In Deutschland soll nach den Plänen der Bundesregierung die sogenannte Familienstartzeit eingeführt werden, die werdenden Vätern oder Partnerinnen zwei Wochen zusätzliche bezahlte Freistellung direkt bei der Geburt eines Kindes ermöglicht. Diese Regelung entspricht den Vorgaben der EU, doch die Finanzierung des Vorhabens ist zwischen den politischen Parteien und den Arbeitgebern umstritten.
Arbeitgebervertreter wie Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, argumentieren, die zusätzlichen Kosten würden die Unternehmen unverhältnismäßig belasten und fordern, dass der Staat die Kosten aus Steuermitteln trägt. Dem gegenüber steht die Ansicht von Ricarda Bollinger-Schönnagel vom Deutschen Familienverband, die betont, wie sehr Familien von der Maßnahme profitieren würden. Sie verweist auf die schnelle Rückkehr vieler Mütter aus dem Krankenhaus und die enorme Unterstützung, die die zusätzliche Anwesenheit eines Partners zu Hause bieten kann.
Einige Unternehmen haben bereits eigene Initiativen ergriffen. So bietet beispielsweise Henkel seit Anfang 2024 acht Wochen voll vergütete Elternzeit an und erhöht in dieser Zeit das gesetzliche Elterngeld auf das Niveau des ursprünglichen Gehalts der Mitarbeiter.
Der Gesetzesentwurf zur Familienstartzeit liegt derzeit auf Eis. Die FDP äußert Bedenken hinsichtlich der Finanzierung, und es wird diskutiert, ob die Kosten über eine Umlage, die den Arbeitgebern jährlich eine halbe Milliarde Euro kosten könnte, oder durch Krankenkassen für Selbstständige getragen werden sollten. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit der geplanten Regelung hinter anderen europäischen Ländern wie Finnland, Spanien und Portugal, die bereits längere bezahlte Väterfreistellungen gewähren. Der Zeitpunkt, zu dem die Familienstartzeit in Deutschland eingeführt wird, bleibt ungewiss.
