Der Migrationsexperte Gerald Knaus äußert starke Zweifel daran, dass die Ausweitung der Grenzkontrollen an allen deutschen Landgrenzen zu einem Rückgang der Asylbewerberzahlen führen wird. Der Österreicher, bekannt als Mitinitiator des EU-Flüchtlingsabkommens mit der Türkei, betonte im Deutschlandfunk: „Wer glaubt, dass Grenzkontrollen die irreguläre Migration stoppen können, weckt unerfüllbare Erwartungen.“
Anlass seiner Kritik ist die Ausweitung der punktuellen Kontrollen auch auf die Grenzen zu Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Dänemark. Knaus weist darauf hin, dass bereits viele EU-Staaten, wie Österreich und Frankreich, solche Kontrollen seit Langem praktizieren, jedoch ohne spürbaren Effekt. „Die Zahl der Asylanträge wurde dadurch nicht gesenkt,“ so Knaus.
Laut dem Experten wäre eine vollständige Abschottung nur mit drastischen Maßnahmen wie dem Ende des Schengener Abkommens möglich, was er als unwahrscheinlich erachtet. „Ein kompletter Stopp irregulärer Migration würde bedeuten, den grenzkontrollfreien Raum aufzugeben und Zäune an den Grenzen zu errichten,“ erklärte er. Für Knaus ist klar: Der alleinige Fokus auf nationale Kontrollen werde das Problem nicht lösen. Vielmehr sei ein EU-weiter Ansatz erforderlich, um die irreguläre Migration nach Europa zu reduzieren. „Darüber müssen wir dringend eine ehrliche Diskussion führen,“ schloss er.