Die Importe von Cannabis nach Deutschland für medizinische und wissenschaftliche Zwecke haben im Jahr 2024 einen erheblichen Zuwachs verzeichnet. Laut Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist die eingeführte Menge im Verlauf des Jahres kontinuierlich gestiegen. Besonders im zweiten Halbjahr nahm das Importvolumen deutlich zu.
Im ersten Quartal des Jahres wurden 8,1 Tonnen Cannabis importiert. Diese Menge wuchs im zweiten Quartal auf 11,6 Tonnen an, bevor sie im dritten Quartal auf 20,7 Tonnen nahezu verdoppelt wurde. Im vierten Quartal erreichte der Import schließlich mit 31,7 Tonnen einen neuen Höchstwert. Damit hat sich die Menge innerhalb eines Jahres fast vervierfacht.
Mögliche Ursachen für den starken Anstieg
Das BfArM selbst gab keine offiziellen Gründe für die steigenden Importe an. Dennoch lassen sich mehrere mögliche Faktoren identifizieren, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben könnten:
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Wachsende Nachfrage nach medizinischem Cannabis
Die Zahl der Patienten, die Cannabis auf Rezept erhalten, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Ärzte verschreiben es zunehmend als Alternative zu konventionellen Medikamenten, insbesondere bei chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen oder zur Linderung von Nebenwirkungen bei Krebsbehandlungen. -
Regulatorische Anpassungen und vereinfachte Verschreibungsmodalitäten
Seit der Legalisierung von medizinischem Cannabis im Jahr 2017 hat sich der Zugang für Patienten stetig verbessert. Möglicherweise haben neue rechtliche Rahmenbedingungen oder eine erleichterte Verschreibungspraxis dazu geführt, dass mehr Patienten Cannabis-Produkte erhalten und die Nachfrage entsprechend steigt. -
Ausbau internationaler Lieferketten
Deutschland ist stark auf Importe angewiesen, da die eigene Produktion medizinischen Cannabisses begrenzt ist. Der Anstieg der Importmengen könnte darauf hindeuten, dass neue Handelsabkommen mit internationalen Produzenten geschlossen wurden oder bestehende Lieferketten effizienter geworden sind. Wichtige Exportländer sind unter anderem Kanada, die Niederlande, Portugal und Dänemark. -
Vorbereitung auf mögliche regulatorische Änderungen in Deutschland
In der politischen Diskussion stand 2024 die weitere Liberalisierung von Cannabis im Fokus. Auch wenn die vollständige Legalisierung von Genusscannabis nur schrittweise umgesetzt wird, könnten Importeure und Produzenten bereits vorsorglich ihre Lagerbestände erhöhen, um auf eine steigende Nachfrage vorbereitet zu sein. -
Wissenschaftliche Forschung und klinische Studien
Neben dem medizinischen Einsatz könnte auch die zunehmende Forschung zu Cannabis-Produkten eine Rolle spielen. Klinische Studien zu neuen Therapieansätzen oder zur Wirksamkeit unterschiedlicher Cannabinoide könnten eine höhere Importnachfrage mit sich bringen.
Bedeutung für den deutschen Markt und die Zukunft der Cannabis-Versorgung
Der deutliche Anstieg der Cannabis-Importe zeigt, dass sich der Markt für medizinisches Cannabis in Deutschland weiter dynamisch entwickelt. Während die Produktion innerhalb Deutschlands nach wie vor begrenzt ist, decken Importe den wachsenden Bedarf. Die Entwicklung dürfte auch Auswirkungen auf die Preisgestaltung und die Versorgungssicherheit haben.
Für Patienten könnte die steigende Verfügbarkeit bedeuten, dass sie künftig weniger mit Lieferengpässen oder langen Wartezeiten rechnen müssen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwieweit Deutschland seine eigene Produktion ausbauen wird, um weniger abhängig von Importen zu sein.
Angesichts der politischen Diskussionen über eine mögliche Ausweitung der Cannabis-Legalisierung bleibt abzuwarten, wie sich der Markt weiterentwickelt. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach medizinischem Cannabis auch in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Die Bundesregierung und die Gesundheitsbehörden werden diese Entwicklung genau beobachten, insbesondere im Hinblick auf eine sichere und kontrollierte Abgabe an Patienten.