In ganz Frankreich sind am Wochenende Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen sexualisierte Gewalt zu demonstrieren. In Städten wie Paris, Marseille, Lyon und weiteren Regionen versammelten sich Protestierende, um ihrer Wut und Empörung Ausdruck zu verleihen. Unter den Rufen „Die Scham muss die Seite wechseln“ forderten sie ein Ende der Gewalt und mehr Schutz für die Betroffenen.
Der Slogan „Die Scham muss die Seite wechseln“ geht auf die Französin Gisele Pelicot zurück, die jahrelang Opfer schwerer Misshandlungen durch ihren Ehemann wurde. Sie hatte öffentlich gemacht, dass sie von ihm systematisch zur Vergewaltigung angeboten wurde – ein Fall, der Frankreich erschüttert und breite mediale Aufmerksamkeit erlangt hat. Pelicot brach das Schweigen und wurde damit zur Symbolfigur der jüngsten Protestwelle.
Dieser und andere ähnlich gelagerte Fälle haben in Frankreich eine intensive Debatte über den Umgang mit sexualisierter Gewalt ausgelöst. Viele Betroffene werfen den Behörden und der Justiz vor, nicht konsequent genug gegen Täter vorzugehen und die Opfer unzureichend zu schützen. Insbesondere der Prozess gegen Pelicots Ehemann führte bereits im September Tausende Demonstrierende auf die Straßen, die ein härteres Vorgehen gegen Täter und umfassendere Unterstützung für Opfer forderten.
Die landesweiten Proteste sind Teil einer wachsenden gesellschaftlichen Bewegung, die das Ende der Stigmatisierung von Opfern sexualisierter Gewalt fordert. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer beklagten, dass Betroffene noch immer mit Scham und Schuldzuweisungen konfrontiert würden, während Täter häufig milde bestraft würden oder gar straffrei blieben.
Neben der Forderung nach einem stärkeren staatlichen Eingreifen wurden auch die Rechte von Frauen und Mädchen thematisiert, die in vielen Fällen immer noch unzureichend geschützt seien. Aktivisten mahnten an, dass es in Frankreich dringend umfassendere Gesetze und Maßnahmen brauche, um sexualisierte Gewalt zu bekämpfen und die Prävention zu stärken. Die Proteste spiegeln den Wunsch nach einem gesellschaftlichen Wandel wider, bei dem die Verantwortung für das Verbrechen klar den Tätern zugeschrieben wird – nicht den Opfern.