Die Bilanz der Bürgerwindpark Beldorf GmbH & Co. KG gibt Einblick in die finanzielle Lage des Unternehmens zum 31.12.2023. Dabei zeigen sich einige Stärken, aber auch kritische Punkte, insbesondere hinsichtlich der hohen Verschuldung und der Eigenkapitalstruktur.
1. Finanzielle Lage und Struktur der Bilanz
1.1 Aktiva – Anlagenvermögen dominiert
Das Unternehmen besitzt ein sehr hohes Anlagevermögen von 9,67 Mio. € (rund 76 % der Bilanzsumme). Dies ist typisch für Windparks, da die Anlagen hohe Anschaffungskosten haben und langfristig genutzt werden.
👉 Auffällig ist jedoch, dass das Anlagevermögen im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist (-37.290 €). Dies deutet auf Abschreibungen hin, aber keine größeren Investitionen.
Das Umlaufvermögen ist mit 2,97 Mio. € relativ gering. Die liquiden Mittel betragen 2,08 Mio. €, was positiv ist, da dies die kurzfristige Zahlungsfähigkeit sichert. Allerdings ist ein Rückgang der liquiden Mittel um 289.000 € im Vergleich zu 2022 zu beobachten.
1.2 Passiva – Hohe Fremdfinanzierung
Der größte Schwachpunkt der Bilanz ist die sehr hohe Verschuldung:
- Eigenkapitalquote: 9,6 % (1,22 Mio. € von 12,73 Mio. € Bilanzsumme)
- Fremdkapitalquote: 88 % (11,2 Mio. € Verbindlichkeiten)
💡 Problem:
Die geringe Eigenkapitalquote zeigt, dass der Windpark fast vollständig fremdfinanziert ist. Dies birgt ein hohes finanzielles Risiko, insbesondere bei steigenden Zinsen oder unerwarteten Kosten.
1.3 Verbindlichkeiten – Hohe langfristige Schulden
Das Unternehmen hat 6,51 Mio. € Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Das bedeutet, dass der Windpark noch über Jahre hinweg Kredite bedienen muss.
Interessant ist zudem, dass 4,5 Mio. € Verbindlichkeiten gegenüber den Kommanditisten bestehen. Dies deutet darauf hin, dass ein Großteil der Fremdfinanzierung durch Gesellschafterdarlehen gestemmt wurde.
👉 Risiko:
Wenn die Kommanditisten ihre Darlehen kurzfristig zurückfordern, könnte dies die Liquidität des Unternehmens gefährden.
2. Rentabilität und wirtschaftliche Risiken
2.1 Fehlender Bilanzgewinn
Es fällt auf, dass das Unternehmen keinen Bilanzgewinn ausweist – weder 2023 noch 2022. Das bedeutet, dass entweder die Einnahmen gerade die Kosten decken oder sogar Verluste entstehen.
👉 Fragezeichen:
- Wie nachhaltig ist das Geschäftsmodell, wenn keine Gewinne erwirtschaftet werden?
- Können die Schulden langfristig bedient werden?
2.2 Abschreibungen auf Windkraftanlagen
Die Abschreibung der Windkraftanlagen erfolgt über 16 Jahre. Dies ist ein realistischer Zeitraum, aber danach müssen neue Investitionen erfolgen. Es gibt keine Hinweise, ob Rücklagen für zukünftige Erneuerungen gebildet werden.
3. Operative Risiken und Verpflichtungen
3.1 Hohe laufende Kosten durch Verträge
Das Unternehmen hat hohe vertragliche Verpflichtungen:
- Pachtverträge: 168.548 € pro Jahr
- Wartungsverträge: 184.193 € pro Jahr
👉 Problem:
Diese Fixkosten müssen unabhängig von den Einnahmen gezahlt werden. Sollte es zu geringeren Stromeinnahmen kommen (z. B. durch fallende Strompreise oder schlechte Windverhältnisse), könnte dies zu Liquiditätsproblemen führen.
3.2 Rückstellungen für den Rückbau der Anlagen
Die Bilanz enthält eine Rückstellung für die Abbruchverpflichtung von 162.972 €. Dies ist eine sinnvolle Maßnahme, um die gesetzlich vorgeschriebene Entsorgung der Anlagen nach deren Laufzeit zu finanzieren.
4. Bewertung der finanziellen Stabilität
Positiv:
✔ Solide Liquidität (2,08 Mio. € auf Konten)
✔ Rückstellungen für Abbruchverpflichtung vorhanden
✔ Planmäßige Abschreibungen
Negativ / Risiken:
⚠ Sehr hohe Verschuldung (88 % Fremdkapitalquote)
⚠ Keine Gewinne → unklar, wie Schulden langfristig getilgt werden
⚠ Hohe Fixkosten durch Pacht- und Wartungsverträge
⚠ Keine Rücklagen für zukünftige Investitionen erkennbar
5. Fazit: Kritische Finanzlage mit hohem Fremdkapitalrisiko
Die Bürgerwindpark Beldorf GmbH & Co. KG ist stark fremdfinanziert und arbeitet anscheinend nur kostendeckend, ohne größere Gewinne zu erzielen. Das hohe Fremdkapital birgt finanzielle Risiken, insbesondere wenn Zinsen steigen oder unerwartete Kosten auftreten.
Die kurzfristige Liquidität ist gesichert, doch langfristig könnte das Unternehmen Probleme bekommen, da hohe Verbindlichkeiten bestehen und keine erkennbaren Rücklagen für Investitionen gebildet werden.
🔎 Empfohlene Maßnahmen:
✅ Gewinn- und Verlustrechnung prüfen, um die Ertragslage besser zu verstehen
✅ Eventuell Eigenkapitalquote durch neue Investoren erhöhen
✅ Rücklagen für zukünftige Ersatzinvestitionen aufbauen
✅ Kostenmanagement optimieren, um Gewinne zu erwirtschaften
📌 Fazit:
Der Windpark kann kurzfristig bestehen bleiben, aber langfristig sind hohe Risiken vorhanden, wenn die Finanzierung nicht angepasst oder die Erträge nicht gesteigert werden. 🚨