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Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: „Warum Vollmachten für die finanzielle Vorsorge unverzichtbar sind“

sunsetwestlgca (CC0), Pixabay

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin und die BAGSO haben die neueste Ausgabe ihrer Informationsreihe „Finanzen.Information.Tipps.“ veröffentlicht. Dieses Mal geht es um Vollmachten. Warum ist dieses Thema so wichtig?

RA Bontschev: Vollmachten sind ein äußerst wichtiges Instrument, um die eigenen finanziellen Angelegenheiten abzusichern, falls man selbst nicht mehr in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen – sei es durch Krankheit, einen Unfall oder altersbedingte Einschränkungen. Ohne eine Vollmacht können Angehörige oder Vertrauenspersonen keine Bank- oder Versicherungsgeschäfte übernehmen. Es drohen Verzögerungen und rechtliche Unsicherheiten, die im Ernstfall zu erheblichen finanziellen Problemen führen können.

Interviewer: Was genau wird in der aktuellen Ausgabe der Reihe erklärt?

RA Bontschev: Die Broschüre gibt einen umfassenden Überblick darüber, wie Vollmachten richtig erstellt werden und welche Aspekte dabei zu beachten sind. Sie erklärt, welche finanziellen Angelegenheiten mit einer Vollmacht geregelt werden können – beispielsweise Bankgeschäfte, Versicherungen oder auch wirtschaftliche Entscheidungen wie das Verwalten von Immobilien. Besonders wichtig ist der Hinweis, dass eine Vollmacht nur dann wirksam ist, wenn sie klar formuliert und schriftlich festgehalten wird.

Interviewer: Gibt es typische Fehler, die Menschen bei der Erteilung von Vollmachten machen?

RA Bontschev: Ja, häufig wird der Umfang der Vollmacht zu unpräzise definiert. Eine allgemeine Formulierung wie „alle finanziellen Angelegenheiten“ reicht oft nicht aus, weil Banken und Institutionen klare Vorgaben benötigen. Ein weiterer Fehler ist, dass die Vollmacht nicht notariell beglaubigt oder beurkundet wird – das ist zwar nicht immer zwingend erforderlich, gibt aber zusätzlichen Schutz und sorgt dafür, dass die Vollmacht auch in kritischen Situationen anerkannt wird.

Interviewer: Die BaFin betont, dass die Informationen speziell für ältere Menschen gedacht sind. Warum ist das wichtig?

RA Bontschev: Ältere Menschen sind oft in einer Lebensphase, in der die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie auf Unterstützung angewiesen sind. Gleichzeitig verfügen sie häufig über erhebliche Vermögenswerte, die geschützt werden müssen. Die Zusammenarbeit der BaFin mit der BAGSO zeigt, dass hier gezielt auf diese Zielgruppe eingegangen wird, um sie vor finanziellen und rechtlichen Risiken zu schützen.

Interviewer: Die BaFin lädt zu einem digitalen Stammtisch ein, bei dem Experten Fragen zu Vollmachten beantworten. Wie sinnvoll finden Sie dieses Angebot?

RA Bontschev: Ich halte das für eine hervorragende Initiative. Der digitale Stammtisch bietet die Möglichkeit, komplexe Themen in einer verständlichen Sprache zu erklären und offene Fragen direkt zu klären. Viele Menschen zögern, sich mit dem Thema Vorsorge zu befassen, weil sie es als kompliziert empfinden. Solche Veranstaltungen senken die Hürde und schaffen mehr Klarheit.

Interviewer: Gibt es Ihrer Meinung nach noch Verbesserungsmöglichkeiten, um das Bewusstsein für Vollmachten zu schärfen?

RA Bontschev: Ja, ich denke, es wäre sinnvoll, solche Informationen nicht nur digital anzubieten, sondern auch über lokale Stellen wie Seniorenbüros, Beratungsstellen oder Banken zugänglich zu machen. Viele ältere Menschen sind weniger digital versiert, und gerade bei einem so wichtigen Thema ist der persönliche Kontakt oft hilfreich. Zudem sollte stärker darauf hingewiesen werden, dass eine Vollmacht regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden sollte, etwa wenn sich die Lebenssituation ändert.

Interviewer: Was raten Sie Menschen, die sich bisher noch nicht mit Vollmachten beschäftigt haben?

RA Bontschev: Mein dringender Rat ist, sich zeitnah mit dem Thema auseinanderzusetzen. Man weiß nie, wann eine solche Vorsorge notwendig werden könnte. Der erste Schritt könnte darin bestehen, die Broschüre der BaFin herunterzuladen und sich mit den grundlegenden Informationen vertraut zu machen. Im nächsten Schritt sollten sie sich von einem Experten beraten lassen, um sicherzustellen, dass die Vollmacht individuell passend und rechtssicher gestaltet ist.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre aufschlussreichen Einblicke und praktischen Ratschläge!

RA Bontschev: Sehr gern! Ich hoffe, dass solche Initiativen dazu beitragen, die finanzielle Vorsorge in der Bevölkerung zu stärken.

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