Frage: Frau Bontschev, der Goldpreis hat einen neuen Rekordwert erreicht. Was bedeutet das für Anleger?
Rechtsanwältin Bontschev: Grundsätzlich zeigt ein steigender Goldpreis, dass Investoren vermehrt auf Sicherheit setzen. Gold gilt als Krisenwährung und profitiert von globalen Unsicherheiten wie geopolitischen Spannungen, Inflation oder wirtschaftlicher Instabilität. Doch wer jetzt einsteigen will, sollte nicht blind investieren, sondern genau abwägen, ob der aktuelle Preis nachhaltig ist oder bereits eine Überhitzung vorliegt.
Frage: Welche Risiken bestehen für Privatanleger?
Bontschev: Ein großes Risiko ist der klassische „Kaufrausch“, wenn Gold neue Höchststände erreicht. Viele Anleger steigen aus Angst, etwas zu verpassen, genau dann ein – oft zu überhöhten Preisen. Dazu kommen dubiose Anbieter, die Goldanlagen oder Zertifikate mit überhöhten Gebühren oder sogar betrügerischen Absichten verkaufen. Auch versteckte Kosten bei der Lagerung oder dem Wiederverkauf werden oft unterschätzt.
Frage: Welche Schutzmaßnahmen empfehlen Sie Anlegern?
Bontschev: Erstens: Nur bei seriösen Anbietern kaufen, die in Deutschland reguliert sind. Zweitens: Nicht auf aggressive Werbeversprechen hereinfallen. Wenn Ihnen jemand Gold als „sicheren Gewinn“ verkauft, ist Skepsis angebracht. Drittens: Anleger sollten sich über die unterschiedlichen Investitionsmöglichkeiten informieren – physisches Gold, ETFs oder Goldminenaktien – und verstehen, welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind. Und schließlich: Nicht alles auf eine Karte setzen. Gold kann eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio sein, aber eine Übergewichtung birgt Risiken.
Frage: Was raten Sie Anlegern, die bereits Gold besitzen?
Bontschev: Sie sollten regelmäßig den Markt beobachten und sich überlegen, ob es Sinn macht, Gewinne mitzunehmen. Gerade bei starken Preisanstiegen kann es lohnenswert sein, zumindest einen Teil der Bestände zu verkaufen. Aber auch hier gilt: Entscheidungen sollten auf fundierten Informationen beruhen und nicht auf Emotionen.
Frage: Gibt es juristische Fallstricke beim Goldkauf?
Bontschev: Ja, insbesondere bei Online-Käufen oder Investments in Goldzertifikate. Anleger sollten die Vertragsbedingungen genau prüfen. Gibt es eine Nachschusspflicht? Ist das Gold tatsächlich physisch hinterlegt oder handelt es sich nur um ein Versprechen? Auch steuerliche Aspekte spielen eine Rolle – Gewinne aus physischem Gold sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei, bei Gold-ETFs kann es anders aussehen.
Frage: Zum Abschluss: Ist Gold derzeit noch ein sicheres Investment?
Bontschev: Gold hat sich historisch als wertbeständige Anlage bewährt, aber auch hier gibt es keine absolute Sicherheit. Der Preis kann genauso schnell fallen wie er gestiegen ist. Wer Gold als langfristige Absicherung hält, fährt in der Regel besser als kurzfristige Spekulanten. Letztlich kommt es auf eine gute Strategie, seriöse Anbieter und einen kühlen Kopf an.
Frage: Vielen Dank für das Gespräch!
Bontschev: Sehr gerne!