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Kritische Analyse der Bilanz der FIM Finanz 1 GmbH aus Anlegersicht

TungArt7 (CC0), Pixabay

Die FIM Finanz 1 GmbH ist ein Finanzierungsvehikel der FIM Unternehmensgruppe und finanziert sich hauptsächlich über Nachrangdarlehen von Privatanlegern, die sie an verbundene Unternehmen weiterreicht. Eine detaillierte Analyse der Bilanz zeigt sowohl Stärken als auch erhebliche Risiken.

1. Finanzielle Stabilität und Kapitalstruktur

1.1. Extrem hohe Verschuldung

Die Verbindlichkeiten der Gesellschaft belaufen sich auf 27,96 Millionen Euro, davon:

  • 25,87 Millionen Euro aus Nachrangdarlehen von Anlegern
  • 2,06 Millionen Euro aus Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen

Das Eigenkapital beträgt dagegen nur 1,15 Millionen Euro, was einer Eigenkapitalquote von lediglich 3,9 % entspricht.

🔹 Kritische Einschätzung:
Eine so geringe Eigenkapitalquote bedeutet ein hohes Insolvenzrisiko. Die FIM Finanz 1 GmbH ist fast vollständig fremdfinanziert, was sie sehr anfällig für wirtschaftliche Schwankungen macht.

1.2. Liquiditätsrisiko

Die liquiden Mittel zum Bilanzstichtag betragen nur 57.116 Euro – das entspricht 0,2 % der Gesamtverbindlichkeiten.

🔹 Kritische Einschätzung:
Dies ist eine alarmierende Kennzahl, da die Gesellschaft kaum über verfügbare Mittel verfügt, um kurzfristige Verbindlichkeiten oder unvorhergesehene Ausgaben zu decken. Die Rückzahlung von Anlegergeldern hängt somit vollständig von den Rückflüssen aus den vergebenen Darlehen ab.

2. Ertragslage – Wie verdient das Unternehmen Geld?

Die Einnahmen der FIM Finanz 1 GmbH stammen ausschließlich aus:

  1. Zinserträgen aus vergebenen Darlehen: 1,99 Millionen Euro
  2. Umsatzerlöse (Management Fee für Anlegergelder): 25.000 Euro

Gleichzeitig fielen Zinsaufwendungen in Höhe von 1,62 Millionen Euro an, die hauptsächlich an Anleger gezahlt wurden.

🔹 Kritische Einschätzung:

  • Der Umsatz aus operativer Tätigkeit (25.000 Euro) ist minimal und trägt kaum zur Profitabilität bei.
  • Die FIM Finanz 1 GmbH ist extrem von den Rückflüssen der Immobilienprojekte abhängig. Falls diese nicht wie geplant eintreffen, droht eine Liquiditätskrise.
  • Der Jahresüberschuss ist mit nur 11.062 Euro äußerst gering, was kaum finanzielle Reserven für schwierige Zeiten bietet.

3. Geschäftsmodell und Risikofaktoren

3.1. Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen

Die FIM Finanz 1 GmbH vergibt Darlehen ausschließlich an Unternehmen der eigenen Unternehmensgruppe. Ihr Schicksal ist somit direkt an den Erfolg dieser Unternehmen gekoppelt.

🔹 Kritische Einschätzung:
Falls die Immobiliengeschäfte der Unternehmensgruppe ins Stocken geraten oder sich der Markt verschlechtert, könnten die Darlehensnehmer ihre Zins- und Tilgungszahlungen nicht mehr leisten – mit direkten Konsequenzen für die Rückzahlungen an Anleger.

3.2. Nachrangdarlehen – Höheres Risiko für Anleger

Die von Anlegern gezeichneten Nachrangdarlehen sind im Insolvenzfall nachrangig zu allen anderen Schulden. Das bedeutet:

  • Im Fall einer Insolvenz erhalten zuerst Banken, Lieferanten und andere Gläubiger ihr Geld.
  • Privatanleger haben kaum Chancen, ihr Kapital zurückzubekommen.

3.3. Zinsänderungsrisiko

Die Unternehmensgruppe finanziert Immobilienprojekte und ist damit stark von den Entwicklungen der Zinssätze abhängig. Steigende Zinsen könnten:

  1. Die Finanzierungskosten der Immobilien erhöhen, wodurch sich die Rentabilität verschlechtert.
  2. Die Immobilienwerte senken, wenn Investoren höhere Renditen verlangen.
  3. Die Rückzahlung der Darlehen gefährden, falls die Immobiliengeschäfte nicht wie geplant laufen.

🔹 Kritische Einschätzung:
Steigende Zinsen könnten die Ertragslage stark belasten und das Geschäftsmodell ins Wanken bringen.

4. Management, Interessenkonflikte und Transparenz

4.1. Interessenkonflikte durch enge Verflechtungen

  • Geschäftsführer Jan Lerke ist auch Geschäftsführer aller anderen Gesellschaften der FIM Unternehmensgruppe.
  • Hans-Joachim Fleischer ist Gesellschafter der Muttergesellschaft und Prokurist aller Unternehmen der Gruppe.

🔹 Kritische Einschätzung:
Solche Verflechtungen bergen die Gefahr, dass Entscheidungen nicht ausschließlich im Interesse der Anleger getroffen werden. Es besteht das Risiko, dass Kapital der FIM Finanz 1 GmbH gezielt zur Rettung anderer Konzerngesellschaften genutzt wird, statt die Interessen der Anleger zu schützen.

4.2. Fehlen eines unabhängigen Kontrollmechanismus

Da die FIM Finanz 1 GmbH nur innerhalb der Unternehmensgruppe operiert, gibt es keinen externen Marktmechanismus, der eine objektive Bewertung der vergebenen Darlehen sicherstellt.

🔹 Kritische Einschätzung:
Anleger können nicht sicher sein, ob die vergebenen Darlehen wirklich marktkonform verzinst sind oder ob Verluste verschleiert werden.

5. Fazit und Empfehlung für Anleger

✅ Positiv:

  • Die Immobilienbranche bietet grundsätzlich langfristige Chancen.
  • Die FIM Unternehmensgruppe konnte in der Vergangenheit Immobilien mit Wertsteigerung verkaufen.

❌ Kritisch / Negativ:

  • Extrem hohe Verschuldung (27,96 Mio. € vs. 1,15 Mio. € Eigenkapital)
  • Sehr geringe Liquidität (57.116 €) – Risiko von Zahlungsschwierigkeiten
  • Kaum operative Einnahmen (nur 25.000 € Management Fee)
  • Komplette Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen – keine Diversifikation
  • Nachrangdarlehen bergen hohes Verlustrisiko für Anleger
  • Mögliche Interessenkonflikte innerhalb der Unternehmensgruppe

📌 Fazit:
Die FIM Finanz 1 GmbH ist ein hochriskantes Investment, insbesondere für Privatanleger. Das Geschäftsmodell beruht auf der Annahme, dass die verbundenen Immobiliengesellschaften dauerhaft erfolgreich sind. Sollte sich der Immobilienmarkt verschlechtern, könnten Rückflüsse aus Darlehen stocken, was die Zahlungsfähigkeit der FIM Finanz 1 GmbH massiv gefährden würde.

🔴 Empfehlung:
Anleger sollten sehr vorsichtig sein und sich der hohen Risiken bewusst sein. Eine Investition in die Nachrangdarlehen gleicht eher einer Wette auf den Erfolg der Unternehmensgruppe als einer soliden Kapitalanlage.

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