Manchmal sind es gerade die kleinen Änderungen, die eine große Bedeutung haben. Dass Frankreichs Nationalversammlung künftig nicht mehr durch Aufstehen oder Sitzenbleiben abstimmt, mag auf den ersten Blick nach einer bloßen Formalie klingen. Doch dieser Schritt zeigt, wie tief verwurzelte Strukturen oft Menschen mit Behinderungen benachteiligen – selbst an einem Ort, an dem Gesetze für alle gemacht werden.
Sebastien Peytavie, der erste Rollstuhlfahrer im französischen Parlament, hat damit nicht nur eine praktische Hürde beseitigt, sondern eine viel größere Botschaft vermittelt: Behinderung entsteht oft nicht durch die körperliche Verfassung eines Menschen, sondern durch eine Umwelt, die nicht an alle angepasst ist. Dass Peytavie überhaupt in einer Sonderposition neben der Ministerbank sitzen muss, anstatt unter den Abgeordneten, ist dafür ein weiteres Beispiel.
Die einstimmige Zustimmung des Parlaments ist erfreulich, aber sie sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass echte Barrierefreiheit noch ein weiter Weg ist – nicht nur in Frankreich, sondern in vielen Ländern. Dieses Gesetz ist ein wichtiger Schritt, aber es darf nicht der letzte sein. In einer Demokratie sollten alle die gleichen Möglichkeiten haben – im Plenarsaal und darüber hinaus