Die Vereinten Nationen haben scharfe Kritik an einem neuen Tugend-Gesetz der Taliban in Afghanistan geäußert, das nach Ansicht vieler Experten das Land weiter in die Isolation treiben wird. Rosa Otunbajewa, die Chefin der UN-Unterstützungsmission in Afghanistan (Unama), machte in ihrer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat deutlich, dass das Gesetz ein schwerer Rückschritt für die Menschenrechte sei, insbesondere für die Rechte der Frauen. Sie äußerte ihre Enttäuschung darüber, dass die Taliban die Chance auf einen konstruktiven Dialog mit der internationalen Gemeinschaft erneut vertan hätten.
Das Gesetz, das strenge religiöse Vorschriften für das gesellschaftliche Leben vorsieht, schränkt die Rechte von Frauen erheblich ein. Frauen dürfen öffentliche Ämter nicht mehr bekleiden und sind in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens stark eingeschränkt. Auch die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit stehen unter Druck. Die UN befürchtet, dass sich die humanitäre Lage in Afghanistan weiter verschlechtern wird, wenn keine diplomatische Lösung gefunden wird. Ein Treffen in Doha im Juni, an dem auch Vertreter der Taliban teilnahmen, hatte zunächst Hoffnungen auf eine Verbesserung der Beziehungen geweckt, diese wurden nun jedoch enttäuscht.