In Südkorea beginnen heute die abschließenden Verhandlungen über ein UN-Plastikabkommen, an denen Vertreter aus über 170 Staaten teilnehmen. Ziel der Gespräche ist es, die weltweite Plastikverschmutzung durch verbindliche Regelungen einzudämmen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeigte sich vorab auf NDR Info vorsichtig optimistisch, dass ein Durchbruch gelingen könnte. Besonders hofft sie auf die Einführung einer gemeinsamen Verbotsliste für besonders schädliche Plastikzusatzstoffe.
Globale Herausforderung durch Plastikverschmutzung
Plastikmüll stellt eine der größten Umweltgefahren unserer Zeit dar. Jährlich gelangen schätzungsweise 11 Millionen Tonnen Plastik in die Meere, was gravierende Auswirkungen auf Ökosysteme, Tiere und letztlich auch Menschen hat. Die Verhandlungen in Südkorea gelten als Meilenstein, da erstmals verbindliche globale Maßnahmen angestrebt werden, um den Plastikverbrauch zu reduzieren und den Einsatz umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe zu reglementieren.
„Plastikverschmutzung macht nicht an Grenzen halt. Es braucht eine gemeinsame globale Antwort, und ich sehe die Chance, dass wir mit diesem Abkommen ein wichtiges Zeichen setzen“, betonte Lemke.
Schwierige Verhandlungen erwartet
Dennoch warnte die Ministerin vor überzogenen Erwartungen. Die gerade abgeschlossene UN-Klimakonferenz in Baku habe erneut verdeutlicht, wie schwer es sei, in einer zunehmend polarisierten Weltgemeinschaft auf gemeinsame Regeln zu einigen. Besonders die Interessen der großen Plastikproduzentenländer wie China, Indien und die USA könnten die Verhandlungen erschweren.
„Wir haben es hier mit einem Spannungsfeld zwischen Umweltinteressen, wirtschaftlichen Abhängigkeiten und geopolitischen Machtspielen zu tun“, so Lemke. Besonders umstritten sind Fragen zu Produktionsbeschränkungen und verbindlichen Recyclingquoten, die erhebliche Auswirkungen auf nationale Industrien haben könnten.
Wichtige Inhalte des geplanten Abkommens
Das UN-Plastikabkommen soll mehrere zentrale Punkte abdecken:
Verbot von schädlichen Zusatzstoffen: Eine einheitliche Liste gefährlicher Chemikalien, die in Plastikprodukten verwendet werden, soll erstellt und schrittweise verboten werden.
Reduktion von Einwegplastik: Verbindliche Maßnahmen zur Einschränkung des Einsatzes von Einwegplastik, insbesondere in Verpackungen und Produkten des täglichen Gebrauchs.
Förderung von Recycling: Verpflichtende Recyclingquoten und Investitionen in Kreislaufwirtschaft sollen weltweit etabliert werden.
Internationale Unterstützung: Finanzielle Hilfen für ärmere Länder, um deren Kapazitäten im Kampf gegen Plastikverschmutzung zu stärken.
Unterstützung aus der EU und Deutschland
Deutschland und die EU treten bei den Verhandlungen geschlossen für ambitionierte Maßnahmen ein. Die EU-Kommission hat bereits ein umfangreiches Regelwerk zum Verbot von Einwegplastik und zur Förderung von Recycling vorgelegt. Ministerin Lemke betonte, dass Deutschland auch im eigenen Land weiter Vorreiter bleiben wolle, etwa durch strengere Regelungen für Verpackungsplastik und die Förderung nachhaltiger Alternativen.
Perspektive und Hoffnung
Die Verhandlungen in Südkorea bieten eine seltene Chance, globale Maßnahmen gegen die Plastikflut einzuleiten. „Wir sind an einem Punkt, an dem ein globales Problem nur durch globale Lösungen gelöst werden kann“, so Lemke. Experten und Umweltverbände hoffen, dass die Beratungen konkrete Fortschritte bringen und ein Signal für mehr internationalen Umweltschutz setzen.
Die Ergebnisse der Verhandlungen werden in den kommenden Tagen mit Spannung erwartet. Sie könnten nicht nur die Richtung der globalen Plastikpolitik bestimmen, sondern auch Vorbildcharakter für andere Umweltabkommen haben.