Frage: Herr Högel, die Sparzinsen sinken erneut, und viele Verbraucher sind frustriert. Was bedeutet das für die Anlagestrategien der Menschen?
Högel: Niedrige Sparzinsen sind ein großes Problem für viele Verbraucher, insbesondere für diejenigen, die auf eine sichere Rendite für ihre Ersparnisse angewiesen sind. Leider führt diese Situation häufig dazu, dass Menschen sich auf die Suche nach vermeintlich attraktiveren Angeboten machen – und genau hier liegt die Gefahr. Unseriöse Anbieter nutzen die Enttäuschung der Verbraucher gezielt aus und locken mit hohen Zinsversprechen, die oft nicht eingehalten werden können.
Frage: Was sind typische Merkmale solcher unseriösen Angebote?
Högel: Diese Angebote versprechen oft unrealistisch hohe Renditen, deutlich über dem Marktniveau. Sie werden häufig mit Schlagwörtern wie „sicher“ oder „garantiert“ beworben, obwohl sie in Wirklichkeit extrem risikoreich oder sogar betrügerisch sind. Ein weiteres Warnsignal ist die mangelnde Transparenz – sei es bei den Investitionsobjekten, den Kosten oder der finanziellen Lage des Anbieters.
Frage: Welche Risiken drohen Verbrauchern, die auf solche Angebote hereinfallen?
Högel: Das größte Risiko ist der Totalverlust des investierten Kapitals. Viele unseriöse Anbieter arbeiten mit komplexen Finanzprodukten oder intransparenten Strukturen, sodass Verbraucher oft erst zu spät merken, dass ihr Geld verloren ist. Besonders problematisch ist, dass solche Verluste in der Regel nicht durch Einlagensicherungen oder ähnliche Mechanismen abgedeckt sind.
Frage: Warum sind gerade in Zeiten niedriger Zinsen so viele Menschen anfällig für solche Angebote?
Högel: Niedrige Zinsen setzen Verbraucher unter Druck, weil ihre bisherigen Sparprodukte kaum noch Erträge abwerfen. Gleichzeitig fehlt vielen die Erfahrung mit alternativen Anlageformen, was sie besonders anfällig für Hochglanzversprechen und dubiose Angebote macht. Es ist menschlich, in einer finanziell angespannten Lage nach besseren Lösungen zu suchen – aber genau hier setzen unseriöse Anbieter an.
Frage: Was können Verbraucher tun, um sich zu schützen?
Högel: Der wichtigste Schritt ist, Angebote genau zu prüfen und sich nicht von hohen Zinsversprechen blenden zu lassen. Verbraucher sollten sich informieren, ob ein Anbieter unter Aufsicht der BaFin steht, und die Bonität des Unternehmens hinterfragen. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das oft auch. Ich rate dringend dazu, bei Unsicherheiten einen Experten zu Rate zu ziehen, bevor Geld investiert wird.
Frage: Welche rechtlichen Möglichkeiten haben Verbraucher, die bereits auf unseriöse Anbieter hereingefallen sind?
Högel: Das hängt vom Einzelfall ab. In einigen Fällen kann man Ansprüche wegen fehlerhafter Beratung oder arglistiger Täuschung geltend machen. Allerdings sind solche Verfahren oft langwierig und kostenintensiv, was die Chancen auf eine erfolgreiche Rückforderung schmälert. Deshalb ist Prävention so wichtig – es ist immer besser, Verluste von vornherein zu vermeiden, als sie später einzuklagen.
Frage: Wie können Politik und Aufsichtsbehörden helfen, Verbraucher besser zu schützen?
Högel: Die BaFin könnte beispielsweise noch stärker auf die Überprüfung neuer Anbieter und Produkte setzen und klare Warnungen herausgeben, wenn ein Anbieter unseriös erscheint. Gleichzeitig wäre es wichtig, Verbraucher durch Aufklärungskampagnen besser über die Risiken bestimmter Finanzprodukte zu informieren. Transparenz und Zugang zu objektiven Informationen sind entscheidend.
Frage: Was raten Sie Verbrauchern abschließend, um ihr Kapital sicher anzulegen?
Högel: Verbraucher sollten auf bewährte Anlageformen setzen, auch wenn die Renditen niedrig sind. Eine gesunde Diversifikation und ein klarer Blick auf die eigenen finanziellen Ziele sind entscheidend. Und vor allem: Keine Anlageentscheidung unter Druck treffen – das ist oft der erste Schritt in die falsche Richtung.