Frage: Frau Bontschev, die Inflationsrate 2024 liegt bei 2,2 Prozent. Was bedeutet das konkret für die Verbraucher?
Rechtsanwältin Bontschev: Eine Inflationsrate von 2,2 Prozent klingt auf den ersten Blick moderat, aber sie ist mehr als nur eine Zahl. Sie bedeutet, dass sich die Kaufkraft des Geldes weiter verringert. Verbraucher müssen also für die gleichen Waren und Dienstleistungen mehr ausgeben. Besonders problematisch ist, dass die Inflation vor allem in Bereichen wie Versicherungen, Dienstleistungen oder der Fahrzeugwartung zuschlägt – also in Dingen, die kaum vermeidbar sind.
Frage: Was bedeutet das rechtlich für Verträge, insbesondere bei Versicherungen und langfristigen Verpflichtungen?
Bontschev: Viele Versicherungsverträge enthalten Klauseln, die Preissteigerungen durch Indexanpassungen erlauben. Das heißt, steigende Preise führen oft automatisch zu höheren Beiträgen. Verbraucher sollten ihre Verträge genau prüfen und hinterfragen, ob Preiserhöhungen rechtlich zulässig und angemessen sind. Bei langfristigen Verträgen, wie Miet- oder Leasingverträgen, kann die Inflation indirekt durch steigende Nebenkosten oder Reparaturgebühren spürbar werden. Hier ist Transparenz entscheidend.
Frage: Gibt es Möglichkeiten für Verbraucher, sich rechtlich gegen die Auswirkungen der Inflation zu schützen?
Bontschev: Eine direkte rechtliche Absicherung gegen Inflation gibt es nicht. Es ist aber sinnvoll, bei Verträgen darauf zu achten, dass Anpassungsklauseln klar und nachvollziehbar geregelt sind. Verbraucher können auch aktiv werden, indem sie ihre Versicherungs- und Dienstleistungsverträge vergleichen und gegebenenfalls wechseln, wenn die Konditionen ungünstig erscheinen. Bei Verdacht auf unfaire Klauseln lohnt sich eine juristische Prüfung.
Frage: Die Inflation betrifft auch Geldanlagen. Was bedeutet das für private Sparer?
Bontschev: Mit der Inflation verliert Geld auf Tagesgeldkonten oder in bar an Wert, besonders wenn die Zinssätze weiterhin niedrig bleiben. Rechtlich gesehen könnten Sparer prüfen, ob die Bedingungen ihrer Anlagen angepasst werden können, um inflationsbereinigt mehr Rendite zu erzielen. Produkte wie inflationsgebundene Anleihen oder Investitionen in Sachwerte können eine Option sein, auch wenn diese ebenfalls rechtliche Risiken bergen. Hier ist eine fundierte Beratung durch Experten ratsam.
Frage: Was empfehlen Sie den Verbrauchern, um finanziell besser durch die Inflationszeit zu kommen?
Bontschev: Wissen ist Macht. Verbraucher sollten sich über ihre Rechte bei Preissteigerungen informieren, Verträge kritisch prüfen und gegebenenfalls handeln. Außerdem empfehle ich, Ausgaben und Verträge regelmäßig zu überprüfen und bei Unsicherheiten professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Letztlich ist es wichtig, finanzielle Entscheidungen gut abzuwägen und sich nicht von kurzfristigen Versprechungen locken zu lassen.
Frage: Gibt es rechtspolitische Maßnahmen, die helfen könnten?
Bontschev: Ja, klar definierte Regeln zur Transparenz bei Preisanpassungen und die Verpflichtung von Unternehmen, diese Anpassungen verständlich zu kommunizieren, wären ein guter Ansatz. Zudem könnten gezielte Entlastungsmaßnahmen für Haushalte mit niedrigerem Einkommen helfen, die Auswirkungen der Inflation abzufedern.
Frage: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Frau Bontschev.
Bontschev: Gern geschehen. Es ist wichtig, dass Verbraucher gut informiert bleiben, um finanziell abgesichert zu sein.