Interview mit Finanzexperte Thomas Bremer
Berlin, Januar 2025 – Die IQ fairprofit AG hat ihren Jahresabschluss 2023 veröffentlicht. Mit steigenden Umsätzen, einer soliden Immobilienstrategie und digitalen Wertpapieren scheint das Unternehmen auf Wachstumskurs zu sein. Doch bleibt die Eigenkapitalquote mit nur 2,8 % äußerst niedrig, und das Geschäftsmodell ist stark von externen Faktoren abhängig. Finanzexperte Thomas Bremer ordnet die Zahlen ein und erklärt, ob Investoren vorsichtig sein sollten.
„Herr Bremer, wie bewerten Sie die finanzielle Lage der IQ fairprofit AG?“
Thomas Bremer:
„Die IQ fairprofit AG hat 2023 ein solides Umsatzwachstum erzielt – die Einnahmen sind von 1,92 Millionen Euro auf 2,42 Millionen Euro gestiegen. Das ist eine deutliche Steigerung. Auch das Immobiliengeschäft läuft gut: Die Bestände haben sich erhöht, und es wurden Mieteinnahmen und Immobilienverkäufe realisiert.
Dennoch gibt es Risiken: Die Eigenkapitalquote liegt nur bei 2,8 %, was bedeutet, dass das Unternehmen sehr stark fremdfinanziert ist. Ein wirtschaftlicher Einbruch oder Zahlungsausfälle könnten schnell zu Problemen führen.“
„Was sind die wichtigsten Wachstumstreiber?“
Bremer:
„IQ fairprofit setzt auf mehrere Säulen:
- Immobiliengeschäft – Der Bestand an Eigentumswohnungen wächst, und Verkäufe sowie Mieteinnahmen sind wichtige Einnahmequellen.
- Digitale Wertpapiere – Die Schuldverschreibung ‚IQ fairprofit 23/31‘ soll bis zu 8 Millionen Euro einbringen. Allerdings ist der bisherige Absatz mit nur 175.600 Euro bis Juni 2024 eher bescheiden.
- Neue Geschäftsbereiche – Die Gründung der IQ fairbau GmbH und einer Hausverwaltung soll langfristig für zusätzliche Einnahmen sorgen.“
„Die Bilanz zeigt hohe Verbindlichkeiten. Ist das ein Problem?“
Bremer:
„Ja, das ist ein Punkt, den Investoren genau betrachten sollten. Die Verbindlichkeiten betragen 5,54 Millionen Euro – davon über 4,4 Millionen Euro langfristige Schulden. Zwar ist das Geschäftsmodell darauf ausgelegt, langfristige Einnahmen zu generieren, aber bei einer Eigenkapitalquote von unter 3 % ist das Risiko hoch.
Sollte sich der Immobilienmarkt verschlechtern oder die Nachfrage nach den Wertpapieren nicht steigen, könnte das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.“
„Die IQ fairprofit AG erwartet steigende Investitionen in digitale Wertpapiere. Ist das realistisch?“
Bremer:
„Die bisherigen Zahlen zeigen, dass die Nachfrage nach der Schuldverschreibung eher gering ist. Bis Ende 2023 wurden nur 149.600 Euro investiert, und bis Juni 2024 nur 175.600 Euro. Das liegt weit entfernt vom Ziel von 8 Millionen Euro.
Die Strategie, verstärkt auf digitales Marketing zu setzen, könnte den Absatz erhöhen – aber ob das ausreicht, bleibt abzuwarten. Zudem sind digitale Wertpapiere ein neuer Markt, der nicht ohne Risiko ist.“
„Wie bewerten Sie die Risikofaktoren für 2024?“
Bremer:
„Es gibt mehrere Risiken:
- Immobilienmarkt – Höhere Zinsen und strengere Kreditvergaben machen den Kauf von Immobilien schwieriger. Falls weniger Wohnungen verkauft werden, könnte das die Umsätze drücken.
- Schwache Eigenkapitalquote – Nur 2,8 % Eigenkapital bedeuten, dass das Unternehmen stark auf Fremdkapital angewiesen ist. In Krisenzeiten kann das problematisch werden.
- Digitale Wertpapiere – Die bisherige Nachfrage ist niedrig, und ob sich das in 2024 verbessert, bleibt fraglich.
- Wirtschaftliche Unsicherheiten – Ukraine-Krieg, Inflation und mögliche Marktturbulenzen könnten sich negativ auswirken.“
„Was raten Sie potenziellen Investoren?“
Bremer:
„Investoren sollten sich die Finanzlage genau ansehen. Die IQ fairprofit AG hat Wachstumspotenzial, aber auch hohe Schulden und niedrige Eigenmittel.
Wer investieren möchte, sollte sich fragen:
✅ Glaubt man an den Erfolg der digitalen Wertpapiere?
✅ Hält man den Immobilienmarkt für stabil?
✅ Ist man bereit, ein hohes Risiko einzugehen?
Aktuell bleibt IQ fairprofit eine spekulative Anlage mit Chancen und Risiken.“
„Ihr Fazit: Wachstum oder Wagnis?“
Bremer:
„Die IQ fairprofit AG wächst, aber es gibt Risiken. 2024 wird entscheidend sein. Wenn digitale Wertpapiere und Immobilienverkäufe anziehen, könnte das Unternehmen finanziell stabiler werden.
Sollte das nicht gelingen, bleibt das hohe Schuldenniveau ein Problem. Investoren sollten das genau beobachten.“
„Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!“
Bremer:
„Sehr gerne!“
Fazit für Investoren:
🟢 Positiv: Umsatzwachstum, Immobilienstrategie, neue Geschäftsmodelle.
🔴 Negativ: Hohe Schulden, schwache Eigenkapitalquote, unsichere Wertpapier-Nachfrage.
📌 Empfehlung: Nur für risikobewusste Anleger!