Große Traktorhersteller haben bisher kaum elektrische Modelle in Serienproduktion. Ein Ehepaar aus Schnaitsee, Oberbayern, möchte diese Lücke mit ihrem E-Traktor füllen. Doch sind Elektroschlepper eine echte Alternative zu Diesel?
Ein leises Surren ist zu hören, wenn der E-Traktor mit Heuwender über die Wiese fährt. Landwirt Franz Obereisenbuchner testet das Fahrzeug erstmals auf seinem Betrieb bei Garching an der Alz und findet die Ruhe beim Heumachen faszinierend.
Der E-Traktor ist ein Prototyp der Tadus GmbH, einem Start-up von Johanna und Thaddäus Baier. Thaddäus, Luft- und Raumfahrtingenieur, und Johanna, Betriebswirtschaftlerin, planen die Serienproduktion in einer Landmaschinenwerkstatt bei Schnaitsee ab Ende nächsten Jahres.
Die Idee entstand durch die vielen Photovoltaikanlagen auf Bauernhofdächern. Der dort erzeugte Strom könnte direkt in die Traktor-Akkus fließen. Auch Obereisenbuchner hat PV-Module auf seinen Dächern und träumt davon, die Dieseltankstelle auf seinem Hof zu ersetzen.
Praktische Lösungen und Herausforderungen
Der Traktor-Akku mit 200 Kilowattstunden kann bei sehr sonnigen Tagen geladen werden. Eine Ladung dauert jedoch bis zu acht Stunden. Tadus hat hierfür eine Lösung: Der 250 Kilogramm schwere Wechsel-Akku kann mit einem Hubwagen schnell ausgetauscht werden.
Mit etwa 140 PS ist der E-Traktor fünf bis acht Stunden einsetzbar und eignet sich für die meisten Hofarbeiten, jedoch nicht für kraftintensive Aufgaben wie Pflügen. Der Preis ist derzeit noch ein Hindernis: Ein vergleichbarer Dieseltraktor kostet etwa 200.000 Euro, der E-Traktor wird 25 bis 35 Prozent teurer sein. Förderprogramme könnten die Kosten jedoch schnell amortisieren, insbesondere bei eigenem PV-Strom.
Mehr als nur ein Traktor
Der E-Traktor kann auch als Stromspeicher genutzt werden. Obereisenbuchner sieht darin eine ideale Ergänzung zu seinem bestehenden Heimspeicher und möchte den Traktor-Akku zur Versorgung seiner Milchviehhaltung und Molkerei einsetzen.
Das Konzept des Tadus E-Traktors scheint vielversprechend. Große Traktorfirmen arbeiten ebenfalls an Elektroantrieben, doch Serienmodelle sind bisher selten. Sollte der Tadus-Traktor wie geplant in Produktion gehen, könnte er eine wichtige Marktlücke schließen.
