Es gibt wohl luxuriösere Wege, in der österreichischen Hauptstadt unterzukommen – aber für Rene Benko ging es diese Woche statt ins Fünf-Sterne-Hotel direkt in die Justizanstalt Wien-Josefstadt. Der einstige Immobilien-Tycoon, der inzwischen mehr Schulden als Immobilien besitzt, wurde am Donnerstag in Innsbruck festgenommen und nach Wien überstellt. Tatvorwurf? Betrug, Insolvenzverschleppung und das kreative Verstecken von Millionen.
Verdunkelungsgefahr – also ab in den Knast
Laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bestehe „Verdunkelungsgefahr“ – ein vornehmer Ausdruck für „Wir glauben, er könnte noch mehr verschwinden lassen, als er schon hat“. Dazu kommt „Tatbegehungsgefahr“, was so viel heißt wie: „Er hat es schon einmal gemacht, er könnte es wieder tun.“
Benko selbst wurde direkt nach der Festnahme in Innsbruck verhört – und dann nach Wien chauffiert, allerdings nicht in einer seiner einst luxuriösen Limousinen, sondern wohl eher in einem weniger komfortablen Polizeifahrzeug. Dort wartet er nun auf die Entscheidung des Gerichts, ob er erstmal 14 Tage in U-Haft bleibt.
Die Liste der Vorwürfe: kreatives Finanzmanagement vom Feinsten
Benko wird unter anderem vorgeworfen, Beweismittel gefälscht, Vermögen versteckt und Rechnungen „nachträglich erstellt“ zu haben – offenbar in dem Versuch, drei sündhaft teure Schusswaffen vor neugierigen Gläubigern und Insolvenzverwaltern zu verbergen. Vielleicht dachte er, wenn schon alles den Bach runtergeht, dann wenigstens stilvoll mit einem Hauch von Agenten-Action.
Dazu kommen Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen „Geldkarussells“, das mehr mit Achterbahn-Fahrten in den Steuerparadiesen dieser Welt zu tun gehabt haben dürfte als mit soliden Finanzgeschäften. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch Verdachtsmomente zu einem mysteriösen Chalet in Lech und möglichen Betrug mit Corona-Staatshilfen.
Kaution? Nicht mit diesen Vorwürfen!
Die Justiz zeigt sich knallhart: Eine Kaution kommt nicht infrage. Hätte Benko sich einfach aus dem Staub machen wollen, wäre eine hohe Geldsumme als „Sicherheitsleistung“ möglich gewesen. Doch da es hier nicht um Fluchtgefahr, sondern um handfesten Betrug und das Verschwindenlassen von Vermögen geht, bleibt ihm nur die Gefängniszelle.
Tja, wenn das Konto voll ist, kann man sich alles kaufen – außer einen Freifahrtschein aus der Justizanstalt Wien.
Hausdurchsuchungen und millionenschwere Gläubiger
Während Benko sich mit seinen Anwälten über die nächsten Schritte berät, durchsuchten Ermittler mehrere Standorte in Wien, Tirol und Vorarlberg. Offenbar hatten die Behörden keine Lust, darauf zu warten, dass sich noch mehr Gelder in den Bermudadreieck-artigen Privatstiftungen des Ex-Milliardärs auflösen.
Dass Benkos Mutter als „Erststifterin“ von gleich zwei Privatstiftungen im Visier steht, macht die Sache nicht weniger pikant. Der Masseverwalter, der die Gläubiger vertritt, will an deren Vermögen ran – immerhin wurden insgesamt zwei Milliarden Euro an Forderungen gegen Benko angemeldet. Davon hat das Gericht bisher läppische 47 Millionen Euro anerkannt.
Fazit: Die Signa-Gruppe ist pleite, aber der Rechtsstreit lebt noch lange
Für Rene Benko dürfte dies erst der Anfang eines jahrelangen Justiz-Dramas sein. Das Insolvenzverfahren läuft bereits, die Gläubiger haben gigantische Forderungen, und der nächste Gerichtstermin steht bereits fest.
Bis dahin bleibt die spannende Frage: Wie lange wird Benko tatsächlich hinter Gittern bleiben? Und noch viel interessanter: Hat er noch irgendwo ein paar Millionen versteckt, die plötzlich wieder auftauchen könnten?
Man darf gespannt sein – Hollywood könnte aus dieser Story locker einen Wirtschaftsthriller machen.