1. Allgemeiner Überblick: Finanzielle Stabilität mit Fokus auf Liquidität
Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um 27 % auf 3,18 Mio. EUR gestiegen. Das deutet auf ein solides Wachstum hin, allerdings gibt es einige auffällige Finanzierungsstrukturen, die für Anleger wichtig sind.
Positiv:
- Liquiditätsbestand stark angestiegen → Die Kassenbestände und Bankguthaben haben sich um 21 % auf 2,87 Mio. EUR erhöht. Das bedeutet, dass das Unternehmen finanziell handlungsfähig bleibt.
- Höhere Forderungen (+142 %) → Kann auf höhere Einnahmen aus Stromeinspeisungen hindeuten.
Negativ:
- Nahezu kein Anlagevermögen → Der Großteil der Bilanz besteht aus Umlaufvermögen und Rückstellungen.
- Steigender Schuldenstand → Verbindlichkeiten haben sich fast verdoppelt.
2. Eigenkapitalquote: Stabil, aber geringe Reserven
Das Eigenkapital ist mit 692.000 EUR unverändert geblieben. Dadurch liegt die Eigenkapitalquote nur bei ca. 22 % (Vorjahr: 27 %).
Kritikpunkt:
- Eine Eigenkapitalquote von unter 30 % kann als finanzielle Schwäche gewertet werden, insbesondere wenn die Verbindlichkeiten stark steigen.
- Keine Aufstockung des Eigenkapitals trotz gestiegener Bilanzsumme → Warum wurden keine Reserven gebildet?
3. Verbindlichkeiten: Hohe Abhängigkeit von Gesellschaftern
Die Verbindlichkeiten sind um 88 % auf 993.386 EUR gestiegen. Besonders auffällig:
- 959.520 EUR der Verbindlichkeiten bestehen gegenüber Gesellschaftern (Vorjahr: 478.657 EUR).
- Kurzfristige Verbindlichkeiten sind stark gestiegen → Alle Schulden haben eine Laufzeit unter einem Jahr.
Problem:
- Hohe Abhängigkeit von Gesellschafterdarlehen → Was passiert, wenn die Gesellschafter das Geld kurzfristig zurückfordern?
- Keine langfristigen Finanzierungsquellen → Das Unternehmen ist von kurzfristiger Liquidität abhängig.
4. Anlagevermögen: Ist der Windpark noch aktiv?
Das Anlagevermögen bleibt mit nur 13 EUR (!) unverändert.
Hinterfragung:
- Hat das Unternehmen überhaupt noch Windkraftanlagen in Betrieb?
- Falls ja: Warum sind sie nicht bilanziert? Ist das eine Spezialstruktur innerhalb einer Holding?
- Falls nein: Ist das Geschäftsmodell nur auf die Verwaltung und Abwicklung von Zahlungen ausgerichtet?
5. Forderungen: Offene Zahlungen und Abhängigkeit von Gesellschaftern
Die Forderungen sind auf 299.439 EUR gestiegen (+142 %).
- 224.000 EUR davon sind Forderungen gegen Gesellschafter → Gibt es Zahlungsrisiken?
Bedenklich:
- Ein Unternehmen sollte nicht in großem Maße von den eigenen Gesellschaftern offene Forderungen haben.
- Falls Zahlungen ausbleiben, könnte das zu Liquiditätsproblemen führen.
6. Rückstellungen: Hohe Belastung durch zukünftige Verpflichtungen
Die Rückstellungen sind um 16 % auf 1,5 Mio. EUR gestiegen.
- Enthalten sind auch Rückstellungen für den Rückbau der Windenergieanlagen.
- Unklar bleibt, ob die Rückstellungen ausreichen, um spätere Kosten zu decken.
Kritikpunkt:
- Rückstellungen von fast 1,5 Mio. EUR (47 % der Bilanzsumme!) sind extrem hoch → Was verursacht diese hohen Verpflichtungen?
- Falls es sich um Rückbauverpflichtungen handelt: Sind die Anlagen dann abgeschrieben und nicht mehr betriebsfähig?
7. Umsatz: Fehlende Gewinn- und Verlustrechnung macht Analyse schwierig
Es gibt keine detaillierte Gewinn- und Verlustrechnung. Das erschwert die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit.
- Klar ist nur: Die Umsätze stammen ausschließlich aus Stromverkäufen.
- Sind die Erträge ausreichend, um die steigenden Verbindlichkeiten zu decken?
Frage:
- Wie profitabel ist der Windpark tatsächlich?
- Ist der Cashflow aus den Stromeinspeisungen stabil genug, um die Schulden zu bedienen?
8. Fazit: Liquidität stark, aber zu viele Unklarheiten für Anleger
Der Jahresabschluss zeigt eine solide Liquiditätslage, aber auch kritische finanzielle Abhängigkeiten und fehlende Transparenz über die Ertragslage.
Positive Aspekte:
Hoher Kassenbestand → Kurzfristig ist das Unternehmen nicht in Liquiditätsgefahr.
Gestiegene Forderungen → Könnte auf höhere Einnahmen hindeuten.
Rückstellungen für zukünftige Verpflichtungen vorhanden.
Kritische Aspekte:
Kaum Anlagevermögen ausgewiesen → Ist der Windpark überhaupt noch aktiv?
Hohe Abhängigkeit von Gesellschaftern → Sowohl bei Verbindlichkeiten als auch Forderungen.
Steigende Verbindlichkeiten (+88 %) → Keine klare Strategie zur langfristigen Finanzierung.
Keine Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht → Unklar, ob das Unternehmen wirklich profitabel ist.
9. Empfehlung für Anleger
Investoren sollten sich folgende Fragen stellen:
- Welche Windkraftanlagen sind noch aktiv? Gibt es noch eine echte Wertschöpfung oder ist es eine reine Finanzierungsstruktur?
- Wie hoch sind die tatsächlichen Einnahmen aus der Stromeinspeisung?
- Wie sicher sind die Forderungen gegenüber Gesellschaftern?
- Warum werden alle Schulden kurzfristig finanziert?
Fazit:
- Für spekulative Anleger könnte das Unternehmen interessant sein, wenn es tatsächlich operative Einnahmen aus Windkraft gibt.
- Für risikoaverse Investoren ist dieses Unternehmen wenig transparent, stark von internen Finanzstrukturen abhängig und hat eine fragwürdige Finanzierungsstruktur.
Empfehlung: Anleger sollten weitere Informationen zu den tatsächlichen Erträgen und der operativen Tätigkeit anfordern, bevor sie investieren.