Mangrovenwälder sind unverzichtbare Ökosysteme, die Küsten schützen, Lebensraum für zahlreiche Tiere bieten und eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen. Doch laut einem Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist die Hälfte der weltweiten Mangrovenbestände in einem schlechten Zustand. Besorgniserregend ist, dass 20 Prozent der Mangroven als akut gefährdet oder sogar „vom Aussterben bedroht“ eingestuft werden.
Einzigartigkeit der Mangroven
Mangroven sind besondere Bäume, die im Salzwasser gedeihen können. Evolutionsbiologisch betrachtet sind sie Pflanzen, die vor Millionen Jahren vom Land ins Meer zurückgewandert sind. Meeresbiologe Daniel Abed-Navandi vom Haus des Meeres in Wien erklärt: „Ähnlich wie Wale und Delfine haben sich Mangroven an das Leben im Wasser angepasst – ein Prozess, den nur wenige Pflanzenarten geschafft haben.“
Diese Bäume wachsen an den Küsten tropischer und subtropischer Gebiete und bedecken weltweit etwa 150.000 Quadratkilometer, was 15 Prozent der globalen Küstenflächen entspricht. Sie bilden eines der produktivsten Ökosysteme der Erde, das zahlreiche Funktionen erfüllt:
- Schutz der Küsten: Mangrovenwälder schützen vor Gezeiten, Stürmen und Erosion.
- Kinderstube des Meeres: Sie bieten jungen Fischen, Haien und anderen Meeresorganismen geschützte Rückzugsorte.
- Lebensraum an Land: In den Kronen der Mangroven finden Vögel, Reptilien und Säugetiere Lebensraum.
Bedrohung durch den Menschen und Klimawandel
Die Hauptursachen für den Rückgang der Mangroven sind vom Menschen verursachte Zerstörungen:
- Kommerzielle Nutzung: Viele Mangrovenwälder werden für Garnelenfarmen, den Bau von Hafenanlagen oder die Gewinnung von Muscheln und Krabben gerodet.
- Umweltverschmutzung: Chemische Belastungen und Abfälle bedrohen die empfindlichen Ökosysteme.
- Klimawandel: Steigende Meeresspiegel und extreme Wetterereignisse wie Stürme setzen den Mangroven zusätzlich zu.
Ein Bericht der IUCN warnt, dass bis zum Jahr 2075 ein Viertel der weltweiten Mangrovenwälder dauerhaft überschwemmt sein könnte. Besonders gefährdet sind Regionen im Nordwestatlantik, im Roten Meer, im nördlichen Indischen Ozean, im Südchinesischen Meer und im Golf von Aden.
Forderung nach Schutzmaßnahmen
Grethel Aguilar, die Generaldirektorin der IUCN, appelliert an die internationale Gemeinschaft, „koordinierte Schutzmaßnahmen“ umzusetzen. Dazu gehören:
- Schutzgebiete: Ausweisung von Mangrovenwäldern als Naturschutzgebiete.
- Wiederaufforstung: Programme zur Wiederherstellung zerstörter Mangrovenbestände.
- Nachhaltige Nutzung: Förderung nachhaltiger Alternativen zur kommerziellen Nutzung der Wälder.
Erfolgsgeschichte in Wien: Nachzucht von Mangroven
Einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zum Schutz der Mangroven leistet das Haus des Meeres in Wien. Dort ist es erstmals gelungen, Mangroven erfolgreich nachzuzüchten. Diese stammen aus einem niederländischen Zoo und werden in einem eigens gestalteten Ausstellungsraum gezeigt. Ein besonderes Aquarium mit schrägen Glaswänden macht das Wurzelwerk der Mangroven sichtbar und erklärt den Besuchern die Funktionsweise dieses faszinierenden Ökosystems.
„Unser Ziel ist es, die Bedeutung der Mangroven für die Natur verständlich zu machen und ein Bewusstsein für ihren Schutz zu schaffen“, betont Abed-Navandi.
Fazit
Mangroven sind unverzichtbar für die Stabilität der Küstenökosysteme und den Schutz der Meeresvielfalt. Doch die Bedrohungen durch menschliches Handeln und den Klimawandel nehmen stetig zu. Während internationale Organisationen wie die IUCN zu dringenden Schutzmaßnahmen aufrufen, leisten lokale Projekte wie das Haus des Meeres in Wien wertvolle Arbeit, um Aufmerksamkeit auf dieses gefährdete Ökosystem zu lenken. Die Nachzucht in Wien zeigt, dass auch kleine Schritte große Auswirkungen haben können, wenn es darum geht, diese einzigartigen Wälder zu bewahren.