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„Abnehmspritze“ steigert Fruchtbarkeit – Chancen und Risiken im Fokus

NatalieSz (CC0), Pixabay

Medikamente wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro, die häufig als sogenannte „Abnehmspritzen“ eingesetzt werden, zeigen eine bemerkenswerte Nebenwirkung: Sie erhöhen indirekt die Fruchtbarkeit. Dies liegt vor allem an der Gewichtsreduktion, die durch die Präparate erreicht wird, wie Expertinnen und Experten erklären. Besonders in den USA hat der Begriff „Ozempic-Babys“ bereits Einzug in die öffentliche Diskussion gefunden – eine Anspielung auf die überraschenden Schwangerschaften, die nach der Behandlung auftreten. Auch in Österreich und anderen Ländern wird ein ähnlicher Trend beobachtet.

Gewichtsverlust und verbesserte Fruchtbarkeit

Die Wirkung der Medikamente basiert auf der Senkung des Körpergewichts, die oft mit einer Verbesserung des Hormonhaushalts einhergeht. Frauen, die zuvor aufgrund von Adipositas oder Typ-2-Diabetes Schwierigkeiten hatten, schwanger zu werden, erleben durch eine Gewichtsreduktion von nur fünf bis zehn Prozent häufig eine Normalisierung ihres Zyklus. Dadurch wird der Eisprung regelmäßiger und eine Schwangerschaft wahrscheinlicher, erklärt Alexandra Kautzky-Willer, Gendermedizinerin an der MedUni Wien.

„Frauen, die jahrelang vergeblich versucht haben, schwanger zu werden – selbst nach einer IVF-Behandlung –, konnten plötzlich auf natürlichem Wege schwanger werden, nachdem sie die Spritzen erhalten hatten“, so Kautzky-Willer. Der Effekt betrifft jedoch nicht nur Frauen mit Kinderwunsch: Auch ungewollte Schwangerschaften treten häufiger auf, da die Fruchtbarkeit insgesamt gesteigert wird.

Weitere Faktoren, die die Fruchtbarkeit steigern

Neben der Gewichtsreduktion tragen auch andere Mechanismen der Medikamente zur erhöhten Fruchtbarkeit bei. So wirken die Präparate entzündungshemmend und verbessern die Insulinempfindlichkeit. Beide Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Hormonhaushalts. Bei Frauen mit Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), einer häufigen hormonellen Störung, kann die Behandlung das hormonelle Gleichgewicht ebenfalls positiv beeinflussen.

Wechselwirkungen mit der Pille

Ein wichtiger Aspekt für Menschen ohne Kinderwunsch ist die mögliche Beeinträchtigung von Verhütungsmitteln. Die Wirkung der Antibabypille kann durch die Präparate abgeschwächt werden, da sie die Magenentleerung verlangsamen und Nebenwirkungen wie Erbrechen oder Durchfall hervorrufen können. Diese Effekte können die Aufnahme der Pille im Körper stören und so den Schutz vor ungewollten Schwangerschaften beeinträchtigen. Frauen, die die Medikamente einnehmen, sollten daher auf alternative Verhütungsmethoden achten.

Einsatz in der Reproduktionsmedizin

In Zukunft könnten die „Abnehmspritzen“ gezielt in der Reproduktionsmedizin eingesetzt werden, insbesondere bei Frauen mit Typ-2-Diabetes, Adipositas oder PCOS. Diese Gruppen profitieren von den positiven Auswirkungen der Medikamente auf den Hormonhaushalt und die Insulinempfindlichkeit. Allerdings gibt es auch Einschränkungen: Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die Präparate verzichtet werden. Studien haben gezeigt, dass sie bei Tieren negative Auswirkungen auf die embryonale Entwicklung und die Muttermilch haben können. Aus diesem Grund wird empfohlen, die Medikamente mindestens zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abzusetzen.

Fazit

Die „Abnehmspritzen“ eröffnen neue Möglichkeiten in der Behandlung von Fruchtbarkeitsproblemen, bergen jedoch auch Risiken, insbesondere für Frauen ohne Kinderwunsch. Sie verdeutlichen, wie eng Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Fortpflanzungsfähigkeit miteinander verknüpft sind. Während die Präparate für viele Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch eine neue Hoffnung darstellen, ist Vorsicht geboten – sowohl bei der Anwendung als auch bei möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

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