Er war der Meister der Märchenrenditen, der Mozart der Millionenvermehrung, der Steve Jobs der Schneeballsysteme – und jetzt ist er einfach nur ein Häftling mit einer sehr teuren Vergangenheit: Thomas Entzeroth, einst gefeierter Finanzguru, muss wegen Betrugs für fünf Jahre und zehn Monate ins Gefängnis.
Sein Geschäftsmodell? Simpel wie ein kaputtes Monopoly-Spiel: Geld von neuen Anlegern nehmen, um alte auszuzahlen, dabei Renditen von 15 bis 20 Prozent versprechen und so tun, als hätte ein Wunder-Algorithmus den ultimativen Börsenschlüssel gefunden. Der Name des Programms: „Forans“ – ein angeblicher Supercomputer, der in Wirklichkeit nicht mal einen Taschenrechner überlistet hätte.
Swiss Banking oder doch nur heiße Luft?
Mit „Private Banking Swiss made“ lockte Picam Tausende Anleger. Statt echter Gewinne gab es allerdings nur heiße Luft – und die wenigen echten Ausschüttungen kamen aus den Einzahlungen neuer Opfer. Fast ein Jahrzehnt lang funktionierte das Spiel, bis 2017 plötzlich das Kartenhaus einstürzte. Schuld war diesmal nicht der Algorithmus, sondern die Berliner Volksbank, die einfach keine Lust mehr hatte, Konten für Wunder-Geldmaschinen zu führen.
Richter Ralph Obermeier fasste das Ganze trocken zusammen: „Das war ein klassisches Schneeballsystem.“ Oder anders gesagt: Ein Pinguin hätte es auf Dauer besser gemanagt.
„Das Geld ist irgendwo in der Bankenwelt verschwunden“ – Na klar!
Entzeroth, der sich vor Gericht als bedauernswerter Held in einer tragischen Verwechslung präsentierte, zeigte sich in seinem Schlusswort zwischen Reue, Rätselraten und Selbstmitleid schwankend.
Er entschuldigte sich bei den Opfern, behauptete, seit 2017 alles zur Aufklärung zu tun – und schob dann ganz nebenbei ein „Das Geld ist irgendwo in der Bankenwelt verschwunden“ hinterher. Vermutlich direkt neben dem sagenumwobenen Topf Gold am Ende des Regenbogens.
Auf die 12 Millionen Euro Barabhebungen und die 17 Luxusautos, die einst auf ihn gemeldet waren, ging er lieber nicht ein. Prioritäten und so.
Tränendrüsenalarm und ein spießiger Buchhalter
Während Entzeroth in seinen eigenen Worten schwelgte, zeigte sich sein Mitangeklagter, der Wirtschaftsprüfer Manfred E., emotionaler. „Es tut mir unendlich leid“, schluchzte er mehrfach. Seine Verteidigung betonte, er sei eigentlich nur ein spießiger Buchhalter, der keine Ahnung hatte, woran er mitarbeitete. Das Gericht sah das anders und verurteilte ihn zu zwei Jahren auf Bewährung – wohl wissend, dass er nun auch noch seine Zulassung verlieren könnte.
Der dritte Mann und die unendliche Geschichte
Ein dritter Angeklagter hoffte auf den Überraschungsjoker: „neue Beweise“, die ihn entlasten sollen. Das Gericht zeigte sich skeptisch und trennte sein Verfahren ab – Fortsetzung folgt.
Fazit:
Picam war nie eine echte Firma. Entzeroth war nie ein Finanzgenie. Und sein Wunder-Algorithmus war nie mehr als ein modernes Märchen. Das Einzige, was wirklich blieb: 3000 betrogene Anleger und ein Finanzjongleur, der sich nun an Gefängnismenüs statt an Luxusautos gewöhnen muss.