Frage: Herr Reime, immer mehr Anlegerinnen und Anleger fallen auf betrügerische Online-Handelsplattformen herein. Wie gehen diese Betrüger in der Regel vor?
Rechtsanwalt Reime: Die Masche ist oft dieselbe: Die Betrüger nutzen gefälschte Online-Werbeanzeigen, häufig mit Fotos von Prominenten, um Seriosität vorzutäuschen. Wer darauf klickt, wird dazu verleitet, seine Kontaktdaten anzugeben. Kurz darauf erfolgt der erste Kontakt durch angebliche Finanzberater, die hohe Gewinne durch Investitionen in CFDs, Kryptowährungen oder Aktien versprechen. Anfänglich scheint es, als ob die Investitionen sich auszahlen, aber das ist reine Illusion. Die dargestellten Gewinne sind gefälscht, und das eingezahlte Geld verschwindet meist spurlos.
Frage: Welche Warnsignale sollten potenzielle Anleger ernst nehmen?
Rechtsanwalt Reime: Es gibt mehrere rote Flaggen: Erstens sollten Sie bei unaufgeforderten Anrufen oder E-Mails skeptisch sein, insbesondere wenn Ihnen hohe Gewinne garantiert werden. Kein seriöser Anbieter wird solche Versprechungen machen. Zweitens sind Plattformen, die Druck ausüben, um schnelle Entscheidungen zu erzwingen, besonders verdächtig. Drittens sollten Sie misstrauisch werden, wenn Sie Schwierigkeiten haben, Ihr Geld zurückzuüberweisen, oder wenn immer neue Gebühren verlangt werden, um Auszahlungen freizugeben.
Frage: Was können Betroffene tun, wenn sie bereits Geld investiert haben?
Rechtsanwalt Reime: Zuerst sollten Betroffene den Kontakt zu der Plattform sofort abbrechen und keine weiteren Zahlungen leisten. Dann sollten sie umgehend Anzeige bei der Polizei erstatten. Es kann auch sinnvoll sein, sich an die BaFin zu wenden, um zu prüfen, ob bereits Warnungen zu der Plattform vorliegen. In manchen Fällen kann ein spezialisierter Anwalt helfen, Schadensersatzansprüche geltend zu machen oder zu prüfen, ob über internationale Kooperationen Gelder zurückgeholt werden können. Die Erfolgsaussichten sind jedoch leider oft gering.
Frage: Wie können sich Verbraucher im Vorfeld schützen?
Rechtsanwalt Reime: Der beste Schutz ist Vorsicht. Prüfen Sie die Lizenz der Handelsplattform – seriöse Anbieter sind bei der BaFin oder anderen europäischen Finanzaufsichtsbehörden registriert. Lesen Sie Erfahrungsberichte und suchen Sie gezielt nach Warnungen über die Plattform. Seien Sie besonders vorsichtig bei Angeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Und schließlich: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Wenn etwas nicht stimmt, ist es oft auch nicht seriös.
Frage: Gibt es spezielle rechtliche Instrumente, die Betroffenen helfen könnten?
Rechtsanwalt Reime: In Deutschland gibt es strenge Vorschriften für Finanzdienstleister. Wenn ein Unternehmen ohne die erforderliche Lizenz handelt, ist das illegal. Betroffene können über den Zivilrechtsweg versuchen, Schadensersatz zu fordern, auch wenn dies in der Praxis schwierig ist. In manchen Fällen kann auch eine Sammelklage sinnvoll sein, insbesondere wenn viele Geschädigte betroffen sind. Allerdings ist es wichtig, von Anfang an realistische Erwartungen zu haben, da Betrüger oft im Ausland sitzen und schwer greifbar sind.
Frage: Herr Reime, vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise.
Rechtsanwalt Reime: Gern geschehen. Ich hoffe, dass diese Informationen dazu beitragen, Anlegerinnen und Anleger vor großen finanziellen Verlusten zu bewahren.