Anleger, die später eingestiegen sind, sitzen dann auf nahezu wertlosen Papieren.

Frage: Woran kann ein Anleger erkennen, dass er auf einen „Pump and Dump“-Betrug hereingefallen ist?

Iwanow: Es gibt einige Warnsignale, auf die Anleger achten sollten:

  • Unbekannte oder unseriöse Quellen: Wenn ein Finanzprodukt hauptsächlich in Börsenforen, über soziale Medien oder über Direktnachrichten beworben wird, ist Vorsicht geboten. Seriöse Investitionen werden nicht über Spam-Nachrichten oder aggressive Werbung gepusht.

  • Plötzlicher Kursanstieg ohne ersichtlichen Grund: Wenn eine Aktie oder eine Kryptowährung innerhalb kürzester Zeit stark steigt, aber es keine echten Nachrichten oder Unternehmensentwicklungen gibt, ist Skepsis angebracht.

  • Übertriebene Versprechen: Aussagen wie „Garantierte Gewinne!“, „Die nächste 1000%-Chance!“ oder „Insider-Wissen, das Banken geheim halten!“ sind typische Betrugsmerkmale.

  • Geringes Handelsvolumen vor dem Anstieg: Wenn eine Aktie oder ein Coin vorher kaum gehandelt wurde und plötzlich in den Fokus gerät, könnte das eine geplante Manipulation sein.

  • Keine nachvollziehbaren Unternehmenszahlen oder Geschäftsmodell: Wer in eine Aktie investiert, sollte sich das Unternehmen dahinter genau anschauen. Gibt es echte Geschäftsberichte? Wer steckt hinter der Firma?

Frage: Was sollten Anleger tun, wenn sie glauben, Opfer eines „Pump and Dump“-Betrugs geworden zu sein?

Iwanow: Der wichtigste Schritt ist, sich nicht von Panik leiten zu lassen. Wer bereits investiert hat, sollte genau prüfen, ob es noch Chancen gibt, seine Verluste zu begrenzen. In manchen Fällen können rechtliche Schritte sinnvoll sein – zum Beispiel, wenn nachweislich falsche Informationen verbreitet wurden oder wenn Betrüger aktiv Anleger getäuscht haben.

Anleger sollten zudem eine Strafanzeige stellen, um Ermittlungen gegen die Täter einzuleiten. Außerdem kann es sich lohnen, einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht zu kontaktieren, um mögliche Schadenersatzansprüche zu prüfen.

Frage: Wie kann man sich vor „Pump and Dump“-Betrug schützen?

Iwanow: Der beste Schutz ist eine gesunde Skepsis. Anleger sollten sich nie von Emotionen oder Hypes leiten lassen, sondern immer selbst recherchieren. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.

Es lohnt sich auch, auf regulatorische Hinweise zu achten: Die BaFin und andere Finanzaufsichtsbehörden warnen regelmäßig vor unseriösen Anbietern. Wer langfristig investieren will, sollte sich an seriöse Plattformen und bewährte Anlageformen halten.

Frage: Ihr Fazit?

Iwanow: „Pump and Dump“ ist eine gefährliche Betrugsmasche, die immer wieder in neuen Formen auftaucht. Anleger müssen sich bewusst sein, dass nicht jede „Geheimtipp“-Investition ein Glücksgriff ist. Wer gut informiert ist und skeptisch bleibt, kann sich vor hohen Verlusten schützen.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Iwanow!

Iwanow: Sehr gern!

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