Die Flutkatastrophe in Valencia hat nicht nur unermessliches Leid über die betroffenen Regionen gebracht, sondern auch einen Fall gelöst, der 40 Jahre lang als ungeklärtes Rätsel galt. Miguel Morales Molina, jahrzehntelang als vermisst gemeldet und sogar 2016 für tot erklärt, tauchte nun tatsächlich tot auf. Ein Mann, der offenbar zweimal starb – zunächst aus dem Leben seiner Familie, dann endgültig in den Wassermassen der Naturkatastrophe.
Doch was auf den ersten Blick nach einer tragischen Geschichte klingt, birgt bei näherer Betrachtung eine ganz andere Dimension. Molina war kein unschuldiges Opfer, sondern ein Mann mit einer gewalttätigen Vergangenheit. Seine ehemalige Partnerin berichtet von jahrelangen Misshandlungen, von Angst, von Flucht. Dass selbst seine eigenen Eltern ihr rieten, sich zu trennen, spricht Bände.
Die tragische Ironie an der Geschichte ist, dass niemand ihn vermisst hat. Seine Familie wusste tief in ihrem Inneren, dass er wohl noch irgendwo lebte, doch niemand suchte nach ihm. Seine Töchter wuchsen ohne Vater auf – aber vielleicht war das besser so. Die emotionale Distanz, die sich über vier Jahrzehnte aufgebaut hatte, zeigt sich besonders in den Worten seiner Tochter: „Ich habe ihn aber nie suchen wollen.“
Hier zeigt sich eine bittere Wahrheit: Nicht jeder Vermisstenfall ist eine Tragödie. Manche Menschen verschwinden nicht als Opfer, sondern als Täter, die ihrer Vergangenheit entfliehen – oder glauben, sich ihr entziehen zu können. Miguel Morales Molina führte offenbar ein Leben in völliger Anonymität, abseits jeder staatlichen Strukturen. Kein Arztbesuch, kein Konto, keine Papiere. Ein Geist in einer Großstadt.
Nun ist er zurück – doch nicht als verlorener Sohn oder vermisster Ehemann, sondern als letzte Randnotiz eines Naturdramas. Dass die Enthüllung seines Todes die Familie nicht erschüttert, sondern eher bestätigt, was sie ohnehin vermutete, ist das vielleicht traurigste Detail dieser Geschichte. Ein Mann, den niemand suchte – und den am Ende auch niemand vermisst.