Es klang zu schön, um wahr zu sein: Ein eigenes Solarkraftwerk auf dem Dach, umweltfreundlicher Strom aus Sonnenenergie, Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen und vielleicht sogar ein kleiner Beitrag zur Rettung des Planeten. Wer würde da nicht investieren wollen? Dummerweise haben einige clevere Geschäftsleute erkannt, dass man mit dieser grünen Euphorie nicht nur Solarmodule verkaufen, sondern auch Kunden so richtig abzocken kann.
Ein besonders dreister Fall zeigt, wie der Solarboom nicht nur die Dächer, sondern auch die Taschen windiger Unternehmer gefüllt hat – auf Kosten ahnungsloser Verbraucher. Die Opfer? Ganz normale Menschen, die schlicht das Pech hatten, auf das falsche Unternehmen zu setzen.
Viel Geld für wenig Leistung: Wenn die Solaranlage zur Geisterinvestition wird
Nehmen wir Birgit Vetter aus der Oberpfalz. Sie wollte nachhaltig in die Zukunft investieren, buchte ein „Solar-Komplett-Paket“ bei den Bayerischen Landeswerken (BLW), einer Firma aus dem Münchner Umland. Das Konzept klang verlockend: Alles aus einer Hand – von der Lieferung bis zur Installation. Doch nach der ersten Euphorie kam die große Ernüchterung.
Zwar waren die Solarmodule fix auf ihrem Dach montiert, doch die entscheidenden Komponenten – Wechselrichter und Batteriespeicher – blieben aus. Ohne diese Geräte war die schicke Solaranlage nichts weiter als eine teure Dachverschönerung. Das Beste daran? Die meisten Kunden, so auch Frau Vetter, hatten bereits einen Großteil des Kaufpreises überwiesen – in ihrem Fall 59.000 Euro. Und dann? Funkstille.
„Wenn man so im Nachhinein drüber nachdenkt, fühlt man sich schon betrogen“, sagt sie heute. Ein echtes Understatement für jemanden, der monatelang vergeblich auf die Fertigstellung seiner Solaranlage gewartet hat.
Hotline des Grauens: „Wir rufen zurück“ – und dann nie wieder
Birgit Vetter versuchte immer wieder, die Firma zu kontaktieren. Jedes Mal dieselbe Leier: „Wir rufen zurück.“ Sie hätten es auch gleich als automatische Bandansage einrichten können, denn ein echter Rückruf kam nie. Sie war nicht die Einzige, die sich von BLW im Stich gelassen fühlte. In Internetforen vernetzten sich die Geschädigten, und es zeigte sich schnell: Hier hatte ein ganzes Unternehmen offenbar systematisch Kunden ins Leere laufen lassen.
Die Schäden? Millionenbeträge.
Und als die ersten geprellten Kunden laut wurden, war das Unternehmen plötzlich – Überraschung! – insolvent.
Vom Solarguru zum Sponsor – und dann zum Unsichtbaren
Die Bayerischen Landeswerke hatten sich zuvor als seriöses Unternehmen präsentiert. Professionelle Werbevideos, Kooperationen mit namhaften Geschäftspartnern – und sogar Sponsoring für den TSV 1860 München. Offenbar war genug Geld da, um Trikots zu bedrucken, aber nicht, um Kunden das zu liefern, was sie bezahlt hatten.
Nachfragen beim Fußballverein? Fehlanzeige. Der TSV 1860 München hält sich bedeckt, als gäbe es den Namen BLW nie auf ihren Bannern gegeben.
Mitarbeiter enthüllen: Das Geschäftsprinzip war „abziehen und abhauen“
Ein ehemaliger Vertriebsmitarbeiter packt aus. Unter dem Siegel der Anonymität schildert er, wie Kunden unter Druck gesetzt wurden, Kaufverträge zu unterschreiben. Sein Fazit?
„Das Motto war: Den Kunden anzuhauen, umzuhauen und dann abzuhauen.“
Und es war kein kleines Unternehmen mit ein paar Verkäufern. BLW hatte eine deutschlandweite Vertriebsstruktur, mit aggressiven Verkaufsmethoden und fragwürdigen Versprechungen. In den Schulungen saßen dreißig bis vierzig neue Verkäufer gleichzeitig, bereit, die nächste Welle von gutgläubigen Solarfreunden in die Falle zu locken.
Doch warum sich mit simplen Solarpaketen zufriedengeben, wenn man gleich E-Auto-Leasingverträge mitverkaufen kann? Auch das gehörte zur Geschäftsidee: Einmal unterschrieben, hatten Kunden nicht nur eine unfertige Solaranlage, sondern auch noch laufende Kosten für ein Elektroauto, das sie womöglich nie wirklich gebraucht hätten.
Insolvenz? Kein Problem – es gibt ja schon die nächste Firma!
Viele geprellte Kunden haben ihre Forderungen bereits beim Insolvenzverwalter angemeldet. Und was sagt der Anwalt der Geschädigten, Jochen Schanbacher? Vergesst es. Die Chancen, das verlorene Geld jemals wiederzusehen, sind ungefähr so hoch wie eine Schneewittchen-Solaranlage im Dauerregen.
Aber der wahre Clou kommt zum Schluss: Der Geschäftsführer von BLW hat längst eine neue Firma gegründet – wieder im Solarbereich!
Die Reporter von „Kontrovers – Die Story“ rufen ihn an. Ja, bestätigt er, er sei sowohl der ehemalige Inhaber der insolventen BLW als auch der neuen Firma. Nein, er will sich dazu nicht äußern. Und nein, er wird keine schriftliche Stellungnahme abgeben.
Fazit: Wer zuletzt lacht, hat wahrscheinlich kein Solarpanel auf dem Dach
Was bleibt den geprellten Kunden? Ein teures Lehrgeld und die Erkenntnis, dass nicht jeder grüne Slogan auch eine grüne Zukunft verspricht. Die Bayerischen Landeswerke haben gezeigt, wie einfach es ist, den Hype um erneuerbare Energien auszunutzen. Und während die Betroffenen um ihr Geld kämpfen, startet der Chef schon das nächste Unternehmen – bereit, die nächste Generation an hoffnungsvollen Solarfreunden „anzuhauen, umzuhauen und dann abzuhauen.“
Gratulation an alle, die das Spiel durchschaut haben. Und an alle anderen: Augen auf beim Solarkauf.