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Kükentöten: Auswirkungen des Verbots und aktuelle Herausforderungen

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Seit über zwei Jahren ist das Töten männlicher Eintagsküken in Deutschland verboten. Während die Regelung im Ausland nicht gilt, klagen Geflügelzüchter über Wettbewerbsnachteile. Auch Bioverbände äußern Kritik.

In der Brüterei in Dorum an der niedersächsischen Nordseeküste scannt eine Maschine im Sekundentakt bis zu 7.000 Eier pro Stunde, um das Geschlecht der Küken zu bestimmen. Geschäftsführer der Brüterei erklärt, dass die Geschlechtsbestimmung mittels MRT-Technik erfolgt, ähnlich wie im Krankenhaus. Vor dem Verbot wurden männliche Küken nach dem Schlüpfen getötet, da sie keine Eier legen und weniger Fleisch ansetzen als Masthähnchen. Seit 2022 müssen Brütereien sich umstellen und männliche Tiere schon als Embryonen aussortieren.

Eine alternative Methode ist die Bruderhahn-Aufzucht, bei der männliche Küken großgezogen und später zu Fleisch verarbeitet werden. Diese Praxis gilt jedoch als unwirtschaftlich und nicht nachhaltig, da die Aufzucht teuer und das Fleisch schwer vermarktbar ist. Viele der Tiere werden nach Osteuropa exportiert, wo das Fleisch dann in Drittstaaten wie Afrika verkauft wird.

Laut dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft entstehen durch die neuen Verfahren Mehrkosten von 1,5 bis 3,5 Cent pro Ei. In Deutschland haben viele Legehennenbetriebe aufgrund der höheren Kosten und eines geschrumpften Marktes geschlossen. Der Verband kritisiert den deutschen Alleingang, da in anderen EU-Ländern keine vergleichbaren Regelungen bestehen, wodurch dort billiger produziert werden kann.

Brüterei-Geschäftsführer fordert ein EU-weit einheitliches Vorgehen. Ein entsprechender Vorschlag der EU-Kommission steht jedoch noch aus. Deutschland und Frankreich haben ein EU-weites Verbot initiiert, das aber wegen des Ukraine-Kriegs und der Inflation nicht weiter verfolgt wurde. Das Bundeslandwirtschaftsministerium betont, sich weiterhin für eine europäische Lösung starkzumachen.

Auch Bioverbände plädieren für eine europäische Lösung und kritisieren die Intransparenz für Verbraucher durch die Geschlechtsbestimmung im Ei. Auf vielen Eierverpackungen steht „ohne Kükentöten“, obwohl männliche Embryonen im Ei aussortiert werden. Einige Bioverbände setzen daher auf die Bruderhahn-Aufzucht, um diese Problematik zu umgehen.

Eine weitere Alternative ist das Zweinutzungshuhn, das sowohl Eier legt als auch Fleisch ansetzt. Diese Hühnerrassen sind robuster, legen jedoch weniger Eier und setzen weniger Fleisch an. Die Nachfrage nach Zweinutzungshühnern ist stabil, aber gering. Die Eier sind teurer, was die Frage nach bezahlbaren Lebensmitteln aufwirft. Eine Mehrheit der Verbraucher unterstützt zwar das Verbot des Kükentötens, aber eine umfassende Lösung für mehr Tierschutz erfordert das Engagement von Verbrauchern, Handel, Geflügelwirtschaft und Politik.

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