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Kritische Bilanzanalyse der Bürgerwindpark Süderauerdorf GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

ASPhotohrapy (CC0), Pixabay

Die Bürgerwindpark Süderauerdorf GmbH & Co. KG betreibt Windenergieanlagen und finanziert sich über Kommanditkapital sowie langfristige Bankdarlehen. Der Jahresabschluss 2023 zeigt eine deutliche Verschlechterung der Ertragslage gegenüber dem Vorjahr. Nachfolgend wird die finanzielle Situation des Unternehmens aus der Perspektive eines potenziellen Anlegers kritisch analysiert.


1. Ertragslage: Deutlicher Gewinneinbruch

Analyse:

  • Die Umsatzerlöse sind von 5,13 Mio. EUR (2022) auf 2,75 Mio. EUR (2023) drastisch gesunken (-46%). Dies ist vor allem auf niedrigere Strommarktpreise zurückzuführen.
  • Der Jahresüberschuss ist ebenfalls stark eingebrochen: 466 TEUR (2023) vs. 2,38 Mio. EUR (2022).
  • Die betrieblichen Kosten sind zwar leicht gesunken (1,95 Mio. EUR vs. 2,16 Mio. EUR in 2022), konnten den Umsatzrückgang aber nicht kompensieren.
  • Die Abschreibungen auf die Anlagen (1,1 Mio. EUR) bleiben konstant und belasten das Ergebnis weiterhin erheblich.
  • Das Finanzergebnis verbessert sich leicht durch gesunkene Zinsaufwendungen, bleibt aber weiterhin ein negativer Posten.

🔴 Kritik:

  • Die hohe Abhängigkeit von Strommarktpreisen macht die Gesellschaft extrem volatil.
  • 2023 wurden keine signifikanten Effizienzsteigerungen erzielt, um den Umsatzeinbruch abzufedern.
  • Es ist unklar, ob die Marktpreise mittelfristig wieder steigen – Anleger tragen hier ein hohes Risiko.

2. Vermögenslage: Hohe Verschuldung, sinkende Eigenkapitalquote

Analyse:

  • Das Anlagevermögen ist durch Abschreibungen von 12,4 Mio. EUR (2022) auf 11,3 Mio. EUR (2023) gesunken.
  • Das Umlaufvermögen fällt von 4,3 Mio. EUR auf 3,1 Mio. EUR, insbesondere durch niedrigere Bankguthaben.
  • Das Eigenkapital bleibt konstant bei 2,01 Mio. EUR, da keine Kapitalerhöhung erfolgte.
  • Die Eigenkapitalquote beträgt nur noch 13,88% (2022: 11,98%), was für ein Projekt mit hohem Fremdkapitalanteil typisch, aber auch riskant ist.
  • Die langfristigen Verbindlichkeiten betragen 10,7 Mio. EUR, was auf eine hohe Abhängigkeit von Banken hinweist.

🔴 Kritik:

  • Die hohe Verschuldung (Fremdkapitalquote von ca. 86%) macht die Gesellschaft anfällig für Zinssteigerungen und Refinanzierungsrisiken.
  • Die geringen liquiden Mittel (1,7 Mio. EUR) könnten bei weiteren negativen Marktentwicklungen problematisch werden.
  • Die fortlaufenden Abschreibungen reduzieren langfristig das Eigenkapital weiter.

3. Finanzlage: Liquiditätsabfluss und Ausschüttungen an Gesellschafter

Analyse:

  • Der operative Cashflow ist von 3,49 Mio. EUR (2022) auf 1,39 Mio. EUR (2023) stark gesunken.
  • Die Gesellschaft hat 2,57 Mio. EUR aus Finanzierungstätigkeit abgezogen, u. a. durch hohe Ausschüttungen an Kommanditisten (ca. 20% des Kapitals).
  • Die Liquiden Mittel sind von 2,88 Mio. EUR auf 1,69 Mio. EUR gesunken, was die Finanzreserven verringert.

🔴 Kritik:

  • Obwohl die Gesellschaft ein deutlich schlechteres Jahr hatte, wurden hohe Ausschüttungen vorgenommen.
  • Die Gesellschaft priorisiert offenbar die Gesellschafterauszahlungen über den Aufbau finanzieller Rücklagen.
  • Sollte 2024 erneut ein schwaches Jahr werden, könnte die Liquidität in Bedrängnis geraten.

4. Risikobetrachtung: Hohe Markt- und Regulierungsrisiken

Haupt-Risiken:

  1. Marktpreisrisiko: Niedrige Strompreise könnten weiter anhalten und die Rentabilität senken.
  2. Fremdkapitalrisiko: Die hohe Verschuldung birgt Refinanzierungsrisiken bei steigenden Zinsen.
  3. Genehmigungsrisiko: Strengere Umweltauflagen oder Änderungen im EEG könnten negative Auswirkungen haben.
  4. Betriebsrisiko: Technische Ausfälle oder höhere Wartungskosten könnten zu weiteren Ertragseinbußen führen.

🔴 Kritik:

  • Die Gesellschaft hat keine Diversifikation im Geschäftsmodell, sondern ist vollständig von Windenergie abhängig.
  • Es gibt keine Absicherungsmechanismen gegen stark schwankende Marktpreise.
  • Die Eigenkapitaldecke ist dünn, sodass Verluste nicht langfristig abgefedert werden können.

5. Chancen: Potenziale durch Marktbelebung und Erweiterungen

Mögliche positive Entwicklungen:
Erholung der Strompreise: Falls die Marktpreise steigen, könnten die Umsätze wieder zunehmen.
Effizienzsteigerungen: Technische Verbesserungen oder günstigere Wartungsverträge könnten die Kosten senken.
Ausbauoptionen: Falls neue Windanlagen hinzukommen, könnten Skaleneffekte erzielt werden.

🔴 Aber:

  • Diese Chancen sind unsicher und nicht vollständig beeinflussbar.
  • Die Prognose für 2024 rechnet nur mit 359 TEUR Jahresüberschuss, was weiterhin eine schwache Rendite wäre.

Fazit: Kritische Bewertung aus Anlegersicht

Kriterium Bewertung
Ertragskraft 🔴 Negativ (starker Gewinneinbruch, unklare Marktpreise)
Verschuldung 🔴 Kritisch (sehr hohe Fremdfinanzierung, Refinanzierungsrisiken)
Liquidität 🔴 Bedenklich (sinkende Finanzmittel, hohe Ausschüttungen)
Risikoprofil 🔴 Hoch (Marktschwankungen, EEG-Risiken, keine Diversifikation)
Chancen 🟡 Begrenzt (möglich, aber unsicher)

👉 Aus Anlegersicht ist die Gesellschaft aktuell als hochriskante Investition einzustufen.
📉 Die schwache Ertragslage, hohe Schulden und Abhängigkeit von Strommarktpreisen machen eine Investition spekulativ.
⚠️ Empfehlung: Nur für risikobereite Anleger geeignet, die an eine Marktpreiserholung glauben.

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