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„Verbraucherschutz muss oberste Priorität haben“ – Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel über die BaFin-Studie zu Zertifikaten
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„Verbraucherschutz muss oberste Priorität haben“ – Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel über die BaFin-Studie zu Zertifikaten

Tumisu (CC0), Pixabay

Die BaFin hat den Zertifikate-Markt in Deutschland umfassend untersucht und dabei Licht und Schatten entdeckt. Besonders brisant: Der Vertrieb von Anlage-Zertifikaten sowie das hohe Verlustrisiko bei Turbo-Zertifikaten. Rechtsanwalt Maurice Högel, Experte für Kapitalmarktrecht, erklärt im Interview, welche Konsequenzen die Ergebnisse haben sollten.

Herr Högel, die BaFin hat keine systematischen Missstände im Vertrieb von Anlage-Zertifikaten festgestellt. Ist das eine Entwarnung für Banken und Sparkassen?

🔹 Maurice Högel: Nicht unbedingt. Es stimmt, dass keine systematische Fehlberatung nachgewiesen wurde, aber die Studie zeigt dennoch, dass viele Kunden die Produkte nicht verstehen. Besonders bei Express-Zertifikaten wusste jeder Fünfte nicht, wie das Produkt funktioniert. Das ist alarmierend! Banken haben eine besondere Verantwortung, ihre Kunden verständlich und transparent zu beraten.

Eine Erkenntnis der Studie: Banken weisen Margen in Kosteninformationen uneinheitlich aus, sodass Kunden schlecht vergleichen können. Ist das ein Problem?

🔹 Högel: Ja, denn Transparenz ist das A und O. Wenn Banken Gebühren und Margen unterschiedlich oder unklar ausweisen, wird es für Verbraucher unmöglich, faire Vergleiche zwischen Produkten anzustellen. Das verstößt gegen den Gedanken des Verbraucherschutzes und könnte langfristig sogar Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen.

Besonders kritisch sieht die BaFin den Handel mit Turbo-Zertifikaten. Laut Studie haben 75 Prozent der Käufer Geld verloren – insgesamt über 3,4 Milliarden Euro. Sind diese Anleger selbst schuld?

🔹 Högel: Natürlich trägt jeder Anleger eine gewisse Eigenverantwortung. Aber es reicht nicht zu sagen: „Selber schuld!“. Die Anbieter dieser Produkte müssen klar und deutlich über die hohen Risiken aufklären. Dass so viele Menschen über Jahre hinweg Geld verloren haben, zeigt: Es fehlt an echter Transparenz! Viele Anleger unterschätzen das Verlustrisiko – und das ist auch eine Folge von unzureichenden Warnhinweisen.

Die BaFin spricht von möglichen aufsichtlichen Maßnahmen. Welche Konsequenzen erwarten Sie für Banken und Produkthersteller?

🔹 Högel: Die BaFin wird vermutlich strengere Transparenzregeln durchsetzen. Möglich wären klare Vorgaben zur standardisierten Ausweisung von Kosten, verpflichtende Risikohinweise in verständlicher Sprache oder sogar Einschränkungen beim Vertrieb besonders spekulativer Produkte wie Turbo-Zertifikate. Außerdem sollten Banken ihr Beratungspersonal besser schulen, damit Anleger wirklich verstehen, worin sie investieren.

Was raten Sie Verbrauchern, die sich für Zertifikate interessieren?

🔹 Högel: Erstens: Nie blind investieren! Anleger sollten sich ausführlich informieren, bevor sie ein Zertifikat kaufen. Zweitens: Immer nachfragen, wenn etwas unklar ist. Drittens: Bei hochspekulativen Produkten wie Turbo-Zertifikaten besonders vorsichtig sein – hier können schnell hohe Verluste entstehen. Wer unsicher ist, sollte sich unabhängig beraten lassen.

Herr Högel, vielen Dank für das Gespräch!

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