Sonnenstudios in den USA versuchen, sich neu zu positionieren, indem sie verstärkt Wellness- und Spa-Dienstleistungen anbieten. Angesichts wachsender Bedenken gegenüber UV-Strahlung und Hautkrebsrisiken setzen viele Betreiber auf Alternativen wie Rotlichttherapie, Infrarotsaunen und andere Schönheitsbehandlungen, um neue Kunden zu gewinnen.
Ein Beispiel dafür ist Zoe Routh, eine 22-jährige Studentin aus Oklahoma. Obwohl sie regelmäßig ein Sonnenstudio besucht, nutzt sie keine Solarien, sondern die zusätzlichen Spa-Angebote. „Meine Familie hat eine Vorgeschichte mit Hautkrebs – meine Großmutter hatte ihn – deshalb habe ich Angst vor Sonnenbänken“, erklärte sie gegenüber USA TODAY.
Branchenwandel: Von Sonnenstudio zum „Sun Spa“
Laut McKinsey & Company war die Wellnessbranche in den USA 2024 rund 480 Milliarden Dollar wert. Für Sonnenstudios bietet sich hier eine neue Chance.
Onyi Odunukwe, CEO der Kette Glo Tanning mit über 100 Standorten, sieht den Wandel als überlebensnotwendig: „Wir wollen nicht mehr Sonnenstudio genannt werden, sondern Sun Spa. Wer sich nicht anpasst, wird nicht überleben.“
Auch Palm Beach Tan, eine der größten Ketten in den USA, reagiert auf den Trend. CEO Diane Lucas erklärte, dass das Unternehmen alle 250 Firmenstandorte mit Infrarotsaunen und Rotlicht-Panels ausgestattet hat. Die restlichen 400 Franchise-Filialen sollen bis April folgen. Um das neue Konzept zu unterstreichen, wird das Unternehmen schrittweise in „Palm Beach Beauty and Tan“ umbenannt.
Laut Lucas hat sich die Strategie ausgezahlt: Ein Drittel der Neukunden kommt mittlerweile wegen der Wellness-Angebote.
Warum der Wandel nötig ist
Die Zahl der Sonnenstudios in den USA ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Laut IBISWorld gab es 2011 noch 85.000 Sonnenstudios, 2024 waren es weniger als 21.000.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Gesundheitsbedenken: Die Obama-Regierung führte 2010 eine 10%ige Steuer auf Solarien ein. Zudem haben 22 US-Bundesstaaten und Washington, D.C. das Solariumverbot für Minderjährige verschärft.
- Konkurrenz durch Alternativen: Immer mehr Menschen setzen auf Spray-Tanning oder Selbstbräunungsprodukte. Laut einer 2023 veröffentlichten Studie nutzten 18 % der Frauen zwischen 18 und 49 sonnenlose Bräunungsmethoden, während nur noch 12 % Solarien verwendeten.
- Weniger Interesse der jungen Generation: „Gen Z ist nicht so begeistert vom Bräunen wie frühere Generationen. Die Branche muss sich anpassen, um relevant zu bleiben“, sagte Sherry Pagoto, Professorin an der Universität Connecticut.
Rotlichttherapie: Hype oder echte Wirkung?
Viele Studios setzen auf Rotlichttherapie, da sie als hautfreundliche Alternative zur Bräunung beworben wird. Die Behandlung soll Akne reduzieren, Falten glätten und die Hautstruktur verbessern.
Laut Dr. Elizabeth Houshmand, einer doppelzertifizierten Dermatologin, gibt es erste vielversprechende Studien. Eine deutsche Untersuchung aus dem Jahr 2014 zeigte „ziemlich gute Ergebnisse“ bei der Hautverbesserung. Auch Infrarotlicht, das tiefer in die Haut eindringt, könnte Muskelregeneration beschleunigen.
Allerdings betonen Experten, dass weitere groß angelegte klinische Studien nötig sind. Zudem gibt es potenzielle Nebenwirkungen, insbesondere für Menschen mit Rosacea, Lupus oder dunkler Haut, die zu Hyperpigmentierung neigt. Auch Augenschutz wird empfohlen.
Kritik: Ist das wirklich Wellness?
Einige Experten sehen die neue Strategie kritisch. Dr. Joel Gelfand von der Universität Pennsylvania erinnert daran, dass Bräunung grundsätzlich mit DNA-Schäden verbunden ist: „Um die Haut zu bräunen, reagiert der Körper auf Zellschäden. Das ist eine bewusste Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.“
Auch Professorin Pagoto warnt vor einem widersprüchlichen Image: „Solange Solarien Teil des Angebots sind, ist es nicht ganz ehrlich zu sagen, dass es um Gesundheit und Wellness geht.“
Fazit
Die Sonnenstudio-Branche versucht, sich durch Wellness-Dienstleistungen neu zu positionieren. Während Rotlichttherapie und Infrarotsaunen als innovative Lösungen beworben werden, bleibt die Frage, ob das Konzept glaubwürdig ist, solange Solarien weiterhin zum Angebot gehören.
