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Ein Abschied mit Wehmut: Joe Bidens letzte Tage im Weißen Haus

GDJ (CC0), Pixabay

Die letzten Tage einer Ära brechen an. Joe Biden, der einst jüngste Senator der USA, verlässt Washington nun als ältester Präsident der Geschichte – mit einem stolzen Blick zurück, aber auch mit einem tiefen Bedauern darüber, wie seine lange Karriere endet.

Die vergangenen Wochen waren eine Abschiedstour durch die Machtzentren der Nation: Diplomaten, Militärs, Bürgermeister – sie alle lauschten seinen letzten Worten. Doch hinter den festlichen Reden stand eine schmerzhafte Realität: So hatte Biden sich sein Karriereende nicht vorgestellt.

Am Montag wird er das Amt nur widerwillig niederlegen. Nicht, weil er glaubt, dass seine Mission erfüllt sei, sondern weil ihm letztlich die Unterstützung fehlte – von der eigenen Partei, von alten Weggefährten, von einem Land, das sich für einen anderen Weg entschieden hat. Sein größter politischer Albtraum ist nun Realität: Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück, und statt als der Präsident in die Geschichtsbücher einzugehen, der ihn besiegte, wird Biden nun oft nur als Übergangslösung zwischen zwei Trump-Administrationen gesehen.

„Meine Amtszeit endet, aber die Arbeit geht weiter“, sagte Biden in einer seiner letzten Reden.

Eine turbulente Amtszeit: Erfolge, Rückschläge und verpasste Chancen

Es war eine Präsidentschaft voller Höhen und Tiefen.

Biden führte das Land aus der Corona-Pandemie, doch wirtschaftliche Turbulenzen – allen voran die Inflation – ließen viele Amerikaner wenig von der wirtschaftlichen Erholung spüren. Er beendete den längsten Krieg der US-Geschichte, doch der chaotische Rückzug aus Afghanistan war für viele ein bleibendes Symbol von Schwäche. Seine Regierung setzte sich für den Klimaschutz und den Ausbau der Infrastruktur ein, doch viele dieser Erfolge werden erst in den kommenden Jahren ihre volle Wirkung entfalten – zu spät, um ihm politischen Rückhalt zu sichern.

Besonders schmerzlich: Die Grenzpolitik. Biden rückte von den harten Maßnahmen seines Vorgängers ab, nur um später viele dieser Maßnahmen doch wieder einzuführen – unter dem Druck steigender Migrationszahlen. Am Ende war er für beide Seiten der Debatte eine Enttäuschung.

Außenpolitisch gelang es ihm, die westliche Allianz nach Russlands Angriff auf die Ukraine zu stärken, doch der Krieg zieht sich hin, ohne klare Lösung. Im Nahen Osten erreichte er in letzter Minute einen Waffenstillstand für Gaza, doch ironischerweise musste er sich den Erfolg mit Trump teilen, der in den Verhandlungen eine zentrale Rolle spielte.

Seine wohl größte Errungenschaft? Er brachte eine gewisse Normalität ins Weiße Haus zurück – doch der Preis war hoch: Sein Alter wurde zu einer der größten politischen Debatten des Landes. Als er dann noch seinen Sohn Hunter begnadigte, brach er ein früheres Versprechen und lieferte seinen Kritikern zusätzlichen Angriffsstoff.

Die Saat ist gesät – doch wird man sich daran erinnern?

In seiner letzten Fernsehansprache als Präsident gab sich Biden optimistisch: „Es wird Zeit brauchen, bis man die volle Wirkung unserer Arbeit spürt. Aber die Saat ist gesät, und sie wird über Jahrzehnte hinweg wachsen und blühen.“

Doch während einige Historiker ihm bereits ein wohlwollendes Urteil zusichern, bleibt Biden selbst von einem Gefühl der Unzufriedenheit begleitet. Er ärgert sich über die fehlende Anerkennung seiner Erfolge und hadert damit, dass seine Regierung ihre eigene Geschichte nicht gut genug erzählt hat.

„Sein größter Frust ist, dass er nicht den Respekt bekommt, den er verdient“, so ein hochrangiger Mitarbeiter des Weißen Hauses.

Ein schwieriges Verhältnis zu Kamala Harris

Ein weiteres heikles Kapitel seines Abschieds: Das gespannte Verhältnis zu Vizepräsidentin Kamala Harris.

Biden ließ immer wieder durchblicken, dass er selbst Trump vermutlich hätte schlagen können – eine Botschaft, die Harris ungewollt als Schwächung ihrer eigenen Position empfand. Sein Kommentar, dass sie „kompetent“ genug sei, um 2028 erneut zu kandidieren, wurde von vielen als halbherzig gewertet.

Harris hingegen blieb bis zuletzt loyal, stellte sich nie öffentlich gegen ihn, auch wenn viele in ihrem Umfeld glauben, dass dies ihrer eigenen politischen Zukunft geschadet hat.

Ein Rückzug – aber kein Verstummen

Während Biden sich nun auf ein Leben außerhalb der Politik vorbereitet, hofft er, dass die Geschichte ihn besser bewerten wird, als es die Wähler im Jahr 2024 taten. Er plant, ein Präsidentenarchiv aufzubauen, ein Buch zu schreiben und weiterhin eine Stimme in politischen Debatten zu sein.

Doch Harris steht vor einer anderen Zukunft: Sie könnte 2026 für das Amt der Gouverneurin von Kalifornien kandidieren oder 2028 erneut eine Präsidentschaftskampagne starten. „Ich werde nicht einfach leise in der Nacht verschwinden“, sagte sie scherzhaft bei ihrem Abschied aus dem Weißen Haus.

Fazit: Ein Abschied voller gemischter Gefühle

So endet eine über fünf Jahrzehnte lange Karriere in Washington – mit Stolz, aber auch mit Bitterkeit. Biden bleibt überzeugt, dass er das Land in die richtige Richtung gelenkt hat. Doch viele seiner demokratischen Weggefährten sehen in ihm inzwischen den Mann, der Trump den Weg zurück ebnete.

Die Geschichtsbücher werden urteilen müssen, ob er als Präsident in Erinnerung bleibt, der den Grundstein für die Zukunft legte – oder als ein Mann, der das Land nicht von seiner Vergangenheit befreien konnte.

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